Berichte: Dutzende verbrannte Leichen in Fahrzeugen in Myanmar entdeckt
In Myanmar sind Berichten zufolge über 30 verbrannte Leichen entdeckt worden. Nichtregierungsorganisationen sprechen von einem Bruch des humanitären Völkerrechts.
Yangon – In Myanmar sind die verbrannten Leichen von etwa 30 Menschen gefunden worden. Das berichten Rebellen und Menschenrechtsaktivist:innen. Auch Frauen und Kinder sollen unter den Toten sein. Bei den Opfern handele es sich um Zivilist:innen, die wegen Kämpfen aus ihren Dörfern fliehen wollten, sagte ein Mitglied der Menschenrechtsgruppe Karenni Human Rights Group, der anonym bleiben wollte, am Samstag (25.12.2021) der Deutschen Presse-Agentur.
Die gefundenen Menschen seien von Soldaten der Militärjunta festgenommen und getötet worden, fügte ein örtlicher Menschenrechtler hinzu. Er gab an, die verkohlten Körper selbst gesehen zu haben. Der Vorfall habe sich bereits am Freitag (24.12.2021) im Bundesstaat Kayah im Osten Myanmars ereignet. Ein Vertreter der gegen die regierende Militärjunta kämpfenden Rebellentruppe People‘s Defence Forces (PDF) erklärte, dass ihre Kämpfer die Fahrzeuge in der Nähe der Gemeinde Hpruso gefunden hätten. Darin seien 27 Leichen gewesen, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Ein anderer Zeuge spricht laut AFP davon, dass „27 Schädel“ entdeckt worden seien, „aber es gab noch weitere Leichen in einem Lastwagen, die so verkohlt waren, dass wir sie nicht zählen konnten“.

Leichenfund in Myanmar: Menschenrechtler werden vermisst
Zwei Mitarbeitende der Hilfsorganisation Save the Children werden nach dem Vorfall noch vermisst, teilte die internationale Nichtregierungsorganisation mit. Die Vermissten seien nach einem humanitären Einsatz in der Nähe auf dem Weg nach Hause gewesen. Man habe jedoch die Bestätigung, dass ihr privater Wagen angegriffen worden und ausgebrannt sei, berichtet Save the Children. Die NGO sprach von mindestens 38 Toten. „Das Militär hat Berichten zufolge Menschen aus ihren Autos gezwungen, einige festgenommen, andere getötet und ihre Körper verbrannt“, hieß es. Die Organisation verurteilte den Angriff als Bruch des humanitären Völkerrechts. In mehreren Regionen Myanmars setzte die NGO ihre Arbeit in Folge des Vorfalls aus.
Die Berichte von Einheimischen sowie Medienberichte aus Myanmar können nicht unabhängig überprüft werden. Die Organisation Myanmar Witness, die nach eigenen Angaben Beweise über Menschenrechtsverletzungen sammelt, bestätigte ein Feuer am Freitag (24.12.2021) um 13.18 Uhr (Ortszeit). „35 Menschen, darunter Kinder und Frauen, am 24. Dezember vom Militär verbrannt und getötet“, berichtet die Organisation laut AFP.
Myanmar: Militär soll 35 Menschen kollektiv verbrannt haben
Ein weiteres Mitglied der Karenni Human Rights Group sagte unter Berufung auf Einheimische, dass die Junta in der Nähe des Dorfes Mu So in der Gemeinde Hpruso verbrannte Leichen zurückgelassen habe. „Wir fanden einige verbrannte Leichen mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Unsere Leute wurden brutal getötet“, sagte ein Mitglied der lokalen Widerstandsgruppe der Deutschen Presse-Agentur. „Die Zivilisten wurden hier kollektiv verbrannt“.
Ein Sprecher der Junta, Zaw Min Tun, sagte, dass es am Freitag in Hpruso Zusammenstöße gegeben habe, nachdem Soldaten versucht hätten, sieben „verdächtige Autos“ anzuhalten. Mehrere Menschen seien getötet worden, sagte der Sprecher. Einzelheiten nannte er nicht. Das Militär habe sieben Lastwagen mit „Terroristen“, wie das Militär die lokalen Widerstandskräfte nennt, beschossen, berichtete die vom Militär kontrollierte Zeitung The Mirror Daily.
Myanmar versinkt nach einer kurzen Phase der Demokratisierung seit einem Putsch im Februar 2021 wieder in Chaos und Gewalt. Das Militär hatte die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi entmachtet und regiert seither autoritär. Landesweite Proteste waren die Folge, bei deren Niederschlagung mehr als 1300 Menschen getötet und mehr als zehntausend festgenommen wurden. In vielen Teilen Myanmars gibt es bewaffnete Widerstandsgruppen, die AFP berichtet von mehr als 20 Rebellengruppen. Erst kürzlich sind 40 Menschen in Myanmar zu Tode gefoltert worden. (Max Schäfer mit dpa/afp)