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„Über kurz oder lang weitere, starke Erdbeben“: Experte warnt vor Wiederaufbau türkischer Städte

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Von: Antonio José Riether

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Recep Tayyip Erdogan versprach einen zügigen Wiederaufbau der durch die Erdbebenkatastrophe zerstörten türkischen Städte. Ein Experte warnt vor einem Aufbau an selber Stelle.

München – Eineinhalb Wochen nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien werden noch immer Überlebende in den Trümmern der tausenden eingestürzten Gebäude gefunden. Gleichzeitig stellt sich für viele Überlebende bereits die Frage nach der Zukunft, ganze Städte wurden auf verheerende Weise zerstört. Einem Experten zufolge sollten die von den Erdbeben betroffenen Ortschaften und Städte nicht an selber Stelle aufgebaut werden, da sie auch in Zukunft erneut Schauplatz vergleichbarer Katastrophen sein könnten.

Erdbeben in der Türkei: Experte über Neuaufbau – „Region werden weitere, starke Erdbeben treffen“

Prof. Dr. Marco Bohnhoff vom Deutschen GeoForschungsZentrum in Potsdam rät vehement davon ab, die zerstörten Städte nach den Erdbeben in der Türkei sowie in Syrien wiederaufzubauen, wie merkur.de berichtet. „Die Region werden über kurz oder lang weitere, starke Erdbeben treffen“, meinte der Experte für Erdbebenphysik kürzlich zur Deutschen Presse-Agentur. Laut Bohnhoff seien sowohl nordöstlich als auch südlich der aktuellen Katastrophenregion Beben überfällig, auch für die Metropole Istanbul prognostizierte er bereits „ein Beben mit einer Stärke von bis zu 7,4“.

Dabei betonte er, dass besonders eine erdbebensichere Bauweise in der Vorbereitung unbedingt notwendig sei. Theoretisch sei diese auch möglich, wenn man in der Nähe einer Verwerfung baue. Jedoch seien die Kosten dafür immens, auch die Bauzeiten entsprechend lang.

Erdbebenkatastrophe in der Türkei: Präsident Erdogan verspricht Wiederaufbau innerhalb eines Jahres

Vor allem die beiden großflächig vom Erdbeben zerstörten Städte Antakya und Kahramanmaras zieht Bohnhoff als Beispiele in der Türkei heran. „Normalerweise müsste man sagen, dass da eine Stadt nicht wiederaufgebaut werden darf“, meint der GFZ-Experte, allerdings würden Menschen ihre Gegend häufig nicht verlassen wollen. Beispielhaft nennt er Port-au-Prince, die Hauptstadt Haitis, die nach einem Erdbeben 2010 stark zerstört wurde.

Zu Beginn der schweren Katastrophe gab der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dem Volk bereits ein großes Versprechen. So kündigte er an, die vom Erdbeben gezeichneten Regionen innerhalb eines Jahres wiederaufbauen zu wollen. Der Aufbau der Städte müsste jedoch mit der kosten- und zeitintensiven erdbebensicheren Bauweise durchgeführt werden, um weiteren Katastrophen entgegenzuwirken.

Die türkische Stadt Kahramanmaraş liegt etwa 100 km nördlich der syrischen Grenze. Das Erdbeben machte hier ganze Straßenzüge dem Erdboden gleich.
Die türkische Stadt Kahramanmaraş liegt etwa 100 km nördlich der syrischen Grenze. Das Erdbeben machte hier ganze Straßenzüge dem Erdboden gleich. © imago/Tunahan Turhan

Katastrophe in der Türkei und Syrien: „Jahrzehntelange Planung“ für Erdbeben-Prävention nötig

Wie Katastrophenforscher Prof. Dr. Martin Voss bereits erläuterte, halten sich nicht alle Bauunternehmen an die geltenden Vorschriften, dass seit der Erdbebentragödie 1999 erdbebensicheres Bauen in der Türkei zur Pflicht geworden ist. „Um ein Erdbebenereignis dieser Größenordnung präventiv anzugehen, braucht es Jahrzehnte der Planung, Gestaltung und Umsetzung entsprechender Vorgaben“, meinte er im Hinblick auf die verheerenden Erdbeben in der Türkei. Ob der türkische Präsident Erdogan dies im Wahljahr beachtet, bleibt abzuwarten. (ajr)

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