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Franz von Bayern: Der Herzog und sein Gefährte

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Von: Patrick Guyton

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Der Herzog Franz von Bayern (links) mit Thomas Greinwald im Jahr 2021.
Der Herzog Franz von Bayern (links) mit Thomas Greinwald im Jahr 2021. © Imago

Gäbe es die Monarchie noch, wäre er König. Herzog Franz von Bayern outet sich nach mehr als 40 Jahren – und bekennt sich öffentlich zu seinem Partner.

Franz Herzog von Bayern ist ein gediegener und bedächtig auftretender Mann, der im Juli seinen 90. Geburtstag feiert. Er ist das Oberhaupt der Wittelsbacher; wäre Bayern noch ein Königreich, würde er auf dem Thron sitzen. In dieser Woche stand er abends auf der Bühne in der großen Aula der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, um seine Memoiren vorzustellen. Gegen Ende sagte er, in den vergangenen zehn Jahren habe sich viel verändert, vieles sei selbstverständlich geworden.

Großer Applaus, sein Lebenspartner Thomas Greinwald tritt zu ihm. Die beiden zeigen sich erstmals offiziell als Paar. Und das nach 43 Jahren Beziehung, so lange sind die beiden zusammen. Es ist ein Outing der besonderen, der rührenden Art. Dass Franz von Bayern schwul ist, war lange bekannt. Dass er einen Partner hat, eine Art offenes Geheimnis.

Nun aber sagt Thomas Greinwald, ein Münchner Alternativmediziner und Jurist, dass er endlich nicht mehr „Theater spielen“ müsse. In den Kreisen der Wittelsbacher galt Greinwald lange Zeit als Freund, als Vertrauter, als eine Art Gefährte. In seinem Buch schreibt Franz von Bayern über die Furcht, geoutet zu werden und dass sein Partner wegen der über so lange Zeit heimlichen Beziehung auf viel mehr habe verzichten müssen als er selbst.

Damit ist es nun vorbei. Dass sich das Paar aber nun ins grelle Rampenlicht stellt, ist nicht zu erwarten. Dafür gilt Franz von Bayern als viel zu zurückhaltend. Im Gespräch sagte der verhinderte König vor einiger Zeit, dass er recht froh darüber sei, kein Herrscher zu sein. Nur wenn die Not so groß wäre, dass das Volk nach ihm riefe, müsste er sich der Pflicht beugen. Solche Rufe sind im Freistaat kaum zu vernehmen.

1918 war in Bayern die Monarchie abgeschafft worden. Mit den Wittelsbachern wurde vereinbart, was sie von ihrem Besitz behalten durften und was an den Staat ging. Von den Nazis war die Familie verfolgt worden, lebte im ungarischen Exil, kam dann in drei Konzentrationslager, unter anderem nach Dachau. Der elfjährige Franz sah auf dem Platz vor der Baracke „riesige Stapel von Leichen, denn daneben war das Krematorium“. Er fürchtete: „Das überleben wir nicht.“

Nach dem Krieg studierte Franz von Bayern Betriebswirtschaft und ließ sich als Kaufmann ausbilden. Neben den royalen Verpflichtungen widmete er sich vor allem seiner großen Leidenschaft, der modernen Kunst. „Mit Kunst kann ich in einen wirklichen Dialog treten“, sagt er. Vater Albrecht von Bayern sei entsetzt gewesen über die Bilder, die er sich anschaffte, in der Familie habe man sich über ihn als „schrägen Vogel“ lustig gemacht. In der Münchner Kunstszene ist er jedoch hochgeschätzt.

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