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Virologe Stöhr kritisiert Corona-Pläne von Lauterbach: „Panik und Angst“

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Von: Sophia Lother

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Mit scharfen Worten wendet sich Klaus Stöhr gegen den Corona-Kurs der Bundesregierung. Der Virologe stellt klare Forderungen auf.

Berlin – Auf dem letzten Corona-Gipfel wurden Lockerungen beschlossen. Allerdings sollen diese nach einem Stufenplan ablaufen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach wandte sich bei der nachfolgenden Bundespressekonferenz nochmals eindringlich an die Bundesländer, nicht zusätzliche Lockerungen zu den Beschlüssen des Corona-Gipfels zu beschließen. „Das ist alles auf Kante genäht“, erklärte Lauterbach und fügte warnend hinzu: „Das ist das Maximum, was wir uns an Lockerungen leisten können.“

Dem widerspricht nun Virologe Klaus Stöhr vehement. In der Podcast-ReiheCorona-Strategie mit Prof. Klaus Stöhr“ schießt er vor allem gegen Karl Lauterbach.

NameKlaus Stöhr
ProfessionVirologe und Epidemiologe
Geburtsjahr, -ort1959, Zerbst/Anhalt (Deutschland)

Corona: Virologe Stöhr findet Kommunikation über Omikron-Subtyp-B2 „fehlleitend“

Die vorsichtigen Lockerungsschritte seien bei der Bundespressekonferenz auch damit begründet worden, dass noch zu wenig über die Gefahr des Omikron-Subtyps-B2 bekannt sei. Diese Begründung sei schlicht „unzufriedenstellende Kommunikation, die auf Panik und Angst drängt“, sagt Virologe Stör. Das müsse wissenschaftlich genau eingeordnet werden.

Zwar sei die Übertragbarkeit und damit das Ansteckungsrisiko des Omikron-Subtyps höher, das heiße aber nicht, dass sich auch die Krankheitslast ändere. „Diese Variante dann hinzustellen als besondere Bedrohung, als Grund dafür, warum man nicht öffnen will, halte ich für außerordentlich fehlleitend“, betont Stöhr. Klar sei, die Variante kommt, und sie könnte auch in Deutschland zu einer dominierenden Corona-Variante werden, aber an der „Gesamtkrankheitslast“, würde sich nichts ändern. Lediglich würde „es vielleicht schneller gehen mit der natürlichen Immunisierung des Rests der Bevölkerung.“

Deutschland mit vorsichtigen Corona-Lockerungen: Virologe hält das für falsch

Auch die Begründungen, wegen Long Covid oder der Impflücke in Deutschland vorsichtiger in Sachen Lockerungen vorgehen zu wollen, kritisiert der Virologe. Er findet: Die Bundesregierung müsse jetzt einen vollkommen anderen Weg gehen. „Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass die Bundesregierung jetzt wirklich proaktiv die Zukunft und das Ende der Pandemie kommuniziert. Nämlich: Alle infizieren sich, alle sollten sich möglichst impfen lassen, für die die Impfung der bessere Weg ist als die Infektion“.

Wie geht es in Deutschland in der Omikron-Welle weiter? Virologe Stöhr hat eine klare Meinung. (Symbolfoto)
Wie geht es in Deutschland in der Omikron-Welle weiter? Virologe Stöhr hat eine klare Meinung. (Symbolfoto) © Christoph Soeder/dpa

Das seien „mindestens alle über 18 Jahren, marginal auch die 12- bis 17-Jährigen. Die, die Vorerkrankungen haben, Kinder zwischen 5 und 11 Jahren sollten sich auch impfen lassen, für alle anderen ist die Infektion der bessere Weg und für alle sowieso unausweichlich und das muss man so kommunizieren.“

Vierte Impfung gegen das Coronavirus: Virologe Stöhr sieht andere Möglichkeit

Auf die Frage, für wen der Virologe eine vierte Impfung für notwendig hält, antwortet Stöhr: Vor allem für die über 70-Jährigen. Denn bei dieser Personengruppe falle der Impfschutz schneller ab und diese Gruppe sei zudem vulnerabler. Des Weiteren stellt sich der Experte gegen eine Impfung mit einem der Corona-Impfstoffe im Sommer, dadurch, dass das Coronavirus in der Jahreszeit weniger stark zirkuliere, sei eine Auffrischung wissenschaftlich nicht begründbar.

Zuletzt wirft Stöhr einen Blick auf ein mögliches Ende der Pandemie. Wie bereits vorhergehende Arbeiten aus den USA zeigten, ist der Schutz vor einer Corona-Infektion bei Geimpften und gleichzeitig Genesenen besonders hoch. Stöhr beruft sich auf eine Kohortenstudie aus Großbritannien, die dieses Ergebnis stützt. Daraus schließt der Virologe: „Die wichtigste Schlussfolgerung, die in der Pressekonferenz nicht geschlossen wurde, ist, dass letztendlich nur die Infektion zum Schluss das Boostern ersetzt und nicht mehr notwendig macht. Ohne Infektion würde man dauernd boostern müssen“. Dies sei jedoch nur eine theoretische Überlegung, denn Omikron werde dafür sorgen, dass sich alle letztendlich infizieren. „Das ist das normale Ende der Pandemie“. (Sophia Lother)

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