Deutschland-Diät: Was hinter der neuen Ernährungsstrategie der Regierung steckt
Die Bundesregierung will Deutschland eine Ernährungsstrategie verpassen. Schaut die Regierung den Leuten bald in die Kühlschränke?
Berlin – Die Deutschen ernähren sich zu ungesund. Immer wieder zeigen Studien, dass sie zu wenig Obst und Gemüse, zu viel Fleisch, Zucker, Fett und Salz zu sich nehmen. Viele Menschen, besonders Kinder und Jugendliche, sind übergewichtig.

Das geht nicht nur zulasten der Gesundheit, sondern schadet auch dem Klima. 15 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland gehen dem Umweltministerium zufolge auf den Ernährungssektor zurück.
Ernährungsstrategie: Regierung will gesünderes Essen für Deutschland
Um an diesem Zustand etwas zu ändern, hat Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) ein Eckpunktepapier ausgearbeitet, das Mitte Dezember vom Kabinett verabschiedet wurde. Es soll festlegen, wie die Ernährungsstrategie aussehen soll, die die Bundesregierung sich bis Ende 2023 verpassen will.
In seinem Papier erklärt Özdemirs Ministerium, welcher Problembereich mit welchen Mitteln politisch angegangen werden soll, damit die Ernährung in Deutschland gesünder, klimafreundlicher und bezahlbarer wird.
Neue Ernährungsstrategie in Deutschland: Gesundes Essen für Kinder und Jugendliche
Müssen Verbraucher:innen also fürchten, dass das Ministerium ihnen in die Kühlschränke schaut? Das natürlich nicht. Das Papier setzt nicht auf Verbote oder ähnliche Mittel, um die Ziele zu erreichen. Vielmehr will Özdemir politische Rahmenbedingungen schaffen, um es den Menschen zu erleichtern, sich gesund zu ernähren.

Ein Kernpunkt der Strategie soll auf Kinder und Jugendliche abzielen. Die hätten die Entscheidung über ihre Ernährung oftmals nicht selbst in der Hand, so das Ministerium. Sie seien abhängig von den Ernährungsgewohnheiten der Eltern – und auch von deren Geldbeutel. Denn gesunde Ernährung ist oft teuer.
Deutschland-Diät: Ernährungsstrategie fordert gesundes Schulessen für Kinder
Um dem entgegenzuwirken, sollen alle Schüler:innen Zugang zu gesundem Schulessen bekommen – und zwar unabhängig vom Einkommen der Eltern. Dabei sollen Kantinen und Mensen, nicht nur in Schulen, mehr regionale Produkte anbieten. Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) spielen hier eine besondere Rolle. Darunter:
- Drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst pro Tag
- Mehr Vollkornprodukte
- Verzicht auf große Mengen Zucker, Salz, ungesunde Fette, tierische Lebensmittel und Alkohol
- 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee am Tag
- Schonende Zubereitung der Nahrung
- Abwechslungsreich und in Ruhe essen
Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder und Jugendliche richtet, will Özdemir einschränken. Gleichzeitig sollen es Bildungsangebote und bessere Informationen über die Lebensmittel den Menschen erleichtern, gesund und klimaschonend zu essen.
Ernährungsstrategie: Deutschland soll weniger Fleisch essen
Ein wichtiger Baustein für klimafreundliche Ernährung sollen pflanzliche Produkte sein, da zu wenige Menschen sich vegetarisch oder vegan ernähren und der Fleischkonsum der Deutschen deutlich über den Empfehlungen liege. Das sei besonders belastend für das Klima, heißt es in Özdemirs Papier. Auch bei der Erzeugung der Lebensmittel soll zukünftig mehr auf Nachhaltigkeit geachtet werden. Özdemir will ökologische Landwirtschaft fördern und die Lebensmittelverschwendung reduzieren.
Einen genauen Plan, wie diese Ziele erreicht werden sollen, enthält das Papier noch nicht. Viele erhoffen sich konkretere Vorschläge, wenn die Ernährungsstrategie Ende 2023 fertig ist. (Jana Ballweber)