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Expertin erklärt: So erkennen Sie, ob Ihr Kind hochbegabt ist

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Von: Maibrit Schültken

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Ab einem IQ von 130 gilt eine Person als hochbegabt. Eine passende Förderung ist dann vor allem im Kindesalter unabdingbar. Das sind Anzeichen bei Kindern.

Frankfurt – Das Klischee ist weitverbreitet. Der „Klassenclown“, der früher in der Schule kaum stillsitzen konnte, wächst schon bald zum Genie heran. Aber es ist wohl nur ein Bruchteil dieser besonders aktiven Kinder, die tatsächlich hochbegabt sind. In der Gesamtbevölkerung betrifft Hochbegabung nämlich nur zwei bis drei Prozent der Menschen und die Diagnose im Vorschulalter fällt allgemein schwer, so berichtet das Begabtenzentrum auf ihrer Website. Elsbeth Stern ist Professorin und Institutsleiterin für Verhaltenswissenschaften an der ETH Zürich. Sie sagte im Spiegel-Interview, erst mit zehn oder zwölf Jahren sei eine verlässliche Einschätzung möglich, denn erst dann stabilisiere sich der IQ.

Hochbegabt als Kind: Expertin ist skeptisch

Einer, der schon viel früher dazugehört, ist der vierjährige Teddy aus Großbritannien. Er ist seit Januar das jüngste Mitglied des Hochbegabten-Clubs Mensa. Zulassungsvoraussetzung hierfür: ein entsprechender Wert von mindestens 130 im IQ-Test. Dass der Kleine besonders intelligent ist, zeichnete sich schon früh ab, wie seine Mutter der BBC berichtete. Schon mit zwei Jahren habe er sich selbst das Lesen beigebracht und mittlerweile beherrsche er es auch, in sechs Sprachen bis 100 zu zählen.

Damit ist aber lange noch nicht gesagt, dass Teddy tatsächlich und auch langfristig so intelligent ist – das sagte zumindest Elsbeth Stern dem Spiegel. Für dieses Alter gebe es nämlich gar keine zuverlässigen IQ-Tests.

Junge mit Locken und blauer Brille sitzt am Laptop
Nur zwei Prozent aller Menschen gelten als hochbegabt. © YAY Images/Imago

Hochbegabung entwickelt sich: Das sind frühste Anzeichen

Auch das Begabtenzentrum erklärte, Hochbegabung sei zum einen genetisch bedingt, aber könne sich durch Umwelteinflüsse und soziale Faktoren sowohl positiv als auch negativ verändern. Eine im Kindesalter festgestellte Hochbegabung müsse keinesfalls langfristig bestehen bleiben. Ohne eine passende Förderung könne diese auch schnell wieder verloren gehen. Laut Expert:innen habe die Corona-Pandemie die Intelligenz vieler Schulkinder beispielsweise negativ beeinflusst.

Auch wenn sich vorerst nicht von Hochbegabung sprechen ließe, zeigte die Expertin einige Indikatoren auf, die darauf hindeuten können, dass ein Kind besonders intelligent für sein Alter ist:

Bedeutsam könne sein, wenn sich „Kinder ganz beharrlich für völlig triviale Dinge interessieren“, so Stern im Spiegel-Interview. Dabei könne es sich um eine sogenannte „Inselbegabung“ handeln. Die Expertin wies aber auch darauf hin, ein zu einseitiges Interesse sei manchmal zudem ein Indikator für Autismus. Eine Fixierung auf ein besonderes Thema kann außerdem ein Anzeichnen von ADHS sein.

Lesen lernen
Besondere Intelligenz zeichnet sich bei Kindern manchmal dadurch ab, dass sie Interesse am Lesen und Schreiben haben, so Elsbeth Stern. © Arno Burgi/zb/dpa/Symbolbild

Umgang mit hochbegabten Kindern: passende Förderung notwendig

Eltern sollten in der Vorschulzeit ein besonderes Auge auf die Interessen des Kindes haben und diese entsprechend fördern, erklärte Elsbeth Stern. Aber auch die Erweiterung des kindlichen Horizonts sei notwendig, denn eine Inselbegabung reiche noch lange nicht aus, um auf Hochbegabung zu schließen. Manchmal würden Kinder solche Fähigkeiten entwickeln, weil sie sich intensiv mit etwas beschäftigen und keine Alternativen sehen.

Elsbeth Stern betonte, es sei notwendig, Kindern umfangreiche Lernangebote zur Verfügung zu stellen. Natürlich müsse dabei auf das Alter des Kindes eingegangen werden, denn die Konzentrationsfähigkeit sei noch nicht immer vollständig ausgereift. Die Expertin betrachtete auch die Möglichkeit zur verfrühten Einschulung, die in der Schweiz mit vier Jahren besteht, als durchaus förderlich. (Maibrit Schültken)

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