Russische Armee zerstört hochmodernes Labor im Atomkraft Tschernobyl
Die Zustände im und rund um das stillgelegte Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine sind dramatisch. Nun wurde offenbar ein Labor durch russische Streitkräfte zerstört.
Update vom Mittwoch, 23.03.2022, 12.00 Uhr: Russlands Truppen haben im stillgelegten Atomkraftwerk Tschernobyl offenbar ein hochmodernes Labor zerstört. Dort wurden bis zur Besetzung des Geländes durch das russische Militärs Tests und Analysen zu radioaktiven Stoffen durchgeführt. Das berichtet die Kyiv Post – und beruft sich auf Beamte der Regierung in der Ukraine. Demnach hätten Streitkräfte Russlands das Labor mutwillig zerstört. Außerdem seien teils radioaktive Laborproben entwendet worden. Diese sind für alle Lebewesen, die damit in Kontakt kommen, wohl sehr gefährlich.
„Das Labor enthielt hochradioaktive Proben und Proben von Radionukliden […], die jetzt in den Händen des Feindes sind. (…) Wir hoffen, dass er sich selbst und nicht der zivilisierten Welt schaden wird“, teilte die ukrainische Regierung laut Bericht mit.

Erstmeldung vom Dienstag, 22.03.2022, 15.00 Uhr: Prypjat – Im Sperrgebiet um das stillgelegte Atomkraftwerk Tschernobyl brennt es. Zwei Quadratkilometer rund um die Ruine stehen laut Berichten des ukrainischen Parlaments derzeit in Flammen. Dabei gibt es insgesamt sieben Brandherde, die auch das AKW-Gelände betreffen. Die Warnung des Parlaments geht auf Satellitendaten der europäischen Raumfahrtagentur Esa zurück.
Die Ukraine hat derzeit keine Kontrolle darüber, was auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks vor sich geht. Das russische Militär nahm die Ruine zu Beginn des Ukraine-Kriegs ein. Seitdem besetzen es diese. Das ukrainische Parlament mutmaßte, dass die Brände „wahrscheinlich durch die bewaffnete Aggression der russischen Föderation verursacht worden“ seien. „Beschuss“ oder „Brandstiftung“ könnten die Ursachen sein. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Von russischer Seite gibt es bisher keine Informationen zur Lage in Tschernobyl.
Atomkraftwerk Tschernobyl: Brände in Sperrzone
Die Brände rund um das stillgelegte Atomkraftwerk Tschernobyl erinnern an die Lage im Frühjahr 2020. Damals gab es bereits größere Brände. Wie heute hieß es damals von staatlicher Seite allerdings, dass die Feuer keine Auswirkung auf mögliche Strahlenwerte im ehemaligen Kraftwerk haben. Derweil gab es zuletzt andere beunruhigende Meldungen darüber. Die Messgeräte in einem Radius von 30 Kilometern um das AKW funktionieren offenbar nicht mehr. Diese wurden wohl bei Gefechten maßgeblich beschädigt.
Zum Hintergrund: Im Atomkraftwerk Tschernobyl lagert nach der Stilllegung vor allem Atommüll. Im vergangenen Jahr hatten Strahlenwerte aus dem ehemaligen Atomreaktor für Unruhe gesorgt.
Seit der Besetzung des Geländes durch das russische Militär wurden die Angestellten im Innern offenbar als Geiseln gehalten. Am Dienstag vermeldeten mehrere Nachrichtenagenturen, dass nun der erste Schichtwechsel – nach insgesamt vier Wochen – stattfinde.

Am Rande der Erschöpfung durften die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Ruine verlassen. „Die Ukraine hat die IAEA darüber informiert, dass etwa die Hälfte des Personals endlich nach Hause gehen konnte, nachdem es fast vier Wochen lang an dem von Russland kontrollierten Standort gearbeitet hatte“, erklärte Rafael Grossi, Generaldirektor der internationalen Atomenergie-Organisation. (tu)