Amoklauf in Hamburg: „Einer dramatischer als der andere“ – Notrufzentrale schildert Situation
Mehr als 40 Notrufe gehen während der Amoktat in Hamburg ein. Die Menschen bitten um Hilfe. Das wird auch für die Sachbearbeiter:innen zur Belastungsprobe.
Hamburg – Bei dem Amoklauf am Donnerstagabend (9. März) in Hamburg sind acht Menschen gestorben. Der 35-jährige Philipp F. erschoss bei einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas im Stadtteil Alsterdorf sieben Menschen, darunter auch ein ungeborenes Kind, und anschließend sich selbst.
Acht weitere wurden verletzt. Vier von ihnen schwebten zuletzt noch in Lebensgefahr. „Wir machen uns immer noch große Sorgen um mehrere der Verletzten, die schwere Schusswunden erlitten haben und weiterhin in Lebensgefahr schweben“, sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) dem Hamburger Abendblatt.
Amoklauf in Hamburg: Innensenator über Tendenz für Motiv
Für das Motiv gebe es inzwischen eine Tendenz. „Im Moment deutet alles darauf hin, dass das Motiv in der Beziehung zwischen dieser Gemeinde der Zeugen Jehovas und dem Täter als ehemaligem Mitglied dieser Gemeinde begründet liegt“, schilderte Grote.

Unter der Tat leiden nicht nur Betroffene und Angehörige, auch für Notrufsachbearbeiter:innen lässt sich das Geschehene nur schwer verarbeiten. Einer von ihnen ist Stefan S. Der 37-Jährige arbeitet seit Jahren in der Einsatzzentrale der Feuerwehr und nahm am Donnerstagabend Notrufe entgegen.
Amoklauf in Hamburg: Mehr als 40 Notrufe – „So etwas will man kein zweites Mal erleben“
Mehr als 40 Notrufe seien an diesem Abend bei Polizei und Feuerwehr eingegangen, berichtete die Hamburger Morgenpost. Zwar trafen die Einsatzkräfte innerhalb weniger Minute beim Gemeindehaus ein. Doch so etwas hatte Stefan S. bis dato noch nicht erlebt. „Einer war dramatischer als der andere“, schilderte er die Situation der Zeitung. Er ist sich sicher: „So etwas will man kein zweites Mal erleben.“
Viele Anrufe seien aus dem Königssaal abgesetzt worden, während der Täter um sich schoss, hieß es. Während an einem Ende der Leitung Panik herrschte, müssen die Sachbearbeiter:innen Ruhe bewahren. „Schüsse, viele Schüsse, da ballert jemand rum“, zitierte Stefan S. einen Kollegen, der ebenfalls zu dieser Zeit in der Notrufzentrale arbeitete. Er und seine Kollegen hätten nach der Amoktat die Notfallseelsorge in Anspruch genommen. (kas/dpa)