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Rebellen entführen Piloten: Befreiungsversuch geht schief – offenbar sechs Tote und 30 Vermisste

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Von: Kathrin Reikowski

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Die von der West Papua National Liberation Army zur Verfügung gestellte Aufnahme soll am 06.03.2023 entstanden sein und zeigt den neuseeländischen Piloten Philip Mehrtens neben bewaffneten Kämpfern der West Papua National Liberation Army (TPNPB) an einem unbekannten Ort im Dschungel in Indonesien. Der Inhalt der Aufnahme konnte nicht unabhängig verifiziert werden.
Die von der West Papua National Liberation Army zur Verfügung gestellte Aufnahme soll am 06.03.2023 entstanden sein und zeigt den neuseeländischen Piloten Philip Mehrtens neben bewaffneten Kämpfern der West Papua National Liberation Army (TPNPB) an einem unbekannten Ort im Dschungel in Indonesien. Der Inhalt der Aufnahme konnte nicht unabhängig verifiziert werden. © dpa

Sechs Tote, 30 Vermisste: Die vermutete Bilanz eines Versuches der indonesischen Armee, einen in Geiselhaft genommenen Piloten zu befreien.

Jakarta – Soldaten der indonesischen Armee sind von separatistischen Kämpfern attackiert worden, als diese einen seit Februar entführten neuseeländischen Piloten befreien wollten. Dabei sollen sechs Soldaten gestorben sein, 30 weitere seien seither vermisst, wie Medien mit Verweis auf Militärdokumente berichten. Offiziell bestätigt wurde ein Toter.

Nach Informationen des britischen Guardian hätten sich die Armee-Kämpfer auf einem Posten im hügeligen Gebiet rund um Nguda befunden, als die West Papua National Liberation Army (TPNPB) das Feuer auf sie eröffnete. In der von Indonesien regierten Region Papua in der westlichen Hälfte Neuguineas kämpfen Bewohner seit den 1960er Jahren immer wieder für ihre Unabhängigkeit. Seit Februar fordert der bewaffnete Flügel des „Free Papua Movement“ mit der Entführung eines Piloten Verhandlungen über eine Unabhängigkeit von Indonesien und hat es damit in internationale Schlagzeilen geschafft.

West Papua: Unabhängigkeitskampf der Separatisten und Rebellen hat lange Geschichte

Die Provinz wurde 1969 in einer von den Vereinten Nationen unterstützten Abstimmung an Indonesien abgetreten. Seit Jahren kommt es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen in der rohstoffreichen Region. Der Osten der Insel ist das eigenständige Land Papua-Neuguinea, die Insel liegt nördlich von Australien und weit südlich von Japan.

Der im Exil in Großbritannien lebende Freiheitskämpfer Benny Wenda schreibt auf seiner Website über die Hintergründe des Kampfes: „Als ich ein Kind war, wurde mein Dorf vom indonesischen Militär bombardiert und viele meiner Familienmitglieder wurden getötet.“ Später habe er begonnen, sich friedlich für die „Befreiung seines Landes von der indonesischen Besatzung“ einzusetzen. „Für dieses ‚Verbrechen‘ wurde ich verhaftet, gefoltert und mit dem Tode bedroht.“ Es würden immer noch Hunderte Menschen aus der indigenen Bevölkerung gefoltert, vergewaltigt und ermordet.

Indonesische Militärsprecher während einer Pressekonferenz
Indonesische Militärsprecher während einer Pressekonferenz © ADEK BERRY / AFP

Neuseeländischer Pilot: Armee sucht weiter nach verschollenen Soldaten

Die indonesische Armee hat indes noch keine genauen Zahlen dazu, wie viele Tote es bei dem Befreiungsversuch gab. Die Suche werde laut Guardian weiter unter Hochdruck fortgesetzt, aktuell herrschten aber schwierige Wetterbedingungen.

Ein Sprecher der Rebellen, Sebby Sambon, sagte, man habe weder von der indonesischen Regierung, noch von der neuseeländischen Regierung eine Antwort auf ein Verhandlungsangebot bekommen. Die Tötung der indonesischen Soldaten sei ein Racheakt für zwei getötete Kameraden im März gewesen, er sprach von neun Toten. „Die indonesische Regierung muss ihre Sicherheitsoperation in Papua einstellen und bereit sein, mit unseren Führern unter Vermittlung eines neutralen Dritten einer Organisation der Vereinten Nationen zu verhandeln“, sagte Rebellensprecher Sambom. Ebenfalls im März war ein Video des entführten Piloten aufgetaucht - er war darin von bewaffnet Rebellen umringt, aber unversehrt. (dpa/kat)

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