Tötet Omikron erst mit Verzögerung? Todesfälle in Südafrika schießen in die Höhe

In Südafrika sinken die Corona-Fallzahlen zwar deutlich, allerdings nehmen jetzt die Todesfälle zu. Was hinter dem Phänomen steckt.
Johannesburg – Welche Auswirkungen hat die Omikron-Variante* auf den Verlauf der Corona-Pandemie*? Über diese Fragen debattieren Fachleute sowie Politikerinnen und Politiker nicht nur in Deutschland. Während die einen vor der massiven Infektiosität warnen, sprechen andere von einem möglichen Anfang vom Ende der Gesundheitskrise*. Ein Blick nach Südafrika lohnt sich.
In dem südafrikanischen Land wurde die Omikron-Mutante im November letzten Jahres weltweit erstmals nachgewiesen. Und schnell zeigte sich, dass die Corona-Variante es in sich hat: Im Dezember stiegen Neuinfektionen und Inzidenz auf ein Allzeithoch. Fachleute sprachen nicht mehr nur von einer Welle, sondern bezeichneten den rasanten Anstieg als Wand.
Die Todesfälle stiegen allerdings nicht mehr derart drastisch an, wie bei Corona-Infektionswellen zuvor. Eine südafrikanische Studie kam zu dem Ergebnis, dass Omikron tatsächlich milder* verläuft als andere Virusstränge.
Pandemie-Verlauf in Südafrika: Tötet die Corona-Variante Omikron mit Verzögerung?
Mittlerweile sind die täglichen Neuinfektionen nur noch zu einem Bruchteil so hoch wie bei den Höchstständen im Dezember. Doch in Südafrika lässt sich etwas Merkwürdiges beobachten. Die Zahl der Corona-Toten steigt immer weiter an, obwohl die Infektionszahlen stetig sinken.
Im Detail: Mitte Dezember erreichte das Land den absoluten Rekordwert bei den Neuinfektionen – mehr als 26.000 Fälle meldeten die Behörden zu dem Zeitpunkt. Etwa 20 bis 55 Menschen starben damals täglich nachweislich an den Folgen einer Covid-Erkrankung. Einen Monat später sieht es völlig anders aus. Am Montag (17.01.2022) wurden nur noch knapp über 1600 Corona-Infektionen gemeldet, dafür 87 Todesfälle. Doch wie lässt sich das erklären? Sterben mit Omikron infizierte Menschen später?
Wissenschaftlich ist das Phänomen nicht endgültig geklärt. Der Cambridge-Mathematiker Ridhwaan Suliman schrieb am Freitag (14.01.2022) auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, dass die Todesfälle wegen einer „längeren Verzögerung und/oder einer langsameren Berichterstattung“ erst jetzt ansteigen würden. Belege für seine Aussage gibt es zwar keine. Allerdings ist es plausibel, dass die südafrikanischen Gesundheitsbehörden aufgrund der extrem steigenden Corona-Fallzahlen im Dezember mit den Meldungen nicht mehr hinterherkamen.
Corona-Mutante Omikron: Das sagt ein Virologe zu den Beobachtungen aus Südafrika
Der Gießener Virologe Friedemann Weber schließt eine tückische Eigenschaft der Corona-Mutante nicht grundsätzlich aus. Gegenüber Focus Online sagte Weber: „Ich bin wegen der Verzögerung nicht alarmiert.“ Trotzdem zeigten die späten Todesfälle, dass auch die Omikron-Variante zahlreiche schwere Verläufe auslöse.
Eine Sache sei bei der Welle in Südafrika auffällig: „Wenn das einfach eine Kombination aus der Verzögerung, die man sowieso immer hat, und einem Meldeverzug durch die Feiertage wäre, dann stellt sich die Frage, warum das bei früheren Wellen nicht so zu beobachten war“, so Weber gegenüber dem Nachrichtenportal. Omikron könne Lungenzellen nicht so schnell befallen wie andere Corona-Mutanten – etwa Delta*. „Eventuell dauert es also manchmal einfach länger, bis es zur Ausprägung schwerer Symptome kommt.“ Der Mediziner betonte jedoch, dass es sich bei dieser Annahme um eine „reine Spekulation“ handelt. (tvd) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.