„Das war ein echtes Abenteuer“

Erst Langlauf und Schießen, dann Klettern: Wie es dazu kam, dass Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier mit den Huber-Buam den Mont Blanc bezwungen hat.
Gipfel statt Siegerpodeste: Seit Laura Dahlmeier 2019 ihre Biathlon-Karriere beendet hat, kann die Garmisch-Partenkirchnerin ihrer Bergleidenschaft nachgehen. Mit den Extremkletterern Thomas (55) und Alexander Huber (53) war sie auf dem Mont Blanc, den sie über die berüchtigte Bonington-Route bestiegen haben. Zu dem Abenteuer gibt es einen Film: „United by Summits, vom Biathlon zum Extremklettern“. Im Interview spricht die 28-Jährige über die Hintergründe des Abenteuers und ihr Studentenleben.
Frau Dahlmeier, dass Sie aktiv in den Bergen sind, ist bekannt – aber wie kam es zur Seilschaft mit den Huber-Buam?
Ich kenne beide tatsächlich schon länger. Den Alexander, seit er beim Sportler des Jahres mal eine Laudatio auf mich gehalten hat, und den Thomas wegen Sponsorenterminen. Daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt. Als ich dann mal zum Klettern in Berchtesgaden war, habe ich Thomas angerufen und wurde spontan zu einem Grillfest eingeladen und dort sehr herzlich aufgenommen.
Und dann ist die Idee entstanden, gemeinsam etwas zu unternehmen?
Genau. Allerdings habe ich am Anfang gesagt: Was mögt ihr mit mir, geht doch lieber mit den guten Leuten – und war mir selbst nicht so ganz sicher. Aber die beiden meinten: Nein, das wird super, Laura! Mit Thomas habe ich in Berchtesgaden dann mal eine Tour klettern dürfen. Die war schon deutlich schwieriger als die Sachen, die ich sonst klettere. Aber ich habe versucht, mich gut anzustellen und nicht unter Wert zu verkaufen. Er meinte dann, dass es ihm taugt, dass ich so mit Willen und Biss dabei bin.
Sie waren schon im Himalaya und in den Anden. Wo ordnen Sie diese Unternehmung nun ein in Ihrer alpinistischen Karriere?
Es war wirklich ein echtes Abenteuer. Die Schwierigkeit liegt wohl zwischen acht und sieben und das in einer Kombination mit einer fast unbekannten Route ohne Topo (grafische Darstellung einer Kletterroute) – so etwas habe ich noch nie gemacht. In unbekanntes Terrain habe ich mich zwar schon öfter bewegt, aber dann eben nicht auf diesem Niveau.
Also wirklich was Besonderes …
Ja, auch weil es auf der Südseite des Mont Blanc liegt. Die ist schwer zugänglich, nicht so voll mit Touristen und noch einmal wilder – für mich die Spielwiese schlechthin in den Alpen.
Wie suchen Sie die nächsten Gipfel aus, wie lassen Sie sich leiten?
Ich bin begeistert von alten Touren und habe ein Buch: „Im extremen Fels von Walter Pause“. Da gibt es so 100 bekannte und weniger bekannte Routen, das ist eine wahre Inspiration für mich. Viele werden schon lange geklettert, sind aber schwer und oft unzugänglich und alle haben irgendetwas Besonderes. Ansonsten macht es mir Spaß, daheim neue Sachen zu entdecken.
Sehen Sie sich eigentlich hauptsächlich als Bergsteigerin? Oder doch eher Biathlon-Expertin oder Sportstudentin?
Das kommt immer darauf an, wer fragt (lacht). In der U-Bahn in München bin ich gern die Studentin und im Winter schlüpfe ich gerne in die Rolle der ZDF-Expertin. Da bringt mir die Theorie, die ich im Sportstudium gerade erlerne, auch viel, das ist ja das Gute: Die Bereiche, in denen ich unterwegs bin, sind nicht ganz konträr und lassen sich kombinieren.
Vor allem, da man im Studentenleben Zeit für Bergausflüge hat?
(lacht) Ja, das sagen immer alle. Aber ganz 0815 ist mein Studium ja auch nicht, ich habe schon einige Termine nebenher. Aber es ist wohl wie bei jedem Studenten: Es gibt eine Phase, da sollte man mehr am Schreibtisch sitzen, macht es aber nicht. Danach kommt die Prüfungsphase, wenn es ernst wird und man keine Zeit hat – und in den Semesterferien ist es dann möglich, sich Träume zu erfüllen.
Wissen Sie schon, wie es nach dem Studium weitergeht?
So richtig konkret noch nicht, aber irgendwas mit Bergen oder Bergsport wird sich schon ergeben, hoffe ich.
Interview: Thomas Jensen