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Prozess gegen Ghislaine Maxwell - Klägerin: „Sie waren mit allen befreundet“

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Von: Lukas Rogalla, Anna Charlotte Groos, Vincent Büssow

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Der Prozess gegen Ghislaine Maxwell geht weiter: Epstein und seine ehemalige Partnerin sollen ständig mit ihrem Status angegeben haben – und Freunden wie Bill Clinton und Donald Trump.

Update vom Donnerstag, 02.12.2021, 15.35 Uhr: Ghislaine Maxwell wird vorgeworfen, jahrelang für Jeffrey Epstein Minderjährige rekrutiert zu haben, die er dann missbrauchte. Sie habe Epstein Minderjährige zum „sexuellen Missbrauch serviert“, sagte die Staatsanwältin zum Prozessauftakt. Am Mittwoch hat die erste Hauptzeugin ausgesagt – unter dem Pseudonym „Jane“.

Jane behauptet, dass ihr erstes Treffen mit Epstein und Maxwell noch harmlos und sogar freundlich gewesen sei. Sie sei erst 14 Jahre alt gewesen. „Von Anfang an haben sie viel damit angegeben, dass sie so ziemlich mit allen befreundet waren“, sagte Jane. War ein Bill Clinton oder Donald Trump am Telefon, hätten Epstein und Maxwell sie auf laut gestellt, damit Jane sie hören könne. Epstein hätte regelmäßig seine weitreichenden Verbindungen zur Sprache gebracht, bevor er Jane mutmaßlich zum ersten Mal sexuell missbrauchte. Sie erinnert sich an seine Worte: „Ich kenne alle Agenten, alle Fotografen, den Besitzer von Victoria‘s Secret.“

Einmal sollen Maxwell und Epstein zusammen gelacht haben, als sie Jane mutmaßlich sexuell missbrauchten. „Es war alles sehr sorglos, als wäre es ganz normal und keine große Sache“, erzählt sie.

Am Ende des Prozesstags begann Maxwells Verteidigerin Laura Menninger, Jane Doe zu befragen – und deutete gleich an, welche Strategie in den nächsten Tagen zu erwarten ist. Menninger fragte sie, wieso sie 20 Jahre gewartet hat, um mit den Vorwürfen ans Licht zu kommen.

In dieser Skizze des Gerichtssaals sitzt Ghislaine Maxwell am Tisch der Verteidigung, während sie die Zeugenaussagen während ihres Prozesses verfolgt.
In dieser Skizze des Gerichtssaals sitzt Ghislaine Maxwell am Tisch der Verteidigung, während sie die Zeugenaussagen während ihres Prozesses verfolgt. © Elizabeth Williams/dpa

Prozess gegen Ghislaine Maxwell: Klägerin sagt aus

Update vom Mittwoch, 01.12.2021, 22.35 Uhr: Im Prozess gegen Jeffrey Epsteins Vertraute Ghislaine Maxwell hat eine der Anklägerinnen ausgesagt. Am Mittwoch (01.12.2021) saß die anonyme Frau, die Jane Doe genannt wird, im Zeugenstand. Doe beschuldigt Maxwell und Eppstein, sie im Jahr 2008 mehrfach vergewaltigt zu haben. In dem Verhör nannte sie jetzt viele weitere Namen, wie das Nachrichtenportal Daily Beast berichtete.

Nachdem Jeffrey Epsteins privater Pilot am Dienstag ausgesagt hatte, prominente Personen wie Prinz Andrew im Flugzeug des Milliardärs gesehen zu haben, fragte Maxwells Anwältin auch Jane Doe danach. Diese konnte sich weder an Prinz Andrew, noch an Mitglieder von Epsteins Familie erinnern. Stattdessen sagte die Klägerin, dass eine Reihe an Frauen an den Vergewaltigungen beteiligt gewesen seien.

Maxwell-Prozess: Klägerin stellt Verbindung von Jeffrey Epstein zu Donald Trump her

Im Zeugenstand erinnerte sich Jane Doe unter anderem an eine Frau namens Sophie, eine Massage-Therapeutin, die sich an Epsteins Orgien beteiligt haben soll. Außerdem nannte die Klägerin die Namen Emmy, Eva, Michelle Short und Kelly, wobei nicht klar ist, um wen es sich bei den Frauen handelt.

Doe wiederholte außerdem ihre frühere Aussage, dass sie den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump durch Jeffrey Epstein und Ghislane Maxwell kennengelernt habe. Auch er wurde von dem Piloten in Verbindung mit Epstein genannt.

Gerichtszeichnung aus dem Maxwell-Prozess
Gerichtszeichnung aus dem Prozess um Jeffrey Epsteins Vertraute Ghislaine Maxwell. Die Klägerin Jane Doe wurde am Mittwoch (01.12.2021) von Maxwells Anwältin verhört. © Elizabeth Williams/dpa

Epsteins Privat-Pilot sagt im Maxwell-Prozess aus: Auch Donald Trump unter seinen Gästen

Erstmeldung vom 01.12.2021, 14.07 Uhr: New York – Jeffrey Epsteins langjähriger Pilot Larry Visoski hat am Dienstag (30.11.2021) im Prozess gegen Epsteins ehemalige Geschäftspartnerin Ghislaine Maxwell wegen Sexhandels im Zeugenstand ausgesagt. Die US-Justiz wirft Maxwell vor, über Jahre hinweg Minderjährige für Epstein rekrutiert zu haben, die dann von dem Finanzinvestor – mutmaßlich unter anderem in seinem Flugzeug – missbraucht wurden.

Minderjährige Mädchen habe er im Flugzeug jedoch nie gesehen, sagte Visoski laut der BBC. Auf die Frage, wie Maxwells Beziehung zu Epstein zu beschreiben sei, sagte er, sie sei "eher persönlich als geschäftlich", jedoch nicht von romantischer Natur.

Visoski sprach im Zeugenstand aber nicht nur über Maxwell, sondern brachte die Namen vieler weiterer Prominenter ins Spiel, die er laut eigener Aussage in Epsteins Privatflugzeug um die Welt geflogen habe. Darunter die ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und Bill Clinton, der Schauspieler Kevin Spacey sowie Prinz Andrew. Spacey und Prinz Andrew wird in anderen Zusammenhängen ebenfalls sexueller Missbrauch vorgeworfen.

Ghislaine Maxwell: Prozess wegen Missbrauch von Minderjährigen

Der Gerichtsprozess gegen Maxwell war am Montag (29.11.2021) in New York gestartet. Zum Prozessauftakt hatte die Staatsanwältin Maxwell als „gefährliche“ Frau bezeichnet, die Epstein Minderjährige zum „sexuellen Missbrauch serviert“ habe, so die Agence France-Press. Maxwell wird in sechs Anklagepunkten Sexhandel zur Last gelegt. Bei der Anklage geht es um den Zeitraum von 1994 bis 2004.

Ghislaine MaxwellGeschäftsfrau, ehemalige Geschäftspartnerin von Jeffrey Epstein
Geboren:25. Dezember 1961 (Alter 59 Jahre), Maisons-Laffitte, Frankreich

Im Prozess stützt sich die Staatsanwaltschaft auf vier Hauptzeuginnen. Die erste Hauptzeugin mit dem Pseudonym „Jane“ sagte am zweiten Prozesstag gegen Epsteins Vertraute Ghislaine Maxwell aus. Manchmal sei die 59-Jährige anwesend gewesen und habe sich aktiv an sexuellen Handlungen beteiligt, als sie von Epstein missbraucht worden sei, so die Zeugin.

Als Zeuge im Missbrauchsprozess: Epsteins Pilot sagt gegen Ghislaine Maxwell aus

„Jane“ soll 14 Jahre alt gewesen sein, als sie Epstein und Maxwell kennengelernt haben soll. Damals habe sie ein Sommercamp für Mädchen einer Kunstakademie in Michigan besucht. Epstein soll ihr als wohlhabender Spender vorgestellt worden sein und ihr versprochen haben, ihre Ausbildung zu finanzieren. Wenige Monate zuvor war ihr Vater gestorben und die Familie hatte ihr Haus verloren. Epstein habe sie später zu sich nach Florida eingeladen, wo sie oft auch Maxwell getroffen habe. Der Finanzinvestor habe ihr Geld gegeben, um ihre Mutter zu unterstützen. Zudem berichtete sie über Einkaufstouren und Kinobesuche mit Maxwell, so die Agence France-Press. In dieser Zeit soll es zu den ersten Missbräuchen gekommen sein.

Epstein soll in den 1990er Jahren mindestens einmal im Jahr mit seinem Pilot nach Traverse City geflogen sein, wo er jeden Sommer das besagte Camp besucht und dort in seiner Hütte übernachtet habe, so Visoski dem US-amerikanischen Nachrichtenportal Daily Beast zufolge. Die Hütte soll in die Nähe der Unterkünfte des Sommercamps gebaut worden sein, wo Epstein Stipendien für Schülerinnen anbot.

Ghislaine Maxwell. (Archivbild)
Ghislaine Maxwell. (Archivbild) © Rick Bajornas/dpa

Pilot über erste Hauptzeugin im Sexhandel-Prozess – „Jane“ sei ihm erwachsen vorgekommen

Laut eigener Aussage erinnert sich Visoski an die Zeugin. Er soll vor einem Flug von Traverse City (Michigan) Gepäck aus dem Sommercamp abgeholt haben und sie später in Palm Beach getroffen habe, wo sie ihm von Epstein als „Sängerin“ vorgestellt worden sei, so Daily Beast. Das Alter der Passagiere habe er nie gekannt, so der Pilot. Er habe jedoch immer geglaubt, dass es sich um Erwachsene handelt. „Ich habe niemanden von jüngerer Natur ohne einen Erwachsenen oder Elternteil bemerkt“, sagte Visoski aus. „Ich kannte das genaue Alter von niemandem.“ Als die stellvertretende US-Staatsanwältin Maureen Comey nach „Jane“ fragte, antwortete Visoski, dass sie „eine reife Frau mit stechenden puderblauen Augen“ gewesen sei.

In über 25 Jahren, die er als Epsteins Pilot tätig gewesen war, habe er niemals sexuelle Aktivitäten während der Flüge gesehen, sagte Visoski. Die Cockpittür während der Flüge mit dem Flugzeug, das den Spitznamen "Lolita Express" trug, sei allerdings auch immer geschlossen gewesen.

Jeffrey EpsteinInvestmentbanker und verurteilter Sexualstraftäter
Geboren:20. Januar 1953, Brooklyn, New York City, USA
Gestorben:10. August 2019, Metropolitan Correctional Center, New York City, USA

Sexueller Missbrauch: Auch Klägerin gegen Prinz Andrew soll an Bord gewesen sein

Der Pilot erinnerte sich auch daran, mit Virginia Roberts Giuffre geflogen zu sein, berichtete BBC. Die US-Amerikanerin ist eine der Klägerinnen gegen Prinz Andrew im Fall des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen. Zum Tatzeitpunkt soll sie 17 Jahre alt gewesen sein. Der 61-jährige Sohn von Queen Elizabeth hat die Missbrauchsvorwürfe bestritten. Die Anhörung gegen Prinz Andrew wurde im Oktober verschoben.

Auf die Frage, ob er sich an Giuffre erinnere, sagte Visoski: „Ja. Eine kleinere Frau mit blondem Haar. Sie sah nicht jung aus. Ich meine, die Definition von jung ist, was immer Sie daraus machen. Aber sie war eine Frau in meiner Kategorie“.

Eine Skizze des Gerichtssaals in New York während des Prozesses gegen Ghislaine Maxwell, auf der die Hauptverteidigerin von Maxwell, Bobbi Sternheim, ein Eröffnungsplädoyer hält.
Eine Skizze des Gerichtssaals in New York während des Prozesses gegen Ghislaine Maxwell, auf der die Hauptverteidigerin von Maxwell, Bobbi Sternheim, ein Eröffnungsplädoyer hält. © Elizabeth Williams/dpa

Missbrauchsprozess gegen Ghislaine Maxwell: Flugplanung durch Jeffrey Epsteins Assistentinnen

Visoski sagte der New York Daily News zufolge, dass er Epstein von 1991 bis zu dessen Verhaftung und Selbstmord 2019 regelmäßig auf seine private Karibikinsel Little St. James geflogen habe. Epstein nannte die Insel oft bei ihrem Spitznamen, Little St. Jeff‘s. „Jede Woche bis alle 10 Tage, wenn wir nicht gerade woanders in der Welt waren, aber es war ein regelmäßiges Ziel“, so Visoski. Ein Luftbild von Epsteins 75 Acre (Angelsächsische Flächeneinheit, entspricht etwa 303514 m2) großem Privatparadies mit einem Hubschrauberlandeplatz, umrahmt von kristallklarem, blauem Meer, wurde den Geschworenen zusammen mit Fotos von den Flugzeugen des Finanziers und der weitläufigen, 10.000 Morgen großen Zorro Ranch in New Mexico gezeigt.

Die Anweisungen für zukünftige Flüge habe er immer kurzfristig erhalten, manchmal einen Tag zuvor oder mit noch weniger Abstand, so Visoski laut Daily Beast. Oft hätten Epsteins Assistentinnen Sarah Kellen und Lesley Groff, die als Mitverschwörerinnen Epsteins gelten, die Flüge geplant. Der Pilot fügte hinzu, dass er sich so häufig mit Kellen absprach, dass ihre Nummer auf seiner Kurzwahltaste stand.

Jeffrey Epsteins frühere Villa auf der privaten Karibikinsel Little St. James. (Archivbild)
Jeffrey Epsteins frühere Villa auf der privaten Karibikinsel Little St. James. (Archivbild) © Emily Michot/imago-images

Missbrauchsprozess in New York: Ghislaine Maxwell weist alle Vorwürfe zurück

Der bereits in der Vergangenheit wegen Sexualverbrechen verurteilte Epstein war im August 2019 nach einer erneuten Festnahme tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan aufgefunden worden. Er nahm sich nach offiziellen Angaben das Leben.

Maxwell befindet sich seit ihrer Verhaftung im vergangenen Jahr in einem US-Gefängnis. Sie weist alle Vorwürfe zurück. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr bis zu 80 Jahre Haft. Der Prozess wird schätzungsweise insgesamt sechs Wochen andauern. (Anna Charlotte Groos/Vincent Büssow)

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