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Heftige Proteste gegen Rentenreform: Frankreich brennt – und trinkt trotzdem gemütlich Rotwein

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Von: Sandra Kathe

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In Frankreich wird vielerorts gegen die Politik der Macron-Regierung demonstriert. Auch Mülltonnen geraten in Brand. Doch viele scheinen von der Lage unbeeindruckt.

Paris – Trotz teils heftiger Proteste gegen die umstrittene Rentenreform geht das Leben in Frankreich seinen gewohnten Gang. Nun zeigen sogar virale Internet-Videos, wie Menschen in einem Straßencafé die ersten Frühlingsabende im Freien genießen, während wenige Meter entfernt Straßenbarrikaden brennen. Nutzerinnen und Nutzer verschiedener Social-Media-Netzwerke wie Twitter oder Instagram kommentieren die teils skurrilen Szenen mit Humor.

So macht vor allem ein Video die Runde, in dem man mehrere Menschen in einem Straßencafé beobachten kann, während Protestierende im Hintergrund Gegenstände in Brand setzen. Ein Mann und eine Frau, die an einem der Tische sitzen, unterhalten sich ganz normal weiter – zwischen ihnen, auf dem Tisch steht ein Glas Rotwein. Im Laufe des Videos setzen sich weitere Menschen dazu, werfen immer mal wieder einen Blick auf die Flammen. Aber auch sie lassen sich kaum von ihrem Cafébesuch ablenken. Ein anderes virales Video zeigt Menschen im Innenbereich eines Restaurants, durch dessen Scheiben man klar erkennen kann, dass es draußen brennt. Stellt sich für viele im Internet die Frage: Ist das ein Fake?

Im Internet kursieren Bilder von Menschen in Straßencafés während der Proteste in Frankreich. Ein TV-Sender hat ihre Echtheit inzwischen bestätigt.
Im Internet kursieren Bilder von Menschen in Straßencafés während der Proteste in Frankreich. Ein TV-Sender hat ihre Echtheit inzwischen bestätigt. © Screenshot Twitter

Videos aus Frankreich: Besucher von Restaurants und Straßencafés ignorieren brennende Mülltonnen

Die Echtheit beider Videos haben Rechercheteams französischer Medien inzwischen bestätigt. Bei der Aufnahme aus dem Straßencafé handelt es sich um ein Video, das laut Recherchen des Fernsehsenders TF1info auf dem Place de la Victoire in Bordeaux aufgenommen wurde. Das hat das Restaurant, dessen Terrasse gezeigt wird, auch dem Sender gegenüber bestätigt. Im Hintergrund wurden von Demonstrierenden Mülltonnen in Brand gesteckt.

Das andere Video zeigt laut Recherchen der französischen Plattform Checknews ein Restaurant in der Kleinstadt Saint-Etienne südwestlich von Lyon, dessen Betreiber dem Rechercheteam gegenüber bestätigte, dass die Feuerwehr vor dem Lokal mit den Löscharbeiten beschäftigt war. Aus diesem Grund seien die Gäste zum Zeitpunkt der Aufnahme auch vergleichsweise ruhig geblieben und hätten weiter gegessen und getrunken. Laut Informationen der Rechercheplattform stammt das Video vom 20. März.

Virale Videos zu Frankreich-Protesten: Aktuell keine verschärften Reisewarnungen

Von Menschen im Internet werden die viralen Videos immer wieder mit einem bekannten Internet-Meme verglichen, in dem ein Cartoon-Hund umgeben von Flammen an einem Tisch sitzt, darüber steht in Großbuchstaben „It‘s Fine“ (dt. Es ist gut). Eine Nutzerin etwa, die das Video aus Bordeaux auf Twitter teilte, kommentierte „Frankreich ist gerade streng genommen ein New-York-Cartoon“, zu dem anderen Video hieß es „Frankreich brennt und die Leute essen“.

Die Proteste gegen die von der Regierung unter Emmanuel Macron durchgesetzte Rentenreform, bei der etwa das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 hochgesetzt werden soll, laufen in Frankreich seit Wochen. Hunderte Menschen wurden seither festgenommen, immer wieder geraten Demonstrierende und Einsatzkräfte aneinander. Wie die Videos belegen, kommt es vielerorts auch außerhalb der Hauptstadt Paris zu heftigen Protesten.

Doch während das Auswärtige Amt derzeit vor drohenden Streiks und möglichen Zug- oder Flugausfällen in Frankreich warnt, sieht die Behörde offenbar keine Sicherheitsbedenken für Menschen, die etwa über die Osterfeiertage oder in den anstehenden Ferien eine Reise nach Frankreich planen. Verschärfte Reisewarnungen für das Land gibt es derzeit trotz der anhaltenden Proteste nicht. Es wird lediglich dazu geraten, Orte, an denen gerade demonstriert wird, zu meiden. (saka)

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