Dreijährige ist das erste Kind, das offiziell drei Väter hat

Ian Jenkings und seine beiden Partner führen eine polygame Beziehung. Jetzt sind die drei offiziell Väter eines Kindes - ein Novum.
Kalifornien - Etwas mehr als drei Jahre ist es nun her, dass die „Ehe für alle“ in Deutschland eingeführt wurde und das erste gleichgeschlechtliche Paar hierzulande heiraten konnte. Seitdem ist für Homosexuelle auch die Adoption eines Kindes möglich, wie es bereits zwei Jahre zuvor von Münchens Bürgermeister gefordert* worden war.
Die Öffnung der Ehe war in Deutschland wie auch in vielen Ländern ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung und zeigt, dass die Akzeptanz gegenüber nicht traditionellen Partnerschaften und Familienkonstellationen immer weiter wächst.
Wie vielfältig die Lebensmodelle und -vorstellungen von mittlerweile fast 7,8 Milliarden Menschen auf dieser Erde tatsächlich sein können, zeigt eine ungewöhnliche Geschichte aus den USA, wo ein Kalifornier in seiner Biografie von der Partnerschaft mit zwei weiteren Männern erzählt - und von ihrer gemeinsamen Tochter Piper.
Kalifornien: Ian Jenkins und seine beiden Partner wünschten sich ein gemeinsames Kind
Im März 2021 soll das Buch „Three Dads and a Baby: Adventures in Modern Parenting“ (zu Deutsch: „Drei Männer und ein Baby: Abenteuer der modernen Elternschaft“) von Ian Jenkins erscheinen. Aufsehen erregt es jedoch bereits jetzt schon, denn der Autor erzählt darin von seinem komplizierten Weg zum Vaterglück.
Denn: Er ist nicht nur homosexuell, sondern lebt außerdem in einer polygamen Beziehung mit seinen beiden Partnern Alan Mayfield und Jeremy Hodges. Trotz oder gerade wegen ihrer ungewöhnlichen Liebesziehung wuchs bei den drei Männern vor etwa drei Jahren ein großer Wunsch: Sie wollten die Väter eines gemeinsamen Kindes werden.
Keine leichte Aufgabe: In Kalifornien ist die Aufteilung des Sorgerechts unter mehr als drei Personen zwar möglich, allerdings sehr selten. Bei dieser speziellen Konstellation bestehend aus drei Männern, die auch noch in einer gemeinsamen Partnerschaft leben, handelte es sich noch dazu um ein Novum. Eine Leihmutter sowie Eizelle brauchten sie selbstverständlich ebenfalls, um das Kind überhaupt austragen zu können.
Kampf vor Gericht um Anerkennung der Vaterschaften
Zumindest letzteres stellte für Ian Jenkins und seine Lebensgefährten jedoch kein Problem dar. Ihre gemeinsame Freundin Meghan erklärte sich bereit und spendete die Eizelle - und neun Monate später brachte eine Leihmutter die kleiner Piper zur Welt. Der biologische Vater: Jeremy Hodges. Der eigentliche Kampf begann dann jedoch erst für das selbsternannte „Throuple“.
Nur mithilfe eines Teams von Anwälten und erst nachdem sie vor mehreren Gerichten um die Anerkennung ihrer Vaterschaften gekämpft hatten, gab ihnen die kalifornische Justiz letzten Endes recht und die Geburtsurkunde wurde nachträglich um die Namen der beiden weiteren Väter ergänzt. Und für die „polyamourös-schwule Familie“, wie sie sich nennen, kam es sogar noch besser.
Mittlerweile ist Piper drei Jahre alt und hat sogar noch einen kleinen Bruder bekommen. Im Juni 2019 wurde der kleine Parker geboren. Streng genommen ist er eigentlich Pipers Halbbruder, denn die Eizelle stammte zwar ebenfalls von Freundin Meghan, die Leihmutter war jedoch eine andere und der biologische Vater diesmal nicht Jeremy Hodges, sondern Alan Mayfield.
Eine ganz normale Familie: „Papa“, „Dada“ und „Daddy“ - Piper hat drei Väter
„Ich hatte etwas Angst, dass ich keine Bindung zu dem Baby aufbauen würde, weil ich nicht sein biologischer Vater bin“, erzählt Ian Jenkins gegenüber schweizer-illustrierte.ch von seinen damaligen Sorgen. Im Nachhinein stellten sich diese jedoch als völlig unbegründet heraus. „Ich habe mich bei ihrer Geburt in die Kinder verliebt und werde jederzeit wie ein Bär für sie kämpfen!“
Kosenamen hat Piper für ihre Väter mittlerweile ebenfalls schon, damit auch immer jeder weiß, wen von den dreien sie anspricht: Ian nennt sie „Papa“, Alan „Dada“ und Jeremy „Daddy“. Wer sich im Übrigen Sorgen macht, dass die Dreijährige aufgrund ihrer außergewöhnlichen Familienverhältnisse von anderen Kindern gehänselt werden könnte, sei ebenfalls beruhigt.
Wer sie nach ihren drei Vätern fragt, dem gibt Piper eine selbstbewusste Antwort. „Ich habe drei Papis - andere Kinder haben zwei Dads oder eine Mama und einen Papi“, zitiert Ian Jenkins seine Tochter gegenüber schweizer-illustierte.ch. „Für sie ist das so normal wie die Tatsache, dass andere Kinder andere Haarfarben haben - ich glaube, die Kinder, die nur zwei Elternteile haben, tun ihr sogar ein bisschen leid.“ tz.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks