Nach dem 9-Euro-Ticket: Kommt jetzt das 69-Euro-Ticket?
Nach dem Erfolg des 9-Euro-Tickets fordert die Branche ein Nachfolgemodell. Kommt das 69-Euro-Ticket schon im September?
Frankfurt – Das 9-Euro-Ticket hat gerade die Halbzeitmarke erreicht und die Diskussion um ein Nachfolgemodell ist bereits in vollem Gange. Noch bis Ende August soll der vergünstigte Preis im öffentlichen Personennahverkehr gelten, wobei nun die Frage im Raum steht, wie es danach weiter geht. Aus der Branche selbst kommen jetzt konkrete Forderungen, welche die Politik zur Eile anregen.
Den Zahlen des Verbandes der Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge ist das 9-Euro-Ticket ein absoluter Erfolg. Die Entlastungsmaßnahme, die als Reaktion auf die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs erlassen wurde, wird demnach von 31 Millionen Menschen genutzt. Zwar sind 10 Millionen davon Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten, jeder fünfte Nutzer und jede fünfte Nutzerin ist aber im Zuge der Maßnahme erstmals auf den ÖPNV umgestiegen. Der Verband fordert deshalb ein Nachfolgemodell in Form eines Tickets, das die Fahrt mit dem Regionalverkehr für 69 Euro im Monat möglich macht.

69-Euro-Ticket im ÖPNV: Die Branche ist bereit
Das 9-Euro-Ticket habe eine Situation in Deutschland geschaffen, die nicht rückgängig gemacht werden sollte, begründete der VDV-Geschäftsführer Oliver Wolff die Forderung. Die Notwendigkeit der finanziellen Entlastung sowie einer klimafreundlichen Mobilität bestünden außerdem „mehr denn je“, erklärte er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Das 69-Euro-Ticket sollte deshalb schon ab dem 1. September gelten, also direkt im Anschluss an die aktuelle Vergünstigung. Die Branche sei in der Lage, dies umzusetzen, brauche aber „sehr schnell den entsprechenden Auftrag seitens der Politik“, sagte Wolff. Die Regierung hat jedoch Bedenken.
So steht die Frage im Raum, inwiefern der Ausbau des ÖPNV unter einem langfristig günstigen Angebot dieser Art leiden würde. Selbst Grünen-Chefin Ricarda Lang, die Unterstützung für ein 69-Euro-Ticket signalisierte, machte gegenüber der FAZ darauf aufmerksam: „Wir wollen ein günstiges Ticket und gleichzeitig die Qualität des Angebots verbessern.“
Diskussion um ein 69-Euro-Ticket: Branchenchef schlägt Sondervermögen vor
SPD-Fraktionsvizechef Detlef Müller unterbreitete derweil im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland den Vorschlag, bis zur Verkehrsministerkonferenz im Herbst ein Modell zu erarbeiten. Laut dem VDV müsse eine Nachfolge des 9-Euro-Tickets hingegen schnell entschieden werden: „Wir können nicht bis zum Herbst warten“, sagte VDV-Chef Wolff der FAZ.
Hinter der politischen Besorgnis steht natürlich auch die Finanzierung. VDV-Chef Wolff hat jedoch auch darauf eine Antwort. Demnach könnte ein Sondervermögen wie für die Bundeswehr dabei helfen, die Kosten aufzubringen. Ein 69-Euro-Ticket würde etwa zwei Milliarden Euro im Jahr kosten – 0,5 Milliarden weniger, als die Kosten des Bundes für das 9-Euro-Ticket, so der Verband. Der SPD-Politiker Müller schlug indessen vor, dass sich die Länder ähnlich beteiligen wie bei dem Corona-Rettungsschirm.
Das gilt für das 9-Euro-Ticket | |
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Ab wann und wie lange gilt das Ticket? | Vverfügbar ab dem 1. Juni für drei Monate |
Wo gilt das Ticket? | Bundesweite Gültigkeit, keine regionale Einschränkung |
Für wen gilt das Ticket? | Keine Beschränkung auf Personengruppen, Abo-Inhaber erhalten eine Erstattung |
Was kostet das Ticket? | 9 Euro pro Monat |
Nachfolger des 9-Euro-Tickets: Diskussion nimmt Fahrt auf
Angesichts der Diskussion steigt die Wahrscheinlichkeit eines Nachfolgemodells für das 9-Euro-Ticket. Die Frage, ob bereits im September damit zu rechnen ist, ist jedoch eine andere. Generell ist die Ausgestaltung einer langfristigen ÖPNV-Vergünstigung noch völlig unklar. Selbst der VDV spricht in seinem Vorschlag davon, das 69-Euro-Ticket nur übergangsweise zu nutzen, bis eine beständige Lösung gefunden wurde.
Eine Fortsetzung des aktuellen Modells ist derweil offenbar vom Tisch: Erst vor Kurzem erteilte Christian Lindner der Verlängerung des 9-Euro-Tickets eine Absage – Er hat andere Pläne. (vbu mit AFP und dpa)