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FR-Adventskalender (7)
Mit und ohne und überhaupt
- vonRegine Seipelschließen
24 Lieblingsrezepte aus der FR-Redaktion. Heute: Vanillekipferl.
Ein Advent ohne Vanillekipferl ist für mich undenkbar. Schon als Kind waren die mürben buttrigen süßen Kringel meine Lieblingsplätzchen, die geschmackliche Erinnerung an anderes Gebäck, das bei uns zu Hause noch auf dem Plätzchenteller lag, ist längst verblasst.
Es gab auf jeden Fall irgendeine Sorte, die ausgerollt und ausgestochen wurde. Ich durfte helfen und die Förmchen machten viel mehr Spaß, als die Vanillekringel, die von Hand gerollt und möglichst ebenmäßig geformt sein sollten. Solche Mühe war dann am 1. Advent vergessen, wenn ich in das erste Kipferl biss, ein himmlischer Geschmack, den ich bis heute unübertrefflich finde.
Natürlich habe ich auch mit meinen Kindern Vanillekipferl gebacken. Damit das Rollen der Teigwürste für die Kipferl attraktiver wurde, ließ ich mehr Formenvielfalt zu. So entstanden Brezeln, Schnecken, Buchstaben, Herzen und eine Zeitlang sehr viele Hundehaufen, die ich, um den Spaß nicht zu verderben, nach dem Backen manchmal sogar mit Kakaopulver auf dem Vanillezucker verzierte.
Trotzdem halfen auch meine Kinder lieber bei Ausstechplätzchen, für die sich mit den Jahren eine beachtliche Auswahl an Förmchen ansammelte: Pferde, Hasen, Sterne – dazu ein filigraner Tannenbaum und ein winziger Fuchs mit Schweif, der nach dem Backen fast immer abbrach und offenbar wegen dieser Herausforderung besonders beliebt war. Wir hatten ihn ohne Rücksicht auf Praxistauglichkeit auf einem Weihnachtsmarkt erstanden, also aßen wir halt Füchse ohne Schweif, Tierrechtsdiskussionen wurden damals nicht geführt.
Das änderte sich, seit die herangewachsenen Kinder nach und nach vegan lebten. Da waren sie schon ausgezogen und stellten neben dem toten Tannenbaum noch andere Weihnachtsrituale auf den Prüfstand. Als erstes wurde die Gans geopfert, das fiel mir nicht schwer, weil sie ziemlich viel Arbeit macht.
Doch auf Vanillekipferl kann ich nicht verzichten. Muss ich auch nicht. Ich backe sie jetzt in zwei Varianten, einmal wie immer für das Kind in mir, und einmal vegan, also mit Pflanzenmargarine statt Butter und ohne Ei. Und ehrlich gesagt schmecken mir die veganen inzwischen genauso gut. Damit wir sie auf der Kaffeetafel gut unterscheiden können, wälze ich sie nach dem Backen in Puder-, statt in Vanillezucker. Der tierfreundliche Teig ist nicht trocken, vielleicht ein bisschen kerniger, das schadet ihm aber nicht.
Und wenn Besuch kommt, der die vegane Lebensweise skeptisch betrachtet, sorgt eine Blindverkostung für gute Unterhaltung: Nicht alle schaffen es, die Kipferl richtig zu identifizieren. Das ist inzwischen beinahe ein neues Weihnachtsritual, hebt die Laune und stimmt Veganerinnen und Veganer milde. So darf ich wenigstens meinen Baum behalten.
Meine Vanillekipferl
200 Gramm Mehl
80 Gramm Zucker
175 Gramm Butter
zwei Eigelb
100 Gramm gemahlene geschälte Mandeln
ausgekratztes Mark von einer halben Vanilleschote
Vanillezucker zum Wälzen
Vegane Vanillekipferl
250 Gramm Mehl
80 Gramm Zucker
25 Gramm Vanillezucker
200 Gramm Margarine
150 Gramm gemahlene Mandeln
Mark einer Vanilleschote
Puderzucker zum Wälzen
Klein, aber fein
Das ganz große Festessen – machen wir uns nichts vor – wird’s dieses Jahr nicht geben. Hervorragend aber soll’s auch in kleiner Runde schmecken: Wir haben Kolleginnen und Kollegen um ihre liebsten Rezepte gebeten, die ein schwieriges Jahr hoffentlich versöhnlich ausklingen lassen. (FR)
Alle Zutaten – außer dem Zucker zum Wälzen – gut verkneten, den Teig in zwei lange Rollen formen, in Klarsichtfolie einwickeln und mindestens eine halbe Stunde kalt stellen. Je Rolle nach und nach 40 bis 50 Scheiben abschneiden, jede mit den Händen zu einer Wurst rollen und daraus Kipferl formen, sechs bis acht Zentimeter lang. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech nicht zu dicht nebeneinander platzieren. Im vorgeheizten Ofen bei 175 Grad, Umluft 150 Grad, zehn bis 15 Minuten backen. Sie dürfen nicht braun werden. Kurz abkühlen lassen und im Zucker wälzen oder sie damit bestreuen.