MaiLab zur Abhängigkeit von Russland: Auch mit 100 Prozent erneuerbaren Energien nicht unabhängig

Nach längerer Pause wegen des Ukraine-Kriegs hat Mai Thi Nguyen-Kim auf dem YouTube-Kanal MaiLab ein Video über Abhängigkeiten trotz Energiewende veröffentlicht.
Mainz – Die wegen der Klimakrise geplante Energiewende erscheint seit dem Ukraine-Konflikt noch dringlicher. Denn bei herkömmlichen Energiequellen ist Deutschland stark von Russland abhängig. Ohne russische Importe würde in Deutschland früher oder später das Gas ausgehen, sei es für Heizungen in Privatwohnungen oder die Wirtschaft. Im März rief Wirtschaftsminister Robert Habeck die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas aus, da die Gaslieferungen aus Russland aufgrund des Ukraine-Kriegs nicht länger verlässlich gesichert seien. Sanktionen infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sind Deutschland also nur begrenzt möglich.
Die Hoffnung liegt auf der Energiewende, durch die sich Deutschland von Russland unabhängig machen will. Denn Sonne und Windkraft stehen im Gegensatz zu etwa Erdgas- nicht nur in bestimmten Ländern zur Verfügung. Dem widerspricht Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim in ihrem neuen Video auf dem Kanal MaiLab. Dort veröffentlicht sie für funk – ein Angebot von ARD und ZDF – Erklärvideos zu wissenschaftlichen Themen.
Mai Thi Nguyen-Kim | Wissenschaftsjournalistin, TV-Moderatorin, Youtuberin |
Geboren | 7. August 1987 in Heppenheim |
Youtube-Kanal | maiLab |
Auszeichnungen | u.a. Grimme-Preis; Bundesverdienstkreuz |
MaiLab warnt vor Abhängigkeit wegen seltener Rohstoffe für Solarpaneele und Co.
Durch die Energiewende seien „reduzierte Abhängigkeitsrisiken“, jedoch keine vollständige Unabhängigkeit von anderen Staaten möglich, heißt es im neuen Youtube-Video. Zum einen könne es bei der Herstellung von etwa Solarpaneelen zu Abhängigkeiten kommen. China sei mit Abstand der größte Anbieter von dafür benötigten Rohstoffen wie etwa Lithium.
Aber auch der Import grüner Energie sei nötig. Denn Sonnenlicht und Windkraft in Deutschland reichen nicht aus, um den gesamten Bedarf zu decken. Länder wie etwa Saudi-Arabien seien – etwa aufgrund von Wüsten – hier klar im Vorteil.
Eine Möglichkeit, Dunkelflauten – also Zeiten ohne Wind und Sonne– auszugleichen, seien Energiespeicher, etwa in Form von Batterien oder Wasserstoff. Aus Wasser und grünem Strom könne man, in aller Kürze, Wasserstoff und Sauerstoff herstellen. Der Wasserstoff lasse sich nutzen, in dem man ihn verbrennt, woraufhin statt Abgas lediglich Wasser freigesetzt würde.
MaiLab: Internationale Vernetzung nötig, um die „Energiewende zu 100 Prozent zu meistern“
Doch da beim Speichern immer ein Teil der Energie verloren gehe, sei es effizienter, ein Netz aufzubauen, um Energie je nach Bedarf an anderer Stelle direkt nutzen zu können. „Und hier geht die geopolitische Diskussion los“, erklärt MaiLab.
„Selbst in einer Zukunft mit 100 Prozent erneuerbaren Energien wird es immer noch globale Abhängigkeiten geben“. Sich nicht auch international zu vernetzen, sei eine verschenkte Chance. „Um die „Energiewende zu 100 Prozent zu meistern“, sei aus diesem Grund statt einer Staatenautarkie eine international diverse und stabile Infrastruktur nötig. Jetzt sei die Zeit, die Weichen entsprechend zu stellen. (tk)