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Prostatakrebs und Leitungswasser – Studie bringt besorgniserregende Ergebnisse ans Licht

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Von: Victoria Krumbeck

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Eine Studie liefert neue Erkenntnisse zu Prostatakrebs. Demnach gibt es eine mögliche Verbindung zwischen Nitrat im Leitungswasser und dem Prostatakrebs -Risiko.

Frankfurt/Barcelona – Jährlich bekommen fast eine halbe Million Menschen die Diagnose Krebs. Besonders Männer erkranken rund 20 Prozent häufiger daran als Frauen. Dabei ist Prostatakrebs die häufigste Krebsart, an der Männer leiden. Eine Studie fand heraus, dass rauchende Prostatakrebs-Patienten ein 20 Prozent höheres Risiko haben, an Krebs zu sterben.

Durch die Forschung können jedoch immer wieder wichtige, neue Erkenntnisse über die Krankheit gewonnen werden. Eine weitere Studie aus Spanien zeigt nun einen möglichen Zusammenhang zwischen Leitungswasser und Prostatakrebs auf.

Neuerkrankungen Prostatakrebs68.579
Sterbefälle Prostatakrebs15.040
FrüherkennungsprogrammAb einem Alter von 45 Jahren
Quelle: Logo Zentrum für Krebsregisterdaten (RKI)

Prostatakrebs und Leitungswasser: Studie zeigt möglichen Zusammenhang auf

Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil können gesundheitliche Risiken schon minimieren. Doch nicht immer schützt das auch vor einer Krankheit. Eine Studie des Barcelona Institute for Global Health, die im Journal Environmental Health Perspectives veröffentlicht wurde, deutet sogar einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von bloßem Leitungswasser und dem Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, an. Grund dafür sei Nitrat.

Ziel der Studie war die Beurteilung, ob es einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Nitrat und Trihalomethanen (THM) im Wasser und dem Prostatakrebsrisiko gibt. Diese beiden Verbindungen zählen zu den häufigsten Verunreinigungen im Trinkwasser. Das Nitrat befindet sich vor allem in Düngemittel und Gülle, das durch den Regen in das Grundwasser und in Flüsse gespült wird. Bei THM handelt es sich um ein Nebenprodukt der Trinkwasserdesinfektion. Der Stoff kann zusätzlich durch die Atemwege und die Haut aufgenommen werden.

Prostatakrebsrisiko steigt mit erhöhter Nitrat-Aufnahme: Studie liefert Erkenntnisse

Das Forschungsteam untersuchte zwischen 2008 und 2013 insgesamt 697 Fälle von Prostatakrebs in spanischen Krankenhäusern. Bei 97 Fällen handelte es sich um aggressive Tumore. Die Kontrollgruppe bildeten 927 Männer im Alter von 38 bis 85, bei denen zum Zeitpunkt der Studie keine Krebsdiagnose vorlag. Basierend auf dem Wohnort, der Menge des getrunkenen Wassers sowie der Art, wie das Wasser konsumiert wurde, konnte die durchschnittliche Menge an Nitrat und THM, die die Männer seit ihrem 18. Lebensjahr getrunken haben, geschätzt werden.

Prostatakrebs-Vorsorge: Forschende fanden heraus, dass zu viel Nitrat das Risiko einer Erkrankung erhöhen kann. (Symbolfoto)
Prostatakrebs-Vorsorge: Forschende fanden heraus, dass zu viel Nitrat das Risiko einer Erkrankung erhöhen kann. (Symbolfoto) © Image Source/Imago

Die Forschenden fanden heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, an Prostatakrebs zu erkranken höher ist, je höher die Nitrat-Aufnahme ist. Die Untersuchungen zeigten, dass Teilnehmer, die eine höhere Menge Nitrat über Wasser aufnahmen, eine 1,6 Mal höhere Wahrscheinlichkeit haben, einen niedrig- oder mittelgradigen Prostatakrebs zu entwickeln. Eine höhere Aufnahme von Nitrat definierten die Forschenden mit mehr als 14 Milligramm pro Tag. Die Wahrscheinlichkeit einen aggressiven Prostatatumor zu entwickeln, war im Vergleich zu Teilnehmern, die wenig Nitrat durch Wasser zu sich nahmen (weniger als 6 Milligramm pro Tag) fast dreimal höher.

Forschende warnen: Trinken von Leitungswasser kann Prostatakrebs-Risiko erhöhen

„Die mit der Aufnahme von Nitrat über Wasser verbundenen Risiken werden bereits bei Menschen beobachtet, die Wasser mit einem Nitratgehalt konsumieren, der unter dem von den europäischen Richtlinien zulässigen Höchstwert liegt“, erklärte die Leiterin und Autorin der Studie, Carolina Donat-Vargas, in einer Pressemitteilung. Dieser beträgt, laut Donat-Vargas, 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser.

Dennoch warnen die Forschenden, dass das Trinken von Wasser nicht gleich zu Prostatakrebs führt. Es handelt sich lediglich um den ersten Punkt, der auf einen Zusammenhang hindeute. Einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von THM im Trinkwasser und Prostatakrebs konnte dagegen nicht gefunden werden. Anders sieht es jedoch bei der Inhalation und Kontakt mit der Haut aus. Diese beiden Arten der THM-Einnahme konnten mit der Entwicklung von Prostatatumoren in Verbindung gebracht werden. Jedoch bedarf es auch hier nähere Untersuchungen.

Jeden Tag nehmen Menschen Nitrat zu sich. Wie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit informiert, sind es durchschnittlich 90 mg pro Tag. Das ist sechsmal mehr als der definierte erhöhte Konsum der Forschenden. Laut WHO liegt der festgelegte Grenzwert für einen 70 Kilogramm schweren Menschen bei 255 mg Nitrat/Tag. Auch der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches gibt beim Konsum von Nitrat Entwarnung, da nur eine geringe Gesundheitsgefährdung für Erwachsene ausgehe. Erst wenn Nitrat etwa durch Bakterien im Mund zu Nitrit umgewandelt wird, kann es für den Menschen gefährlich werden. Da der Nitratgehalt in Deutschland und der EU geregelt ist, sei eine Gesundheitsgefährdung durch das Trinkwasser auszuschließen. Die Studie ist daher mit Vorsicht zu genießen.

Ernährung spielt Rolle bei möglichem Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und Trinkwasser

Zusätzlich konnte der ermittelte Zusammenhang zwischen der Einnahme von Nitrat und Prostatakrebs nur bei Männern nachgewiesen werden, die wenig Ballaststoffe, Obst, Gemüse und Vitamin C zu sich nahmen. „Antioxidantien, Vitamine und Polyphenole in Obst und Gemüse können die Bildung von Nitrosaminen – Verbindungen mit krebserregendem Potenzial – im Magen hemmen“, erklärt Donat-Vargas. „Außerdem hat Vitamin C eine signifikante Anti-Tumor-Aktivität gezeigt. Und die Ballaststoffe begünstigen ihrerseits die Darmbakterien, die vor den aus der Nahrung stammenden Giftstoffen, einschließlich Nitrosaminen, schützen“. 

Hinweis der Redaktion

Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.

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