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Ex und schnapp

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Von: Boris Halva

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Eine Madagaskar-Fauchschabe als Symbol für die Beständigkeit der Liebe? Warum nicht? imago images
Eine Madagaskar-Fauchschabe als Symbol für die Beständigkeit der Liebe? Warum nicht? imago images © imago images

Ein Zoo in Texas verfüttert auf Wunsch die verflossene Liebe oder den schikanösen Chef. Rein symbolisch natürlich!

Die Liebe ist ein seltsames Spiel. Erst haben wir uns zum Fressen gern, können uns gar nicht sattsehen am jeweils anderen und leben wochenlang von nichts als Luft und Lust. Aber was, wenn das Feuer der Liebe auf etwas kleinerer Flamme kocht? Und einem auffällt, dass der bis eben noch liebste Mensch doch nicht das Gelbe vom Ei ist? Manchmal hilft nur, reinen Tisch zu machen.

Nun kommt es aber vor, dass sich jemand zu Unrecht abserviert fühlt und es dem oder der Ex gerne heimzahlen möchte. Und hier kommt der Zoo im texanischen San Antonio ins Spiel, dessen Valentinsaktion ganz nach dem Geschmack gekränkter Singles sein dürfte: Für eine Spende von zehn Dollar darf man einer Kakerlake einen Namen geben. Diese Kakerlake wird dann am 14. Februar, also am Valentinstag, verfüttert. Das mediale Spektakel trägt den Titel „Cry me a cockroach“, eine lustige Variation des Ausrufs „Cry me a river!“, der so viel wie „Heul doch!“ bedeutet.

Wer Kakerlaken unappetitlich findet, kann sich für 25 Dollar das Recht erkaufen, einer Ratte den Namen der Ex oder des schikanösen Chefs zu geben, bevor diese verfüttert wird. Wem die stille Genugtuung, die Ungeliebten einem Tier zum Fraß vorgeworfen zu haben, zu wenig ist, lässt der Person eben noch eine virtuelle Grußkarte zusenden. Und wer richtig nachtreten will, kann für 150 Dollar ein Video von der Fütterung anfertigen und an den „not-so-special someone“ verschicken lassen. Hier gilt aber: Nicht zu lange zögern, denn – so ist es auf der Website des Zoos zu lesen – „diese Option dürfte ziemlich schnell ausverkauft sein“. Überhaupt scheint die Aktion höchst beliebt: Voriges Jahr seien 8000 Spenden aus mehr als 30 Ländern eingegangen. Laut Mitteilung helfe das Geld, die Zukunft der Wildtiere in Texas und weltweit zu sichern.

Die Aktion hat übrigens der geschäftstüchtige und moralisch offenbar ziemlich elastische Zoodirektor Tim Morrow im Jahr 2020 ins Leben gerufen, was in jenen Communitys, die nichts von Schadenfreude halten, durchaus auf Kritik stieß. Sadistisch sei das, schrieb Merritt Clifton auf dem Portal „animals24-7.org“, und schade dem Image von Kakerlaken und Ratten. Außerdem werde „häusliche Gewalt gefeiert“ sowie „zur öffentlichen Bloßstellung animiert“. Recht hat Miss Clifton!

Die Aktion wird auch nicht bekömmlicher, wenn der Zoo in San Antonio als „Veggie-Option“ anbietet, Kohlköpfe zu taufen. Daher sei an dieser Stelle auf den Zoo in El Paso, ebenfalls Texas, verwiesen, der die Aktion „roaches are forever“ initiiert hat, was wir hier mal frei mit „Kakerlaken für die Ewigkeit“ übersetzen: Dort kann man für ein paar Dollar einer nahezu unverwüstlichen Madagaskar-Fauchschabe den Namen eines geliebten Menschen geben – und zwar als Symbol für die Beständigkeit der Liebe.

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