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Neue Corona-Variante in Frankreich: Umstrittener Forscher bei „Querdenkern“ beliebt

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Von: Tobias Utz

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In Frankreich wird eine neue Corona-Variante nachgewiesen. Der Forscher, der hinter der Studie steckt, gilt als umstritten.

Update von Donnerstag, 06.01.2022, 09.00 Uhr: Noch ist sehr wenig bekannt, doch die Forschung ordnet die neue Corona-Variante, welche in Frankreich festgestellt wurde, im Vergleich zu weiteren Mutationen als ungefährlich ein. Tom Peacock vom Imperial College in London, der aus renommierter Wissenschaftler auf diesem Forschungsfeld gilt, betonte, dass die Corona-Variante es „im Moment definitiv nicht wert“ sei, „sich darum Sorgen zu machen“. Die WHO stuft die Mutation als zu „beobachtende“ Variante ein.

Hinzu kommt ein Aspekt, der bislang wenig Beachtung in der Öffentlichkeit findet. Hinter der Preprint-Studie steckt ein Wissenschaftler, der umstritten ist: Didier Raoult. Der 69-Jährige stand bereits in der Kritik, weil er Patientinnen und Patienten mit einem Malaria-Medikament gegen Covid-19 behandelte. Er verwendete das Mittel „Hydroxychloroquin“, das auch Donald Trump eine Zeit lang empfahl. Dafür wurde er im Dezember 2021 von der französischen Ärztekammer offiziell gerügt.

Didier Raoult
Didier Raoult im November 2021. © Philippe Lopez/AFP

Das berichtet unter anderem die ARD. Unter Kritikerinnen und Kritikern der Corona-Maßnahmen, insbesondere in Frankreich, gilt Raoult als Held. Im Internet werden unter anderem mit seinem Gesicht bedruckte Fanartikel angeboten, bis hin zu Schutzmasken. Zahlreiche seine populären Prognosen in der Pandemie stellten sich schließlich als falsch heraus, so beispielsweise, dass die Pandemie relativ schnell wieder vorbei sein werde.

Inwiefern Raoults Studie zur neuen Corona-Variante als aussagekräftig zu beurteilen ist, müssen nun weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler prüfen.

Neue Corona-Variante in Frankreich entdeckt

Update von Mittwoch, 05.01.2022, 10.25 Uhr: Die in Frankreich entdeckte neue Corona-Variante sollte Experten zufolge beobachtet werden - eine große Gefahr können sie bislang aber nicht erkennen. „Wir sollten diese wie auch andere Varianten beobachten, aber es besteht kein Grund, speziell über diese Variante besorgt zu sein“, sagte Richard Neher, Experte für Virusvarianten an der Uni Basel (Schweiz), am Dienstag (04.01.2022) der Nachrichtenagentur dpa. Der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding schrieb auf Twitter: „Ich mache mir wegen B.1.640.2 noch keine großen Sorgen. Ich bezweifle, dass sie sich gegen Omikron oder Delta durchsetzt.“

In Frankreich wurde eine neue Corona-Variante nachgewiesen. (Symbolfoto)
In Frankreich wurde eine neue Corona-Variante nachgewiesen. (Symbolfoto) © Leonello Calvetti/Imago Images

Französische Forschende um Didier Raoult vom Institut IHU Méditerranée Infection hatten die neue Variante bei zwölf Patienten im Südosten Frankreichs nachgewiesen, wie das Team Ende Dezember in einem sogenannten Preprint-Paper schrieb. Der Patient, der in Frankreich wohl zuerst infiziert war, sei von einer Reise aus Kamerun zurückgekommen.

Neue Corona-Variante B.1.640.2 scheint sich nicht stark auszubreiten

Ein Team um den französischen Forscher vom Institut IHU Méditerranée Infection schreibt als Fazit zur neuen Variante: „Es ist zu früh, um über virologische, epidemiologische oder klinische Eigenschaften der neuen Variante zu spekulieren.“ Ihre Daten seien aber ein weiteres Beispiel dafür, wie unvorhersehbar Varianten des Coronavirus auftreten könnten.

Allerdings scheine sich die Variante B.1.640.2 bislang nicht stark auszubreiten, meint der Basler Experte Neher. Sie sei „damit eine unter vielen, die sich gegen Omikron und Delta zumindest bislang nicht durchsetzt“.

Nächste Corona-Variante erreicht Europa: Karl Lauterbach „im Austausch“

Erstmeldung vom 04.01.2022: Marseille – Das Coronavirus wandelt sich. Erneut ist eine Variante von Sars-CoV-2 in Europa aufgetreten, dieses Mal in Frankreich. Dabei handelt es sich um die Corona-Mutante* B.1.640.2.

Die Corona-Variante stammt offenbar aus Kamerun und wurde wohl durch eine Person ins Land gebracht, die von einer Reise zurückgekehrt war. Im Süden Frankreichs habe die Person wohl zwölf weitere Menschen aus dem näheren geografischen Umfeld mit der neuen Variante des Coronavirus angesteckt, heißt es von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Fachleute des IHU Mediterranee Infection im südfranzösischen Marseille entdeckten die Mutante Anfang Dezember 2021.

Diesbezüglich wurde nun eine Studie veröffentlicht, welche jedoch noch nicht unabhängig geprüft wurde. Die Datenlage ist bislang unübersichtlich. Den Autorinnen und Autoren der Analyse zufolge seien 46 Mutationen in der Variante nachgewiesen worden, wohl auch die bereits bekannten Mutationen N501Y und E484K. 

Neue Corona-Variante erreicht Europa: Karl Lauterbach äußert sich

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach* ordnete die Entdeckung der neuen Corona-Variante gegenüber unserer Redaktion ein: „Wir wissen noch zu wenig, um etwas Brauchbares sagen zu können. Aber ich bin bereits mit Spezialisten im Austausch“, so der SPD-Politiker.

Während die neue Mutation noch weitestgehend unerforscht ist, besorgt die kursierende Omikron-Variante Politik und Wissenschaft. Aufgrund dessen tagt am Dienstag der Expertenrat der Bundesregierung und das Robert Koch-Institut. Dabei geht es um Empfehlungen für den kommenden Corona-Gipfel am Freitag*. (tu) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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