Wegen ihrer Dreadlocks: Fridays for Future lädt Musikerin von Demo aus
Die Musikerin Ronja Maltzahn soll bei einer Fridays for Future Klima-Demo in Hannover auftreten. Doch die Aktivisten fordern zunächst, dass sie ihre Haare abschneidet.
Hannover – Die Sängerin Ronja Maltzahn gewann im vergangenen September den Panikpreis für deutsche Newcomer von Udo Lindenberg. Sie war von der hannoverschen Ortsgruppe der Klimaschutzbewegung Fridays for Future eingeladen, auf der nächsten Klimaschutzdemonstration aufzutreten. Dazu kommt es nun nicht, da die Musikerin kurzfristig wieder ausgeladen wurde. Der Grund: Ihre Haare.
Da sie als weiße Frau Dreadlocks trage, könne sie nicht auf der Demonstration auftreten, so die Gruppe. Auf ihrem Instagram Profil machte Maltzahn die Nachricht öffentlich, welche sie nach eigener Aussage von Fridays for Future Hannover erhielt. „Liebe Ronja“, hieß es in der Nachricht, „es tut uns sehr leid, dass diese Nachricht so spontan kommt.“ Man habe sich leider „nicht ausführlich genug damit beschäftigt, welche Künstler:innen für unsere Demo angefragt werden“.
Fridays for Future fordert Friseurbesuch: „Bis Freitag deine Dreadlocks abschneiden“
„Kulturelle Aneignung“ sei das Problem. Demnach hätten die Klimaaktivistinnen und -aktivisten ihr mitgeteilt, dass die Dreadlocks „bei weißen Menschen eine Form der kulturellen Aneignung“ seien. Fridays for Future setze hingegen „auf ein antikolonialistisches und antirassistisches Narrativ“. Sie habe sich durch ihre Frisur einen Teil einer Kultur angeeignet, „ohne die systematische Unterdrückung dahinter zu erleben“.
Die Klimaaktivist:innen boten an: „Solltest du dich bis Freitag dazu entscheiden, deine Dreadlocks abzuschneiden, würden wir dich natürlich auf der Demo begrüßen und spielen lassen.“
Musikerin wegen Dreadlocks ausgeladen
Maltzahn zeigte sich enttäuscht über die Absage. „Wir möchten keinen Menschen aufgrund von seiner/ihrer kulturellen Herkunft diskriminieren, sondern vielmehr kultureller Vielfalt eine Bühne geben“, kommentierte sie die Absage. Zugleich betonte die Musikerin, keinen Konflikt anzetteln zu wollen, da sie die Werte des Bündnisses teile. „Ich hoffe, dass es für diese eigentlich tolle Organisation ‚Fridays for Future‘ nicht zu viel blöden Pressewind geben wird“, sagte die Musikerin.

Dreadlocks sind Strähnen verfilzter Kopfhaare. Im Zuge der Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten trugen Afroamerikaner Dreadlocks-Frisuren bewusst als Ausdruck ethnischen Stolzes.
Auch in Frankfurt rufen Fridays for Future diese Woche wieder für das Klima auf die Straße*. Neben dem Klima ist der Ukraine-Konflikt* und der daraus resultierende Krieg aktuell Thema der Demonstrationen. (lz/epd) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.