Psyche, Tatwaffe, Kindheit: Das ist über Amokläufer Philipp F. bekannt
Am Donnerstagabend fielen in einem Gemeindezentrum der Zeugen Jehovas in Hamburg Schüsse. Nun steht fest, wer der Amokläufer war.
Hamburg – Im Hamburger Stadtteil Groß Borstel ist es am Donnerstagabend zu einem Amoklauf gekommen. Der Täter verschaffte sich während einer Veranstaltung der Glaubensgemeinschaft Zeugen Jehovas offenbar durch ein Fenster Zutritt zum Gebäude und schoss auf die Menschen. „Dieser Amoklauf wurde von dem 35-jährigen deutschen Staatsangehörigen Philipp F. begangen“, heißt es jetzt vonseiten er Polizei während einer Pressekonferenz am Freitagmittag.
Amoklauf in Hamburg: Das ist über Täter Philipp F. bislang bekannt
Philipp F. war bis vor einem Jahr ein Mitglied der Glaubensgemeinschaft Zeugen Jehovas. Er habe die Glaubensgemeinschaft freiwillig, aber offenbar nicht im Guten verlassen. Er war ledig, lebte und arbeitete seit 2014 in Hamburg, wuchs aber in Bayern auf, heißt es weiter. Der 35-Jährige war seit dem 12. Dezember 2022 als Sportschütze legal in Besitz einer Waffe. Diese Pistole des Modells, Heckler und Koch P30, war auch die Tatwaffe. Verfahren oder Strafanzeigen gegen den Hamburger gab es laut Staatsanwaltschaft Hamburg es nicht.

Amoklauf in Hamburg: Was vom Täter bekannt ist
Er wurde ebenfalls tot im Gebäude der Zeugen Jehovas aufgefunden. Neben ihm lag eine Waffe. Offenbar richtete er nach dem Amoklauf seine Waffe gegen sich selbst, bei Eintreffen der Einsatzkräfte. Alle Details auf einen Blick:
- Der Amoklauf in Hamburg Groß-Borstel wurde von Philipp F. (35) begangen
- Er wuchs in Bayern auf, war ledig, lebte und arbeitete seit 2014 aber in Hamburg
- Der deutsche Staatsbürger war vor einem Jahr aus der Gemeinschaft Jehovas Zeugen ausgetreten
- Er war als Sportschütze in legalem Besitz einer Waffe, Modell Heckler und Koch P30, bei der es sich auch um die Tatwaffe handelte
- F. gab während der Bluttat mehr als 100 Schüsse ab, es wird von neun Magazinen à 15 Schuss gesprochen
- In der Wohnung von F. fand die Polizei 15 geladene Magazine mit jeweils 15 Patronen und vier Schachteln Munition mit weiteren 200 Patronen
- Verfahren und Strafanzeigen gegen den Hamburger gab es laut Staatsanwaltschaft Hamburg nicht
- Bereits im Januar bekam die Waffenbehörde einen anonymen Hinweis beziehungsweise eine Warnung vor Philipp F. in Form eines Schreibens
- Der bis heute unbekannte Absender teilte mit, dass der Täter unter psychischen Problemen litt und sich nicht in ärztliche Behandlung begeben würde
- Eine gewisse Wut des Amokläufers gegen religiöse Anhänger sei in dem Schreiben erwähnt worden, insbesondere gegen Zeugen Jehovas und seinen ehemaligen Arbeitgeber
- Ein Motiv von Philipp F. lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht feststellen, eine politische Motivation liege nicht vor
Bereits im Januar 2023 anonymer Hinweis: Philipp F. hatte laut Absender psychische Krankheit
Bereits im Januar 2023 bekam die Waffenbehörde einen anonymen Hinweis beziehungsweise eine Warnung von einer bis heute unbekannten Person vor Philipp F., in Form eines Schreibens. Hier hieß es, dass der Täter unter psychischen Problemen litt, ohne, dass dies ärztlich diagnostiziert sei. Philipp F. habe sich davor geweigert, so der anonyme Absender. Eine gewisse Wut des Amokläufers gegen religiöse Anhänger sei in dem Schreiben erwähnt worden, insbesondere gegen Jehovas Zeugen und seinem ehemaligen Arbeitgeber.
Polizeipräsident betont es habe „keine Rechtsgrundlage für psychologisches Gutachten gegeben“
Ralf Martin Meyer, Hamburger Polizeipräsident, sagt in der Pressekonferenz: „Die Kollegen sind dem Hinweis nachgegangen, haben sich ein Bild gemacht und am Ende der Maßnahmen gesagt, dass sie keine Rechtsgrundlage haben, ein psychologisches Gutachten zu erstellen oder die Waffenerlaubnis zu entziehen.“ Das sei überprüft worden.
Kontrollen reichen nicht aus – Anonymes Hinweisschreiben keine Grundlage für Maßnahmen
Mit Blick auf die Tat können die Kontrollen nicht ausreichend gewesen sein, hieß es allerdings in der Pressekonferenz, mit Blick auf die rechtliche Lage seien sie es aber. Jetzt müsse geschaut werden, was besser gemacht werden kann. „Man muss unterm Strich sagen, dass ein anonymes Hinweisschreiben für sich genommen keine Grundlage ist, auf der man Maßnahmen treffen kann.“ Das sei ein klarer Auftrag an die Politik. Derweil zeigt sich Hamburg erschüttert über die Tat. Ein Augenzeuge filmte alles und äußert sich im Interview zu der Tat. (Lia Stoike)