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Läuft bei Helmuth

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Von: Boris Halva

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Hat die Nase wieder vorne: Helmuth beim Mittagssalat.
Hat die Nase wieder vorne: Helmuth beim Mittagssalat. © dpa

Ein übergewichtiger Schildkröterich ist nach einer Rollbrett-Therapie wieder agil.

Seit gut einem Jahr bringt Helmuth, das schwergewichtige Schildkrötenmännchen aus Gelsenkirchen, die Menschen zum Schmunzeln. Es ist ja auch zu putzig anzusehen, wie der beigebraune Koloss auf dem eigens für ihn gefertigten Rollbrett durch sein Gehege stapft. Und auch wenn es seit gestern so aussieht, als gebe es für Helmuth ein Happy End, so bleibt seine Geschichte dennoch einer jener Geschichten, die immer weniger lustig erscheinen, je länger man sich mit ihnen befasst.

Denn Helmuth lebte die ersten 20 Jahre seines Lebens bei einem Menschen, der es offenbar zu gut mit ihm meinte. Und der das Tier, das an die karge Natur und die noch kargeren Nahrungsgründe der afrikanischen Sahelzone angepasst ist, mit allerhand Leckereien mästete, bis Helmuth die 100-Kilo-Marke knackte. Aufgrund dieser Vorgeschichte wiegt der Schildkröterich, der seit einigen Jahren im Gelsenkirchener Zoo lebt, für sein Alter runde 20 Kilo zu viel. Was zum einen verwundert, weil der Schildkrötenpanzer doch so was wie eine natürliche Umfangsbegrenzung darstellen müsste, zum anderen aber auch erklärt, warum sich Helmuth irgendwann kaum noch bewegen wollte.

Eine Untersuchung mit einem Computertomographen für Pferde ergab schließlich, dass Helmuth an Schulterarthritis leidet und aufgrund der Schmerzen in den Gelenken Bewegung eher vermeidet. Abhilfe schafften zunächst Schmerzmittel und warme Bäder. Aber weil Bewegung eben auch für wuchtige Wüstentiere dazugehört, bekam Helmuth im Mai 2021 von einem Bochumer Orthopädietechniker ein Rollbrett unter den Panzer gebastelt. Fortan rollte Helmuth umher.

Und nun, nach monatelangem Training mit seinem Spezial-Rolli, machte gestern die Nachricht die Runde, dass Helmuth wieder ohne Unterstützung laufen kann. „Wir beobachten das natürlich“, dämpfte Zoo-Leiter Hendrik Berendson im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur die erste Euphorie. Sicher ist: Helmuths Bewegungsfreude ist gestiegen, er ist agiler geworden. Zunächst seien Helmuths Zeiten auf dem Rollbrett, das mit Gurten am Panzer befestigt wurde, immer weiter reduziert worden. Nun habe die Tierärztin ihr Okay gegeben, dass Helmuth sich vorerst wieder ohne Hilfsmittel fortbewegen könne.

Anders als seine wild lebenden Verwandten wird Helmuth vermutlich auch künftig keine Insekten jagen. Aber ans Salatbuffet im Außengehege kann er jetzt wieder alleine laufen.

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