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Kolonialistische Pizza

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Von: Andreas Sieler

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Pizza Ananas.
Pizza Ananas. © sebasnoo/imago-images.de

Warum Ananas als Belag nicht mehr nur eine Frage des guten Geschmacks ist.

Weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus ist die US-amerikanische Küche auch in Deutschland sehr populär. Muffins, Donuts, Hamburger, Chicken Wings, Cheesecake & Co. sind zwar im Ursprung nicht immer eindeutig den USA zuzuordnen, haben aber zwei Dinge gemeinsam: Sie sind dort sehr beliebt – und ungesund.

Die Pizza hingegen wird eindeutig der italienischen Küche zugeordnet. Jene Variante, die hierzulande als US-amerikanische Pizza angepriesen wird, zeichnet sich in der Regel durch einen viel zu dicken Boden und einen mit Käse gefüllten Rand aus.

Aber was hat es eigentlich mit der Pizza Hawaii auf sich? Zur Herkunft gibt es verschiedene Theorien, die vielversprechendste Spur führt nach Kanada. Doch alle Theorien haben einen gemeinsamen Nenner: Mit traditioneller hawaiischer oder polynesischer Küche hat die Pizza Hawaii nichts am Hut.

Deutlich umstrittener erscheint generell die Grundsatzfrage, ob Ananasstückchen auf einer Pizza überhaupt etwas verloren haben. Schon das ist dünnes Eis, doch dazu gleich mehr. Die Ananasstückchen dürften wiederum für die Namensgebung eine entscheidende Rolle gespielt haben, aufgrund des Ananasanbaus auf Hawaii, sowie – wohlgemerkt vor einigen Jahrzehnten – der exotische Klang der Südseeinseln.

Nun droht der Pizza Hawaii das gleiche Schicksal wie dem zu Recht nicht länger so zu bezeichnenden Zigeunerschnitzel. Den Anstoß dazu auf sozialen Medien gab die Gruppe „Linke PoC – Migrantifa“, laut Eigenbezeichnung selbst organisierte Antirassisten, aus der Schweiz. Denn: Die Bezeichnung Pizza Hawaii sei mit der Geschichte des „Kolonialismus und der Aneignung verbunden“. Mit dem Ananasanbau sei die lokale Bevölkerung der Inselgruppe von weißen Siedlern ausgebeutet worden. In der Debatte gehe es nicht um Rassismus, sondern um „koloniale Stereotype“. Man solle also bitte einfach eine „Pizza Ananas“ bestellen.

Oder gleich eine herkömmliche Variante ohne Obst? Wie der Schweizer Vorstoß, falls überhaupt bemerkt, auf besagten US-Inseln aufgenommen wurde, dazu lässt sich in den Weiten der sozialen Medien noch nichts finden.

Und jetzt noch rasch zum dünnen Eis: Wer die Pizza Hawaii ablehne, weil sie nicht der „reinen“ italienischen Kultur entspreche, ist den Schweizer Initiatoren zufolge „ein Ethno-Nationalist“.

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