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Krönung von König Charles III.: Festnahmen bei Anti-Monarchie-Demo – Polizei äußert sich

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Von: Michelle Brey, Sarah Neumeyer, Alina Schröder

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Es ist ein großer Tag in Großbritannien: König Charles III. wird gekrönt. Am Rande der Zeremonie werden bei einer „Not my King“-Demo Protestierende verhaftet.

Update vom 6. Mai, 19.51 Uhr: Die Londoner Polizei hat am Tag der Krönung von König Charles III. insgesamt 52 Menschen festgenommen. Grund seien Straftaten wie Körperverletzung, Verstöße gegen die öffentliche Ordnung, Landfriedensbruch und „Verschwörung zum Erregen eines öffentlichen Ärgernisses“ gewesen. „Alle diese Personen bleiben in Gewahrsam“, teilte die Metropolitan Police mit.

Die Polizei reagierte auch auf die Kritik an der Festnahme mehrerer Monarchiegegner der Gruppe Republic. „Wir haben volles Verständnis für die Sorgen der Öffentlichkeit nach den Festnahmen, die wir heute Morgen vorgenommen haben“, sagte Einsatzleiterin Karen Findlay. Proteste seien rechtmäßig und dürften stören. Die Polizei müsse aber eingreifen, wenn die Demonstrationen „kriminell werden und ernsthafte Störungen verursachen können“, sagte Findlay. „Das hängt vom Kontext ab. Die Krönung ist ein Ereignis einer Generation, und das ist ein wichtiger Aspekt bei unserer Bewertung.“

Das von Labour4Republic aufgenommene Handout-Foto zeigt, wie ein Anti-Monarchie-Protestler am Samstag im Zentrum Londons verhaftet wird.
Das von Labour4Republic aufgenommene Handout-Foto zeigt, wie ein Anti-Monarchie-Protestler am Samstag im Zentrum Londons verhaftet wird. © Labour For A Republic

Krönung von König Charles: Festnahmen bei Anti-Monarchie-Demo – „Schande“

Update vom 6. Mai, 12.25 Uhr: Human Rights Watch hat die Festnahmen von Monarchie-Gegnerinnen und -Gegnern vor der Krönung von König Charles III. scharf kritisiert. „Dies ist etwas, das man in Moskau erwarten würde, aber nicht in London“, sagte die Chefin der britischen Niederlassung der Menschenrechtsorganisation, Yasmine Ahmed, am Samstag einer Mitteilung zufolge. „Friedliche Proteste erlauben es den Menschen, die Mächtigen zur Verantwortung zu ziehen. Das ist etwas, dem die britische Regierung offenbar zunehmend abgeneigt zu sein scheint.“

Der Bürgerrechtler Peter Tatchell twitterte, die Polizei habe riesige Absperrungen errichtet, um Monarchie-kritische Transparente zu verdecken. „Das Recht auf friedlichen Protest unterdrückt. Schande!“

Festnahmen vor der Krönung von König Charles – auch Republic-Chef verhaftet

Update vom 6. Mai, 11.18 Uhr: Wenige Minuten vor der Krönung von König Charles wurden einige Personen der Protestgruppe Republic von der Polizei festgenommen. Wie BBC berichtet, handelt es sich um sechs Aktivistinnen und Aktivisten. Die Metropolitan Police hat die Zahl bislang nicht bestätigt. Zu den Verhafteten soll auch der Republic-Chef, Graham Smith zählen. Auf Twitter kursieren Videos zu der Festnahme, unter anderem von der Anti-Monarchie-Bewegung
Alliance of European Republican Movements.

Der Sender Sky News berichtete, die Beamten hätten sich an einem mitgebrachten Megafon gestört. Das Gerät könne die Pferde erschrecken und außerdem die Royals-Fans in der Nähe stören, habe die Begründung gelautet. Das Megafon sei vor der Festnahme nicht benutzt worden, so Sky News weiter.

Krönung von König Charles III.: Gegnerinnen und Gegner der Monarchie versammeln sich – Großprotest angekündigt

Erstmeldung vom 6. Mai: London – Am Samstag (6. Mai) ist es so weit: König Charles III. und seine Frau Camilla werden in London in der Westminster Abbey gekrönt. ARD, ZDF und RTL änderten dafür extra ihr TV-Programm. Bei vielen ist die Vorfreude groß, die Krone und die Monarchie etwas ganz Besonderes. Doch nicht alle Menschen, die ins Londoner Stadtzentrum strömen, sind Fans des Königs und der Royals.

Am Samstagmorgen versammelten sich Gegnerinnen und Gegner der Monarchie am Trafalgar Square, wo die königliche Prozession vorbeiführen wird. Ein 28-Jähriger sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), der Staat solle nicht Hunderte Millionen Pfund für die Zeremonie ausgeben, während Menschen im Land hungern und frieren.

Schon am früheren Morgen hatten sich rund drei Dutzende Demonstrierende formiert. Die Anti-Monarchie-Gruppe Republic hatte zu einem Großprotest aufgerufen und bis zu 2.000 Menschen angekündigt. Sie wollen mit gelben Fahnen mit der Aufschrift „Not my king“ (dt.: „Nicht mein König“) für Aufsehen sorgen. Auf einem großen Banner forderten sie: „Abolish the Monarchy“ (dt.: „Schafft die Monarchie ab“). Zunächst aber waren die Anhängerinnen und Anhänger der Royals deutlich in der Überzahl. Viele trugen Hüte und Brillen in den britischen Landesfarben.

Krönung von König Charles: Toleranz der Polizei gegenüber Störungen „gering“

Von der Polizei werde man sich nicht abschrecken lassen, hatte Graham Smith, Vorstandsvorsitzender der Gruppe, zuvor gegenüber der britischen Zeitung The Guardian gesagt. Die Polizei hatte im Vorfeld der Krönung angekündigt: „Unsere Toleranz gegenüber Störungen – sei es durch Protest oder auf andere Weise – wird gering sein. Wir werden hart gegen jeden vorgehen, der beabsichtigt, diese Feier zu untergraben.“ Ein Sicherheitsexperte hält einen Angriff auf den König für „wahrscheinlich“.

Krönung von König Charles ruft Monarchie-Gegnerinnen und -Gegner auf den Plan – „Kein Platz in einer modernen Gesellschaft“

Dem Aufruf der Anti-Monarchie-Gruppe Republic wollten nicht wenige folgen. Die Bewegung demonstriert dafür, dass der Monarch durch ein gewähltes Staatsoberhaupt abgelöst wird. Mit dabei ist auch Ryan King. Der 40-Jährige will den historischen Tag in London nutzen, um sich der Demonstration anzuschließen und dabei das gelbe T-Shirt mit dem Slogan „Schafft die Monarchie ab“ zutragen. „Die Monarchie hat keinen Platz in einer modernen Gesellschaft, sie ist überholt und undemokratisch“, findet King.

Über die Anti-Monarchie-Bewegung Republic

Antimonarchistinnen und -monarchisten waren in Großbritannien lange Zeit lediglich eine kleine Splittergruppe. Doch sei dem Tod von Königin Elizabeth II. im September 2022 werden ihre Stimmen immer lauter. Bei zahlreichen Auftritten wurde Charles III. in den vergangenen Monaten von Demonstrierenden mit Transparenten und dem „Nicht mein König!“-Slogan empfangen.

Republic-Leiter Smith sieht die prachtvolle Krönungszeremonie mit ihren glitzernden Kronen und goldenen Kutschen als eine gute Gelegenheit, das Anliegen der Gegnerinnen und Gegner der Monarchie voranzutreiben - vor allem zu einem Zeitpunkt, an dem viele Briten mit steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben. Die Situation bereite „fruchtbaren Boden“ für die Anwerbung neuer Mitglieder, sagt Smith. „Die Leute sind sehr viel mehr bereit als früher, uns zuzuhören und sich zu engagieren.“

Um ihre Botschaft unter die Leute zu bringen, hat die Gruppe Republic ihre Aktivitäten im Internet verstärkt und verschickt beispielsweise regelmäßig Mails mit Hinweisen zu öffentlichen Terminen des Königspaars und dazu geplanten Protesten. In der Folge verbreiteten sich die „Nicht mein König!“-Plakate mehr und mehr. 

Smith empfindet die Antimonarchistinnen und -monarchisten nicht als revolutionär. Die Vorschläge seien nicht radikal, sondern demokratisch, sagte er. Statt einer Erbmonarchie will Republic ein ausschließlich aus gewählten Abgeordneten zusammengesetztes Parlament, ein gewähltes Staatsoberhaupt sowie eine geschriebene Verfassung mit einer klaren Gewaltenteilung.

Monarchie in Großbritannien: Vor Krönung von König Charles – Zweifel wachsen

In London bilden die Demonstrierenden zwar nur eine Minderheit – ähnlich wie die Klimagruppe „Letzte Generation“ in Deutschland, der sich jedoch immer mehr Menschen anschließen. Doch es ist in Großbritannien nicht zu übersehen, dass die Zweifel an der Monarchie wachsen. Das zeigte eine Umfrage deutlich:

Auch in Umfragen zur Krönung kamen die Royals nicht gut weg. So sprach sich etwa mehr als die Hälfte gegen die Finanzierung der Krönung mit Steuergeld aus. Zwei Drittel sagten, sie haben kein Interesse an der Krönungsfeier.

Erst kürzlich war König Charles III. in Deutschland zu Besuch. In Hamburg traf er Musikbands und stellte sich selbst an den Zapfhahn. (mbr mit dpa und AFP)

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