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Mysteriöse Krankheit in Kanada: Boykottiert die Regierung die Aufklärung?

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Von: Isabel Wetzel

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Der Hummerfang ist in New Brunswick in Kanada ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. (Symbolbild)
Der Hummerfang ist in New Brunswick in Kanada ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Blockiert die Regierung deshalb die Forschung? (Symbolbild) © Robin Utrecht/dpa

Fachleute suchen in Kanada nach der Ursache einer rätselhaften Nervenkrankheit. Doch die Regierung der Provinz scheint die Forschung zu blockieren. 

New Brunswick – Halluzinationen, Demenz, massiver Gewichtsverlust: Mit diesen und einigen weiteren Symptomen kämpfen seit Jahren immer mehr Menschen im kanadischen New Brunswick. Eine mysteriöse Krankheit breitet sich hier offenbar immer weiter aus – Forschende vermuten eine seltene Nervenkrankheit hinter den Symptomen.

Der erste Fall soll bereits 2013 in der kanadischen Provinz aufgetreten sein und seit 2018 sind laut offiziellen Zahlen 48 Menschen daran erkrankt. Andere Quellen sprechen dagegen bereits von deutlich mehr Betroffenen. Ein Whistleblower sprach gegenüber dem Guardian beispielsweise von rund 150 Betroffenen. Während Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fieberhaft versuchen, die Ursache für die Erkrankung zu finden, schweigt die Regierung zu dem Thema.

Rätselhafte Krankheit in Kanada aufgetaucht: Bevölkerung verliert Vertrauen

Anfang 2021 rückte die mysteriöse Erkrankung erstmals ins Licht der Öffentlichkeit, weil eine interne Nachricht der kanadischen Gesundheitsbehörde an die Mediziner:innen im Land publik wurde. In dieser wurden die Ärztinnen und Ärzte dazu aufgefordert, nach Symptomen Ausschau zu halten, die denen der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) ähneln. Laut Robert Koch-Institut ist CJK eine seltene neurologische Erkrankung, die die geistigen und motorischen Fähigkeiten einschränkt.

Nachdem im Jahr 2021 neun Todesfälle bekannt wurden, die in Zusammenhang mit der mysteriösen Krankheit stehen könnten, schaltete sich die Regierung von New Brunswick ein und forderte weitere Untersuchungen an. Ursprünglich wollte das Gesundheitsministerium von New Brunswick bereits im Januar 2022 erste Ergebnisse zu der mysteriösen Nervenkrankheit veröffentlichen. Das ist bislang nicht geschehen.

Jetzt häufen sich stattdessen Berichte, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die Behörden schwindet – denn diese scheinen die Forschung zu der Krankheit nicht zu unterstützen, sondern vielmehr zu boykottieren.

Kanada: Forschungsteam hat Verdacht zu mysteriöser Krankheit

Über mehrere Monate haben offiziellen Angaben zufolge mehrere Neurolog:innen, Umweltexpert:innen und Mitglieder der Regierung klinische Untersuchungen und Befragungen durchgeführt, um der Ursache der Erkrankung auf den Grund zu gehen. Im April 2021 fiel dabei der Verdacht erstmals auf das Nervengift BMAA. Wenige Tage nach der Verdachtsäußerung wurden die regelmäßigen Treffen nach Informationen von Focus Online vorerst auf Eis gelegt.

Das Nervengift kann zu verschiedenen neurologischen Krankheiten bis hin zum Tod führen und tritt in Salzwasser, Süßwasser sowie an Land auf und kann von Pflanzen und Tieren aufgenommen und so auf den Menschen übertragen werden – unter anderem durch Hummer. Und der Hummerfang ist neben dem Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der kanadischen Provinz.

In ersten Befragungen, die die Abteilung für Epidemiologie und Überwachung in New Brunswick im Oktober 2021 veröffentlichte, gaben 91 Prozent der Betroffenen an, kurz vor dem Ausbruch der Krankheit Hummer gegessen zu haben. Dennoch erklärte New Brunswicks Gesundheitsministerin Dorothy Shephard in einer Pressemitteilung, dass durch eine Untersuchung bekannte Nahrungsmittel, Umweltfaktoren oder das Verhalten der Erkrankten als Faktoren ausgeschlossen werden konnten.

Mysteriöse Krankheit in Kanada: Verschleiert die Regierung Fälle?

Zudem sollen die Behörden versucht haben, die Fallzahlen der mysteriösen Krankheit nach unten zu korrigieren. Johanne Boucher, die von den bislang unerklärlichen Symptomen ebenfalls betroffen ist, berichtete der kanadischen Rundfunkanstalt CBC von einem Brief, in dem das Gesundheitsministerium ihr mitteilte, dass ihre Erkrankung nicht länger zu den offiziellen Fällen zählen würde.

Weiter berichtete der Sender CBC, dass New Brunswick staatliche Fördergelder abgelehnt hat, die die weiteren Untersuchungen unterstützen sollten. Laut Gesundheitsministerin Shephard trage die lokale Gesundheitsbehörde die Verantwortung für die lokal auftretenden Fälle der mysteriösen Krankheit. Zudem gebe es derzeit nichts, das die Bundesregierung tun könnte, was die lokalen Behörden nicht bereits täten. (iwe)

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