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Wie Feinstaub zu Lungenkrebs führt – auch bei Nicht-Rauchenden

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Von: Karolin Schäfer

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Feinstaub fordert jährlich zahlreiche Tote. Eine aktuelle Studie deckt nun auf, wie die Luftverschmutzung zu Lungenkrebs führen kann.

Frankfurt – Lungenkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Jährlich erkranken bundesweit nach Angaben des Lungeninformationsdienstes etwa 57.000 Menschen daran. Tausende sterben jedes Jahr an den bösartigen Tumoren. Auch bestimmte Lebensmittel können das Krebs-Risiko erhöhen.

Zu den Ursachen gehört neben Zigarettenrauch auch die Schadstoffbelastung in der Luft. Sogenannter Feinstaub kann durch die winzigen Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern besonders tief in die Lunge eindringen und diese schädigen. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie wollen nun einen Mechanismus entdeckt haben, der das erhöhte Lungenkrebsrisiko durch Feinstaubbelastung erklären kann.

Lungenkrebs durch Feinstaub: Mutation begünstigt Risiko

Den Forschenden zufolge, die ihre Untersuchung im April im Fachjournal Nature veröffentlichten, sollen bereits bestehende genetische Mutationen in gesundem Lungengewebe das Krebs-Risiko begünstigen. Für die Studie wurden Daten von mehr als 32.000 Personen in England, Südkorea, Taiwan und Kanada analysiert.

Alle Teilnehmenden wiesen eine Treibermutation des EGFR-Rezeptors (ein Protein in der Zellmembranen) auf. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine erhöhte Feinstaubkonzentration in der Luft bei diesen Personen mit einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs einhergeht.

Studie zu Lungenkrebs: Feinstaub löst gefährliche Entzündungen aus

In Tierversuchen mit Mäusen und menschlichen Zellen zeigte sich, dass Feinstaubpartikel keine neuen Mutationen im Lungengewebe verursachen. Vielmehr lösen die winzigen Partikel Entzündungsprozesse aus, die die Entstehung bösartiger Tumore durch bestehende Mutationen (EGFR und KRAS) begünstigen.

Nebel und Smog bedeckt den Horizont der pakistanischen Provinz Punjab. Die Feinstaubbelastung kann Lungenkrebs begünstigen.
Nebel und Smog bedecken den Horizont der pakistanischen Provinz Punjab. Die Feinstaubbelastung kann Lungenkrebs begünstigen. © Ppi/dpa

Demzufolge könne bereits eine Feinstaubbelastung über drei Jahre ausreichen, um das Risiko der Entwicklung von EGFR-bedingtem Lungenkrebs zu erhöhen. Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft lässt sich bei zehn Prozent aller Lungenkrebspatient:innen diese genetische Abweichung nachweisen. Diese trete besonders häufig bei Frauen und Nichtraucher:innen auf. Allerdings hätten Patient:innen mit dieser Mutationen vergleichsweise einen besseren Krankheitsverlauf als Patient:innen, die diese Abweichung nicht haben.

Neue Lungenkrebs-Studie: Wissenschaft fordert strengere Grenzwerte für Feinstaub

„Zusammenfassend liefert die aktuelle Studie starke Argumente dafür, dass die Belastung mit PM2.5 mit der normalen Atemluft die Entstehung von Lungenkarzinomen fördern kann – wenn auch in geringerem Ausmaß, als dies ein Teil der Bevölkerung durch Zigarettenkonsum für sich selbst in Kauf nimmt“, sagte Martin Göttlicher, Direktor des Instituts für Molekulare Toxikologie und Pharmakologie am Helmholtz-Zentrum München.

Dieser Effekt könne durch strenge Richtwerte für Feinstaub minimiert werden, bilanzierte Petros Christopoulos, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Dadurch könnte man „jedes Jahr Tausende von Lungenkarzinomfällen weltweit verhindern, insbesondere in Regionen mit einer stärkeren Luftverschmutzung.“ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert seit Jahren schärfere Grenzwerte bei Stickoxiden und Feinstaub.

Dem Schweizer Unternehmen für Luftqualitätstechnologie IQAir zufolge weisen die Städte Northeim, Duisburg und Meppen die höchste Feinstaubbelastung in Deutschland auf. Auch der Betrieb des Flughafens Frankfurts belastet die Umgebung mit Feinstaub. (kas)

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