Nein. Weil ich genauso gerne die Juristerei studieren wollte. Es war letztlich eine Instinktentscheidung. Ich hätte Theologie schon gern studiert, aber leider hat man nur ein Leben.
Sie schreiben auch, es sei wichtig, mit sich im Reinen zu sein. Sind Sie es denn?
Es klingt immer etwas kitschig, ein reines Herz zu haben. Ich mag das Wort trotzdem. Für mich heißt es, dass in meinem Leben Innen und Außen zusammenpassen soll. Das ist schwer genug, aber ich arbeite daran.
Würden Sie sich als konservativ bezeichnen?
Mein Denken ist liberal, meine Werte sind christlich geprägt, ich würde sie eher „klassisch“ nennen. Auch grünen Politikern sind solche klassischen Werte wichtig: die Würde des Menschen, Naturschutz, die Bewahrung der Schöpfung. Mich in Bayern der CSU zu nähern, würde mir allerdings Schwierigkeiten bereiten.
Stehen Sie den Christdemokraten nicht von Haus aus nahe?
Warum sollte ich? Weil mein Vater CDU-Mitglied ist?
Hatte das keinen Einfluss auf Ihre Erziehung?
Nein. Bei uns zu Hause ging es immer offen und lebhaft zu. Meine Brüder und ich wurden zu selbstständigem Denken erzogen. Auch heute wählt jeder eine andere Partei.
Wie sieht denn die nächste Generation Weizsäcker aus? Wird das Politiker-Gen weitergetragen?
Meine älteste Nichte hat zwar wie ich und mein Vater Jura studiert. Aber das bedeutet nicht, dass sie in die Politik gehen wird. Meine Nichten und Neffen haben alle ganz unterschiedliche Begabungen. Wohin sie das mal führt, weiß ich nicht. Humor haben sie jedenfalls alle. Das ist keine schlechte Basis für das Leben.
Das Interview führte Felix Brumm.