Leni im Wurstknödelland

Während sich Heidi Klums Tochter nicht vorstellen kann, in Deutschland zu leben, wirft ein mutmaßlich verwirrter Franzose ein Stück Torte fürs Klima.
Klischees sind ja in zweifacher Hinsicht erstaunlich: Zum einen ist da die Frage, wie sie entstanden sind. Zum anderen – und das ist ja das eigentlich Faszinierende – ist es unglaublich, wie hartnäckig sie sich halten. Trotz weltweitem Internet und TV-Reisereportagen wie „Sommer an der Schlei“ oder „Freiburg – Wo Deutschland am grünsten ist“ wandeln auf Gottes weitem Erdenrund immer noch etliche Menschen, die der Meinung sind, in Deutschland werde ganzjährig im Bierzelt geschunkelt, an Kuckucksuhren herumgeschnitzt und auf den nächsten Mercedes-Benz gespart, mit dem der Deutsche fünf Minuten vor der Zeit zu seinen Terminen erscheint. Nicht zu vergessen all die Würste und Knödel, die sich im ganzen Land türmen, auf Tischen und Tellern, in Gärten und Kellern und überall entlang der Straßen.
So oder so ähnlich scheint sich Leni Klum (18) das Land vorzustellen, in dem ihre Mutter, die berühmte „Modelmama“ Heidi Klum , geboren wurde. Heidi (gerade 49 geworden) jedoch hat das Land der Würste und Knödel dank ihrer Schönheit und ihres eisernen Willens (fünf Minuten vor der Zeit!) schon vor vielen Jahren verlassen. Und auf die Frage des Magazins „Glamour“, ob sich Leni denn vorstellen könnte, eines Tages im Land ihrer Vorfahren mütterlicherseits zu leben, hat sie gesagt: „Ich glaube, ich könnte nirgends hinziehen, wo ich das Essen nicht mag. (...) Diese ganzen Würste. Und ich mag auch keine Knödel. Es ist ganz anders als das, was ich hier so esse. Ich bin das einfach nicht gewohnt.“ Armes Ding! Aber das würde uns Wurstknödeldeutsche auch ziemlich verwirren, wenn wir nach Amerika kämen und immer nur Burger, Chickenwings und Rootbeer-Floats zu essen bekämen.
Mutmaßlich verwirrt soll auch ein 24-Jähriger gewesen sein, der am Sonntag im Pariser Louvre mit seinem Tortenwurf auf Mona Lisa für Wirbel gesorgt hat. Dank Panzerglasscheibe sei dem berühmten Gemälde von Leonardo da Vinci nichts passiert, aber im Museum gab man sich nach der „Attacke“ einigermaßen erschüttert. Der Besucher hatte zunächst eine Behinderung vorgetäuscht, um einen Rollstuhl zu bekommen und sich dem Kunstwerk zu nähern. Dann habe er „ein zuvor versteckt gehaltenes Gebäckstück“ auf die Vitrine geworfen. Der Täter soll sich zur Tarnung eine Frauenperücke aufgesetzt haben. Wie die Zeitung „Le Parisien“ berichtete, soll er während seiner Attacke gerufen haben: .„Denkt an die Erde, es gibt Menschen, die dabei sind, die Erde zu zerstören!“ Recht hat er zwar, aber mit Essen wirft man ja eigentlich nicht um sich!