Rettungsschiff „Ocean Viking“ sucht Hafen für Geflüchtete

Hunderte Geflüchtete müssen auf dem Rettungsschiff „Ocean Viking“ im Mittelmeer ausharren. Die Situation an Bord sei zunehmend „untragbar“.
Frankfurt/Marseille – Auf der Suche nach einem Hafen, um 555 aus Seenot gerettete Migrantinnen und Migranten an Land zu bringen, ist die „Ocean Viking“ bislang nicht fündig geworden. Malta habe dem Rettungsschiff abgesagt, Tunesien und Libyen sollen überhaupt nicht reagiert haben. Am Montag (2. August) habe man auch bei den Behörden Italien angefragt, wie eine Sprecherin der Organisation SOS Méditerranée mitteilte.
Nach eigenen Angaben hätten Hilfsorganisationen am vergangenen Wochenende insgesamt mehr als 800 Migrantinnen und Migranten in Seenot gerettet. Bis Samstagabend habe allein die „Ocean Viking“ in vier Einsätzen 196 Menschen im Mittelmeer an Bord geholt. In der Nacht sei die Besatzung auf ein Holzboot mit mehr als 400 Flüchtenden gestoßen, das zu sinken drohte.
„Ocean Viking“ sucht nach Hafen: Hunderte Migrantinnen und Migranten an Bord
„Die Situation an Bord ist untragbar“, sagte die Sprecherin von SOS Méditerranée. Die Menschen litten unter dem heftigen Wellengang und der drückenden Hitze. „Viele sind seekrank. Einige sind an Deck bewusstlos geworden wegen der Hitze und dem, was sie erlebt haben“, wie ein Mitglied des medizinischen Teams auf der „Ocean Viking“ bei Twitter berichtete.
Der Rettungseinsatz, der gemeinsam mit der „Sea-Watch 3“ und dem Segelschiff „Nadir“ der Rettungsorganisation Resqship vollzogen wurde, habe die ganze Nacht gedauert. Die Geretteten seien schließlich auf die Ocean Viking und die Sea-Watch 3 aufgeteilt worden. Letzteres Schiff habe „jetzt insgesamt 250 Gäste an Bord, um die sich unsere Crew kümmert“, hieß es. Die beiden Schiffe hatten am Sonntag jeweils einen weiteren Einsatz, wie die Organisationen erklärten.
Mindestens eintausend Geflüchtete sterben jährlich im Mittelmeer
Seit Anfang 2021 sind bereits mehr als 1100 Migrantinnen und Migranten bei der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer ums Leben gekommen. Offiziellen Zahlen zufolge habe es im Vorjahr mindestens 1200 Todesopfer gegeben. Fachleute gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée gibt an, seit Februar 2016 mehr als 30.000 Menschen im Mittelmeer gerettet zu haben.
Im Januar urteilte ein Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen, dass es Italien „versäumt“ habe, hunderten Geflüchteten, Migrantinnen und Migranten in Not im Mittelmeer zu helfen. Mehr als 200 Menschen sind bei dem Unglück im Jahr 2013 ertrunken. (lrg/afp)