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Interner Bericht: In Hochwassergebieten drohen „Seuchen und Ungezieferbefall“

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Von: Tim Vincent Dicke

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Helfer arbeiten in den Strassen von Dernau. Das Hochwasser hat hier zahlreiche Häuser unbewohnbar gemacht. | Aktuell
In den vom Hochwasser getroffenen Gebieten stapelt sich der Müll. Das Bundesinnenministerium warnt vor der Ausbreitung von Seuchen. © Thomas Frey/dpa

Die Aufräumarbeiten in den Hochwassergebieten dauern an. Müll jeglicher Art und verwesende Kadaver stellen die Behörden vor neue Probleme.

Berlin – Rund eine Woche nach Beginn der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist die Lage in den betroffenen Regionen weiterhin dramatisch. Viele Menschen werden vermisst – aber auch ein weiterer Umstand macht den Behörden Sorgen. Laut einem Lagebericht des Innenministeriums, der dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ vorliegt, steigt die Gefahr von Seuchen.

Hochwasserkatastrophe zerstörte wichtige Infrastruktur

Nicht nur Straßen, Bahngleise, Brücken, Mobilfunkmasten, Strom-, Gasleitungen sind zerstört. Vielerorts gibt es nach wie vor kein fließendes Wasser, Müllsäcke mit unterschiedlichstem Inhalt liegen herum, Schlamm verteilte sich bei dem Hochwasser auf Straßen und in Häusern. Zudem fehlt es an Blutkonserven und unentdeckte Leichen sowie Tierkadaver verwesen – weil sie noch nicht entdeckt wurden oder es noch keine Möglichkeit zum Bergen gab. Steigende Temperaturen in Verbindung mit unhygienischen Zuständen erhöhten die Infektionsgefahr für die Menschen, heißt es vom Bundesinnenministerium.

Bereits zuvor warnten die betroffenen Länder vor einer Gefahr erhöhter Corona-Risiken, etwa durch Hilfsaktionen oder die Unterbringung in Notunterkünften. „Derzeit kommen viele Menschen auf engstem Raum zusammen, um die Krise gemeinsam zu bewältigen. Wir müssen jetzt aufpassen, dass die Bewältigung der Katastrophe nicht zu einem Superspreader-Event wird“, sagte David Freichel vom Corona-Kommunikationsstab der Staatskanzlei in Rheinland-Pfalz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Corona-Infektionen im Hochwassergebiet: Gesundheitsämter haben Gefahr erkannt

Das Landesgesundheitsministerium bereite in Absprache mit den Behörden der betroffenen Landkreise eine Sonderimpfaktion in den Katastrophengebieten vor. Viele Rettungskräfte hätten bereits vollen Impfschutz.

„Eine erhöhte Gefahr der Ausbreitung von SARS-CoV-2 könnte sich vor allem durch die Unterbringung von Personen in Notunterkünften entwickeln“, zitierte der RND das Düsseldorfer Gesundheitsministerium. Die Gesundheitsämter vor Ort seien sich aber der zusätzlichen Gefahr bewusst. Sie könne durch Testungen, Masken und Lüften reduziert werden.

Innenministerium warnt nach dem Hochwasser vor „Seuchen und Ungezieferbefall“

Es fehle an Medikamenten und auch die Blutkonserven sollen dem Papier nach knapp werden. Das Risiko, das sich „Seuchen und Ungezieferbefall“ ausbreiten könnten, bestehe. Wegen der großen Mengen Abfall würden die Müllverbrennungsanlagen zudem nicht mehr ausreichende Kapazitäten haben.

Die zerstörten Leitungen für Wasser, Strom und Gas führten laut dem Lagebericht zu größeren Versorgungsproblemen. „Deren Wiederherstellung könnte sich über mehrere Wochen, ggf. mehrere Monate hinziehen“, zitiert der „Spiegel“ das interne Papier. Außerdem könnten an der Ahrtal (Rheinland-Pfalz) Kampfmittel ausgetreten sein. (Tim Vincent Dicke mit dpa)

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