Erdbeben in der Türkei und Syrien: Mehr als 11.000 Tote – Forschende haben dringenden Verdacht
Ein Erdbeben mit verheerenden Folgen: Mehr als 11.000 Menschen sterben in Folge der Naturkatastrophe. Forschende zeigen auf, warum es so tödlich war.
Gaziantep – Am Montagmorgen (6. Februar) erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,7 die Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien. Infolgedessen starben mindestens 11.000 Menschen, mehr als 23.000 Menschen wurden verletzt – die Suche nach Verschütteten läuft noch.
Hintergrund des Erdbebens ist der Kontakt zweier Kontinentalplatten: der arabischen Platte und der anatolischen Platte. Staut sich bei der Plattenreibung zu viel Energie, kommt es zu teils heftigen Erschütterungen auf der Erde. In der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien kommt es immer wieder zu Erdbeben, oftmals deutlich schwächer als die eingangs erwähnte Stärke. Das letzte derart starke Erdbeben ereignete sich an der Ostanatolischen Verwerfung, wie das Gebiet bezeichnet wird, im Jahr 1893. Für das Deutsche Geoforschungszentrum war es daher lediglich „eine Frage der Zeit“, bis zum nächsten Erdbeben der Stärke 7,7 beziehungsweise 7,8. „Die gesamte Zone hat [...] über diesen langen Zeitraum Spannungen aufgebaut“, heißt es in einer Mitteilung.
Erdbeben in der Türkei und Syrien fordert Tausende Todesopfer
Die Stärke des Erdbebens sorgte laut Joanna Faure Walker, Leiterin des britischen „UCL Institute for Risk and Disaster Reduction“, dafür, dass ein sehr großes Gebiet erschüttert wurde. Hinter der hohen Zahl der Todesopfer steckt jedoch ein anderer Aspekt. Das Erdbeben brachte nach Angaben der türkischen Katastrophenschutzbehörde mehr als 5700 Gebäude in der Grenzregion zum Einsturz. Darunter wurden zahlreiche der Tausenden Opfer begraben. „Nach dem jüngsten Ereignis wird es wichtig sein, zu überprüfen, ob dies bei allen seither errichteten Gebäuden eingehalten wurde“, so Walker laut einer Mitteilung des „Science Media Center“

Mohammad Kashani, Professor für Bau- und Erdbebeningenieurwesen an der Universität Southampton, erklärte demnach, dass es den begründeten Verdacht baurechtlicher Mängel gibt: „Die Fotos zeigen, dass einige der eingestürzten Gebäude möglicherweise vor der Einführung moderner seismischer Normen gebaut wurden und daher nicht für ein Erdbeben dieser Stärke ausgelegt und geeignet sind.“ Im Vergleich zu den Schäden auf türkischer Seite könnte in Syrien vor allem der Bürgerkrieg für die schlechten Gebäudezustände gesorgt haben.
Mittlerweile regt sich Kritik am türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan: Grund dafür ist, dass zahlreiche Erdbeben-Steuergelder offenbar nie ankamen und möglicherweise zweckentfremdet wurden. Diese waren nach einem verheerenden Erdbeben im Jahr 1999 gesammelt worden. Erdogan hat mittlerweile in mehreren Provinzen der Türkei den sogenannten Ausnahmezustand ausgerufen. Das könnte Folgen für die anstehende Wahl im Land haben.
Ungeachtet der politischen Dimension ist die Gefahr in der Region weiterhin groß. „Das Ausmaß der Nachbeben, die zwar an Stärke nachlassen, aber noch über Tage anhalten könnten, birgt die Gefahr, dass die bereits durch die vorangegangenen Beben geschwächten Gebäude einstürzen“, betont David Rothery, Professor für planetare Geowissenschaften an der britischen Open University, gegenüber dem „Science Media Center“.
Viele Staaten haben der Türkei und Syrien Hilfe zugesagt. Internationale Rettungsmissionen laufen. Doch zahlreiche Menschen werden weiterhin vermisst.
Spenden nach Erdbeben in der Türkei und Syrien: So können Sie Betroffenen helfen
- Deutsches Rotes Kreuz:
Spendenkonto: DE63 3702 0500 0005 0233 07
Stichwort: Nothilfe Erdbeben Türkei und Syrien
Die internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ist die weltweit größte humanitäre Organisation. Sie leisten Hilfe für Menschen in Konfliktsituationen, bei Katastrophen und gesundheitlichen Notlagen. - Ärzte der Welt e.V.:
Spendenkonto: DE06 1203 0000 1004 3336 60
Stichwort: Nothilfe Türkei/Syrien
Ärzte der Welt e.V. gehört zu der internationalen humanitären Organisation Médecins du Monde. Sie unterstützen weltweit mit medizinischer Hilfe und politischer Arbeit. - UNICEF:
Spendenkonto: DE57 3702 0500 0000 3000 00
Stichwort: Erdbeben Türkei/Syrien
UNICEF ist das Kindernetzwerk der Vereinten Nationen und leistet in 190 Ländern der Welt humanitäre Hilfe. - UNO-Flüchtlingshilfe e.V.:
Spendenkonto: DE78 3705 0198 0020 0088 50
Stichwort: Erdbeben
Der deutsche Partner des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen leistet humanitäre Soforthilfe und kümmert sich nun um die Versorgung syrischer Flüchtlinge. - Aktion Deutschland Hilft:
Spendenkonto: DE62 3702 0500 0000 1020 30
Stichwort: Erdbeben Türkei und Syrien
Aktion Deutschland hilft ist ein Zusammenschluss deutscher Hilfsorganisationen. Darunter die Jahanniter-Unfall-Hilfe und der Malteser Hilfedienst. Sie leisten humanitäre Hilfe bei Katastrophen und Notsituationen. - Bündnis Entwicklung Hilft:
Spendenkonto: DE29 100 20 5000 100 20 5000
Stichwort: Erdbeben Türkei/Syrien
Bündnis Entwicklung Hilft ist ein Zusammenschluss von elf deutscher Hilfswerke. Darunter Brot für die Welt und die Kindernothilfe. Sie unterstützen langfristig in Katastrophengebieten. - Diakonie Katastrophenhilfe
Spendenkonto: DE68520604100000502502
Stichwort: Erdbebenhilfe Türkei Syrien
Diakonie Katastrophenhilfe ist das humanitäre Hilfswerk der evangelischen Kirche. Sie setzen sich für Opfer von Naturkatastrophen, Krieg und Vertreibung ein. - Caritas International
Spendenkonto: DE88 6602 0500 0202 0202 02
Stichwort: Nothilfe nach Erdbeben in Türkei/Syrien
Das Hilfswerk der deutschen Caritas leistet Nothilfe in Krisen- und Katastrophengebieten. Sie unterstützen besonders schutzbedürftige Menschen. - Humedica:
Spendenkonto: DE35 7345 0000 0000 0047 47
Stichwort: Erdbeben Türkei
Humedica setzen internationale Hilfe für Menschen in Katastrophengebieten um. Sie senden medizinische Einsatzkräfte in die Türkei. - Die Hilfsbereitschaft in Deutschland ist hoch. So berichtet 24hamburg.de von mehreren hundert Kartons, die sich allein aus privaten Spendensammlungen in Hamburg Altona für die Opfer der Erdbeben-Katastrophe im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien stapeln.
(tu mit AFP/dpa)