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Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und Syrien: Mehr als 46.000 Tote – Ex-Chelsea-Fußballer unter den Opfern

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Von: Patrick Huljina

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Nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien steigt die Zahl der Toten weiter an. Dennoch gibt es immer noch Berichte über Wunder-Bergungen. Der News-Ticker.

Update vom 18. Februar, 21.05 Uhr: Zwölf Tage nach den verheerenden Erdbeben ziehen Helfer noch immer Leichen unter den Trümmern in der Türkei und Syrien hervor. Die Zahl der Menschen, die in der Türkei durch das Erdbeben getötet wurden, ist inzwischen auf 40.642 gestiegen. Das teilte der Vorsitzende der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad, Yunus Sezer, am Samstag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit. In Syrien sind bisher rund 5900 tote Menschen in Zusammenhang mit den verheerenden Beben gezählt worden. Die Zahl wird jedoch nur unregelmäßig aktualisiert. Insgesamt sind damit in beiden Ländern mehr als 46.000 Menschen ums Leben gekommen.

Erdbeben in der Türkei und Syrien: Berichte über Rettungen aus Trümmern nach 296 Stunden

Die Berichte über Rettungen aus der Türkei reißen derweil noch immer nicht ab. Aus den Trümmern eines eingestürzten Wohnhauses in Antakya sollen Helfer drei Menschen geborgen haben, darunter ein Kind. Sie seien 296 Stunden verschüttet gewesen, berichtete der staatliche Sender TRT. Der Bericht konnte nicht unabhängig überprüft werden.

Das zwölf Jahre alte Kind habe jedoch trotz medizinischer Behandlung nicht überlebt, teilte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu mit. Den Angaben zufolge handelte es sich bei den drei Personen um einen Mann, eine Frau und ihr gemeinsames Kind. Auf einem Video war zu sehen, wie die Helfer den Mann und die Frau per Trage zu einem Krankenwagen brachten und Mediziner das Kind behandelten.

Erdbebenkatastrophe in der Türkei - Antakya.
Eine Frau geht in Antakya an den Trümmern von Gebäuden vorbei, die während des Erdbebens zusammengebrochen sind. © Bernat Armangue/dpa

Ex-Chelsea-Fußballer tot aufgefunden: Traurige Gewissheit nach Erdbeben-Katastrophe

Update vom 18. Februar, 10.10 Uhr: Nun ist es traurige Gewissheit: Der Ghanaer Christian Atsu (31) ist bei der Erdbeben-Katastrophe in der türkisch-syrischen Grenzregion ums Leben gekommen, wie sein Berater bestätigte.

„Mit schwerem Herzen muss ich allen, die es wünschen, mitteilen, dass Christian Atsus Leiche heute Morgen geborgen wurde“, twitterte sein Agent Nana Sechere am Samstag. „Mein tiefes Beileid gilt seiner Familie und seinen Angehörigen. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um allen für ihre Gebete und Unterstützung zu danken.“

Christian Atsu in dicker Jacke
Christian Atsu hatte Hatayspor erst noch zum Sieg geschossen. Jetzt ist er tot. © IMAGO / Action Plus

Vor knapp zwei Wochen hatte es zunächst Hoffnung gegeben, als es hieß, Atsu sei lebend unter den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes gefunden worden. Doch es hatte eine Verwechslung gegeben, teilten dessen Berater Nana Sechere und sein Klub Hatayspor mit.

Update vom 17. Februar, 17.41 Uhr: Den Helfern und Einsatzkräften im türkischen Erdbebengebiet ist laut einem Medienbericht ein weiteres Wunder gelungen. Ein 45 Jahre alter Mann soll nach 278 Stunden lebend aus den Trümmern in der Provinz Hatay gerettet worden sein, wie staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag berichtete. Der Bericht ließ sich nicht unabhängig überprüfen.

Nach Angaben der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad sind derzeit noch 40.000 Menschen in der Türkei im Einsatz, um Opfer der Erdbebenkatastrophe vor elf Tagen zu bergen. Erst am Donnerstag berichteten Medien von einem 17-jährigen Mädchen und einem 13-jährigen Jungen, die offenbar nach zehn Tagen gerettet werden konnten.

Nach Erdbeben-Katastrophe: Syriens Präsident Baschar al-Assad hält Ansprache

Update vom 16. Februar, 20.21 Uhr: Syriens Präsident Baschar al-Assad hat in einer Fernsehansprache einen düsteren Zusammenhang hergestellt zwischen der Erdbeben-Katastrophe und dem von ihm befeuerten Bürgerkrieg im Land. Die Folgen des seit bald zwölf Jahren laufenden Krieges hätten die Bevölkerung auf die Erdbeben vorbereitet, sagte Assad am Donnerstagabend in einer Ansprache im Staatsfernsehen. Er geht in dem Krieg mit mehr als 350.000 Toten seit 2011 brutal gegen die eigene Bevölkerung vor. Ihm werden etwa Verbrechen gegen die Menschlichkeit angelastet, darunter der Einsatz von Chemiewaffen.

„Der Krieg, der Ressourcen erschöpfte und Fähigkeiten schwächte, hat der syrischen Gesellschaft die Erfahrung gegeben, um mit dem Erdbeben umzugehen“, sagte Assad. Bei den Beben in der türkisch-syrischen Grenzregion vor mehr als einer Woche waren laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO allein in Syrien bislang rund 5.900 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl dürfte weiter steigen.

„Syrien war zweieinhalb Jahrzehnte lang keine Erdbebenregion und war auf solch ein Beben nicht vorbereitet“, sagte Assad. Die Nothilfe verbündeter Länder habe geholfen, das Ausmaß der Katastrophe zu verringern. Er kündigte neue Maßnahmen an, um die Folgen abzufedern. Syrische Behörden hätten vorübergehende Unterkünfte bereitgestellt, und ein neuer Hilfsfonds werde eingerichtet, um den Opfern zu helfen.

Die wichtigste Lektion aus der Katastrophe sei, dass „wir es geschafft haben, die Umstände in unseren verschiedenen Bereichen zu überstehen“, sagte er.

Nach Erdbeben: Türkische Rettungskräfte bergen ein 17-jähriges Mädchen aus den Trümmern

Update vom 16. Februar, 14.42 Uhr: 248 Stunden nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet haben türkische Rettungskräfte ein 17-jähriges Mädchen aus den Trümmern gerettet. Aleyna Ölmez, deren Nachname auf Türkisch „Die, die nicht sterben wird“ bedeutet, wurde am Donnerstag in der stark zerstörten Stadt Kahramanmaras lebend geborgen, wie Rettungskräfte der Nachrichtenagentur AFP sagten. „Sie schien wohlauf zu sein. Sie öffnete und schloss die Augen“, sagte der an der Rettungsaktion beteiligt Bergmann Ali Akdogan.

„Wir arbeiten jetzt seit einer Woche hier in diesem Gebäude“, berichtete Akdogan. „Wir freuen uns immer, wenn wir etwas Lebendiges finden - sogar eine Katze.“ Der Onkel des Mädchens umarmte die Retter und sagte unter Tränen: „Wir werden dich nie vergessen.“ Kurz nach der Rettung des Mädchens schickten türkische Soldaten Journalisten und Anwohner weg, weil auch Leichen aus dem Trümmerhaufen geborgen wurden.

Türkei: Helfer retten 13-jährigen Jungen nach 10 Tagen aus Trümmern

Update vom 16. Februar, 10.45 Uhr: Am zehnten Tag nach der Erdbebenkatastrophe werden weiter Leichen aus den Trümmern geborgen. Laut Angaben der Istanbuler Feuerwehr sei ein 13 Jahre alter Junge nach 228 Stunden in der Stadt Antakya befreit worden. Auf einem Video ist zu sehen, wie Feuerwehrkräfte und Bergarbeiter versuchen, den Jugendlichen anzusprechen, der dann auf einer Trage aus den Trümmern gebracht wird. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die türkische Regierung hat zudem die Zahl der von der Erdbebenkatastrophe betroffenen Provinzen von zehn auf elf erhöht, wie ein Sprecher der AKP-Partei am Mittwoch berichtete. Laut dem Katastrophendienst Afad sind bisher 36.187 Menschen in der Türkei in Zusammenhang mit dem Erdbeben getötet worden, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Bisher habe es mehr als 3800 Nachbeben gegeben, schrieb die Regierung. Mehr als 100.000 Menschen seien verletzt worden, rund 13.200 werden demnach weiter in Krankenhäusern behandelt. Aus Syrien wurden zuletzt 5900 Tote gemeldet. Tausende in der Grenzregion werden noch vermisst.

Erdbebenkatastrophe in der Türkei - Kahramanmaras.
Rettungskräfte suchen weiterhin nach Überlebenden in den Trümmern eingestürzter Gebäude. © Hussein Malla/dpa

Erdbeben in der Türkei und Syrien: Satellitenbilder zeigen Ausmaß der Zerstörung

Update vom 16. Februar, 6.27 Uhr: Nach den schweren Erdbeben werden die Dimensionen der Naturgewalt immer sichtbarer. Jüngste Drohnenaufnahmen der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zeigen in der türkischen Provinz Kahramanmaras, wie sich an einigen Stellen tiefe Risse in einem Stadtteil von Gaziantep zeigen.

Das Erdbeben in der Türkei ereignete sich nach Angaben des Städteministeriums auf einer Fläche von 1000 Quadratkilometern. Die Errichtung von Zeltstädten und Suppenküchen habe begonnen. Anfang März soll schon mit Bauarbeiten im Erdbebengebiet begonnen werden, kündigte das Ministerium an.

Syrische Kinder spenden für Erdbeben-Opfer

Update vom 15. Februar, 20.01 Uhr: Während es bislang nicht ausreichend Nothilfe für Syrien gibt, bekommen die Betroffenen dort nun Unterstützung von unerwarteter Seite: Kinder aus der syrischen Stadt Rakka hätten ihr Taschengeld und Ersparnisse für die Opfer der Katastrophe gespendet, teilten die Aktivisten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit. Geld und Kleidung der Mädchen und Jungen sollen demnach von den Beben betroffenen Altersgenossen im Land zugutekommen.

Ein Video der Aktivisten zeigte, wie die Kinder der Reihe nach ihre Spenden abgaben. Einigevon ihnen hielten zudem Schilder mit Grußworten in die Kamera. „Was dich getroffen hat, hat auch uns getroffen“, ist darauf etwa zu lesen.

In welche Regionen die Spenden der Kinder aus Rakka gehen sollen, war zunächst unklar. Die Stadt, ehemals Hochburg des Islamischen Staats (IS), steht heute unter Kontrolle kurdischer Milizen.

Katastrophenschutz in der Türkei warnt davor sich in oder in der Nähe von Häusern aufzuhalten

Update vom 15. Februar, 15.15 Uhr: Der Katastrophenschutz in der Türkei warnt Menschen in den betroffenen Erdbebenregionen, sich in oder in der Nähe von Häusern aufzuhalten.

„Es gibt sehr intensive Nachbeben. Wir haben es mit einer ungewöhnlichen Situation zu tun“, sagte der Chef der Abteilung für Risikoverminderung der Katastrophenschutzbehörde Afad, Orhan Tatar, am Mittwoch. Man habe mehr als 3800 Nachbeben registriert – 38 lagen demnach über der Stärke 5. Zudem habe sich die Erdkruste um etwa 7,3 Meter verschoben. Nationale und internationale Experten seien in Kahramanmaras, dem Epizentrum des Bebens, um die geologischen Folgen zu untersuchen.

Neun Tage nach Erdbeben in der Türkei und Syrien: Niederländisches Rettungsteam findet vier Menschen unter Trümmern

Update vom 15. Februar, 14.19 Uhr: Ein niederländisches Rettungshundeteam hat nach eigenen Angaben vier Erdbebenopfer lebend aus den Trümmern in der türkischen Stadt Antakya in der Provinz Hatay geborgen. Es gehe um drei Männer und ein Kind, teilte das Rettungshunde-Team RHWW am Mittwoch mit. Alle vier hätten seit der Erdbebenkatastrophe vor neun Tagen unter den Trümmern gelegen.

In der Nacht seien ein Vater und sein Sohn gefunden worden, teilte das Team mit. Die beiden anderen Männer seien am Dienstagabend geborgen worden, nachdem die Hunde die Spuren gewittert hatten.

Das Team ist mit 28 Helfern und neun spezial ausgebildeten Hunden im Einsatz im Erdbebengebiet. Bereits am Montag hatten sie ein 13-jähriges Mädchen in derselben Region lebend gefunden.

Erdbebenkatastrophe: Niederländisches Team findet vier Menschen unter Trümmern in der Türkei.
Erdbebenkatastrophe: Niederländisches Team findet vier Menschen unter Trümmern in der Türkei. © Screenshot Twitter/ reddingshonden

Update vom 15. Februar, 13.37 Uhr: Die Bilder von den Erdbebenopfern in der Türkei und Syrien erschüttern die Welt. Die Spendenbereitschaft, auch in Deutschland, ist groß. Eine 56-Jährige vergaß in einer Straßenbahn in NRW ihre Designer-Handtaschen, mit tausenden Euro für die Erdbebenopfer.

Update vom 15. Februar, 10.32 Uhr: Neun Tage nach der Erdbebenkatastrophe in der Südosttürkei gibt es Medienberichte über die Bergung einer lebenden Frau. Die 45-Jährige sei am Mittwochmorgen in der Provinz Kahramanmaras gerettet worden, berichtete der staatliche Sender TRT. Sie war demnach 222 Stunden lang verschüttet. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Update vom 14. Februar, 20.02 Uhr: Nach der Freigabe zusätzlicher Grenzübergänge haben die Vereinten Nationen weitere Hilfsgüter in die Erdbebengebiete im Nordwesten Syriens gebracht. Ein UN-Konvoi bestehend aus elf Lastwagen sei über Bab al-Salam aus der Türkei nach Syrien eingefahren, bestätigte das UN-Nothilfebüro Ocha am Dienstag. Der Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration (IOM), António Vitorino, erklärte auf Twitter gleichzeitig, dass Güter der Organisation über Bab al-Salam geliefert worden seien.

Syriens Präsident Baschar al-Assad hatte zwei weitere Grenzübergänge in die Türkei freigegeben zur Verbesserung der humanitären Hilfe in den Katastrophengebieten. Bab al-Salam und Al-Ra‘ee sollten für drei Monate geöffnet bleiben. Bislang war nur die Öffnung des Übergangs Bab al-Hawa von Damaskus autorisiert worden. Die Grenzübergänge liegen in Gebieten unter Kontrolle von Rebellen.

Türkei: Zahl der Toten nach Erdbeben steigt auf 40.000

Update vom 14. Feburar, 18.40 Uhr: Gut eine Woche nach der Erdbeben-Katastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Zahl der Toten auf mehr als 40 000 gestiegen. Alleine in der Türkei liege die Zahl bei 35 418, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. Aus Syrien wurden zuletzt 5900 Tote gemeldet.

UN bittet Mitgliedsstaaten um 400 Millionen Dollar für Erdbeben-Hilfe

Update vom 14. Februar, 17.40 Uhr: Angesichts der humanitären Not nach den Erbeben im Bürgerkriegsland Syrien bitten die Vereinten Nationen ihre Mitgliedstaaten um knapp 400 Millionen Dollar (372 Millionen Euro) Unterstützung. Dieses Geld solle „dazu beitragen, die dringend benötigte lebensrettende Hilfe für fast fünf Millionen Syrer zu sichern – einschließlich Unterkunft, Gesundheitsversorgung, Nahrung und Schutz“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Dienstag in New York.

Gleichzeitig bestätigte Guterres, dass die von der syrischen Regierung am Montag autorisierten Grenzübergänge Bab Al-Salam und Al Ra‘ee geöffnet worden seien. Ein Konvoi aus elf Lastwagen sei auf dem Weg nach Bab Al-Salam, um lebensrettende Hilfe nach Syrien zu bringen.

Zur Verbesserung der humanitären Hilfe in Syrien hatte Präsident Baschar al-Assad zwei weitere Grenzübergänge in die Türkei für Lieferungen freigegeben. Bab Al-Salam und Al Ra‘ee sollten für drei Monate geöffnet bleiben. Bislang war nur die Öffnung des Übergangs Bab Al-Hawa von Damaskus autorisiert worden. Die Grenzübergänge liegen in Gebieten unter Kontrolle von Rebellen.

Erdbeben in der Türkei: 1000 Kinder ohne Eltern

Update vom 14. Februar, 16.55 Uhr: Mehr als eine Woche nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei sind die Familienangehörigen von rund 1000 Kindern noch nicht ermittelt worden. Familienministerin Derya Yanik sagte am Dienstag, 792 der Kinder würden im Krankenhaus behandelt, 201 seien in der Obhut des Ministeriums. Erst 369 hätten bislang ihren Familien zugeordnet und übergeben werden können.

Sie sei beeindruckt von der Bereitschaft in der Bevölkerung, Kinder ohne Angehörige aufzunehmen, sagte Yanik. Sie wies aber auch darauf hin, dass die Regeln für Pflegefamilien oder Adoptionen sehr streng seien. Priorität habe, Angehörige der unbegleiteten Kinder zu finden und diese dort unterzubringen.

Erdbeben in der Türkei: Zeitfenster für Überlebende eigentlich geschlossen – Frau nach 205 Stunden gerettet

Update vom 14. Februar, 15.29 Uhr: Das Zeitfenster, Überlebende des Erdbebens aus den Trümmern zu bergen, ist nach Ansicht von Experten schon längst geschlossen. Doch Such- und Rettungsteams setzen ihre Arbeit in der Türkei und in Syrien fort, um lebende Menschen zu finden. Nun soll eine 35-jährige Frau 205 Stunden nach dem katastrophalen Erdbeben aus den Trümmern eines Wohnhauses in Kahramanmaras gerettet worden sein, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Andolu.

Update vom 14. Februar, 14.40 Uhr: Acht Tage nach dem verheerenden Erdbeben in der Südosttürkei gibt es immer noch Medienberichte über Bergungen lebender Menschen aus den Trümmern. Am Dienstagmorgen wurde bereits über die Rettung von zwei Brüdern (17 und 18 Jahre) und einem 18-Jährigen nach jeweils 198 Stunden berichtet (siehe Erstmeldung). Der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge wurde in der Provinz Hatay eine 26 Jahre alte Frau sogar nach 201 Stunden unter den Trümmern lebend gerettet. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Erdbebenkatastrophe in der Türkei - Hatay.
Ein Mann geht durch die Trümmer eingestürzter Gebäude in Hatay. © Hussein Malla/dpa

„Schlimmste Naturkatastrophe“ in Europa seit einem Jahrhundert: WHO ruft zu Hilfe auf

Update vom 14. Februar, 13 Uhr: Das Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist laut der Weltgesundheitsorganisation „die schlimmste Naturkatastrophe in der WHO-Region Europa seit einem Jahrhundert“. Das sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge bei einer Online-Pressekonferenz am Dienstag. Er rief zu umfassender Hilfe für die vielen Erdbebenopfer auf. Der Bedarf sei riesig und wachse mit jeder Stunde. Rund 26 Millionen Menschen in der Türkei und Syrien bräuchten humanitäre Unterstützung.

Zehntausende Menschen sind infolge der Erdbeben ums Leben gekommen. Das gesamte Ausmaß und die wahren Kosten seien noch immer nicht klar, erklärte Kluge. An die Betroffenen gerichtet betonte er: „Euer Leid ist immens, eure Trauer sitzt tief. Die WHO steht euch in der Stunde der Not – und immer – zur Seite.“ Die WHO zählt insgesamt mehr als 50 Länder zu ihrer Region Europa. Darunter sind neben der EU auch zahlreiche östlich davon gelegene Staaten wie die Türkei sowie mehrere zentralasiatische Länder.

Wunder-Bergungen nach fast 200 Stunden: Hoffnung auf Überlebende schwindet

Erstmeldung vom 14. Februar: Damaskus/Ankara - Mehr als eine Woche ist inzwischen seit den verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien vergangen. Am frühen Morgen des 6. Februar hatte das erste Beben der Stärke 7,7 das betroffene Grenzgebiet erschüttert. Stunden später folgte ein zweites Beben der Stärke 7,6. Seitdem gab es mehr als 2400 Nachbeben. In der Türkei sind zehn Provinzen betroffen – dort gilt inzwischen ein dreimonatiger Ausnahmezustand.

Auch acht Tage nach den Beben gibt es weiterhin Berichte über Wunder-Bergungen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu und der Sender CNN Türk berichteten, hätten Helfer in der Provinz Kahramanmaras in der Südosttürkei am Dienstagmorgen (14. Februar) zwei 17 und 21 Jahre alte Brüder gerettet. Sie lagen demnach 198 Stunden unter den Trümmern. In der Provinz Adiyaman sei ein 18-Jähriger, der ebenfalls 198 Stunden verschüttet war, gerettet worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die Hoffnung, mehr als eine Woche nach dem Beben im türkisch-syrischen Grenzgebiet weitere Überlende zu finden, schwindet. „Die Rettungsphase, bei der Menschen lebend aus den Trümmern gezogen und bei der unter Trümmern Verstorbene gefunden werden, neigt sich dem Ende“, sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths während eines Besuchs im syrischen Aleppo am Montag (13. Februar). Auch Retter aus Deutschland sind in die betroffenen Gebiete geflogen, um Verschüttete aus den Trümmern zu befreien. Sie berichteten von dramatischen Einsätzen vor Ort.

Erdbeben in der Türkei und Syrien: Mehr als 37.500 bestätigte Todesopfer

Die Zahl der bestätigten Todesopfer lag bis zum frühen Dienstagmorgen bei mehr als 37.500. Doch Experten befürchten, dass noch viel mehr Tote zu beklagen sind – sie gehen derzeit von mindestens 70.000 aus. Mehr als 80.000 Menschen wurden verletzt. Tausende werden weiter vermisst. Überlebende, die jetzt noch gefunden werden, müssen Zugang zu Flüssigkeit gehabt haben – etwa zu Regenwasser, Schnee oder anderen Quellen. Normalerweise kann ein Mensch etwa 72 Stunden, also drei Tage, ohne Wasser auskommen. Danach wird es lebensbedrohlich. Dieser Zeitraum ist bereits weit überschritten.

Erdbebenkatastrophe in der Türkei - Helfer suchen nach Überlebenden in Gaziantep.
Mehr als eine Woche nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien steigt die Zahl der Toten weiter. © Hairul/dpa

Unzählige Gebäude und Teile der Infrastruktur wurden durch die Erdbeben zerstört. Satellitenbilder zeigen das Ausmaß der Zerstörung. Ein Bericht des türkischen Unternehmens- und Geschäftsverbands Türkonfed schätzt den Schaden auf etwa 84 Milliarden Dollar (rund 79 Milliarden Euro). In der Südosttürkei sind laut Angaben des Präsidialbüros 1,2 Millionen Menschen in Notunterkünften untergekommen.

Die schweren Erdbeben haben auch in der Natur sichtbare Spuren hinterlassen. In der türkischen Provinz Hatay wurde in der Nähe der Orte Altinozu und Tepehan ein Olivenhain in zwei Hälften gespalten. Drohnenbilder zeigen die aufgerissene Schlucht. Das schwere Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet könnte eine grausame Vorwarnung gewesen sein. Denn Experten sind sich schon lange sicher: Auch Istanbul steht ein heftiges Erdbeben bevor. (ph/dpa)

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