Landesweiter Corona-Lockdown in Nordkorea: Zahl der Fälle steigt weiter an – WHO besorgt
In Nordkorea breitet sich das Coronavirus rasant aus – es gibt zahlreiche neue Todesfälle. Kim Jong-un rügt die Gesundheitsbehörden für die schlechte medizinische Versorgung.
Update vom Mittwoch, 18. Mai, 11.00 Uhr: Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un hat angesichts des sich verschlimmernden Corona-Ausbruchs seine Beamten scharf kritisiert. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Bei einer Sitzung des Politbüros der Regierungspartei am Dienstag (17. Mai) soll Kim Jong-un gesagt haben, dass die „nicht-positive Haltung, die Nachlässigkeit und die Untätigkeit führender Beamter des Staates“ dazu beitrage, dass der Staat die Krise nicht bewältigen könne.
Das international isolierte Land hatte vergangene Woche erstmals seit Beginn der Pandemie Corona-Fälle vermeldet. Kim habe daraufhin einen landesweiten Lockdown angeordnet und dem Militär befohlen, das marode Gesundheitssystem zu unterstützen. So sind laut Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA 3000 Militärsanitäter im Einsatz, um die Medikamentenversorgung sicherzustellen.

Corona-Ausbruch in Nordkorea: Kim Jong-un spendet Medikamente
Die Zahl der bekannten Fälle liege mittlerweile bei mehr als 1,7 Millionen, die Zahl der Todesfälle gab KCNA mit 62 an. Kim Jong-un habe zudem angekündigt, „die gesamte Partei wie einen aktiven Vulkan zu erwecken“, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu bekämpfen. Laut Informationen von afp, habe seine Familie Medikamente gespendet, die in der südlichen Provinz Hwanghae verteilt worden sein sollen. So wolle der koreanische Staatschef seinen persönlichen Einsatz bei der Bekämpfung des Corona-Ausbruchs in Korea unterstreichen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei „zutiefst besorgt über das Risiko einer weiteren Ausbreitung von Covid-19 in dem Land“, wird WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zitiert. Er habe darauf aufmerksam gemacht, dass „die Bevölkerung nicht geimpft ist und viele Grunderkrankungen haben, die sie dem Risiko einer schweren Erkrankung und des Todes aussetzen“.

„Große Katastrophe“: Corona-Lage in Nordkorea verschärft sich rapide – Kim Jong-un rügt die Behörden
Update vom Montag, 16. Mai, 11.00 Uhr: Die Corona-Lage in Nordkorea verschärft sich offenbar rapide. Machthaber Kim Jong-un habe angeordnet, dass das Militär die Medikamenten-Versorgung in der Hauptstadt Pjöngjang „sofort stabilisiere“, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Montag. Seit Bestätigung des ersten Corona-Ausbruchs starben laut Staatsmedien bislang 50 Menschen in dem isolierten Land, mehr als 1,2 Millionen Menschen erkrankten. Die Medien beriefen sich in ihren Berichten auf Informationen des nordkoreanischen Notfallzentrums zur Epidemie-Prävention.
Erst am Donnerstag (12. Mai) hatte Nordkorea die ersten Infektionen im Land bestätigt und für alle Städte und Provinzen einen „völligen Lockdown“ verhängt. Das abgeschottete und autoritär regierte Land vermeidet allerdings weiter, die Krankheit direkt beim Namen zu nennen. Stattdessen ist von der „Ausbreitung der Epidemie“ und „Fieber-Todesfällen“ die Rede.
Corona in Nordkorea: Machthaber Kim Jong-un rügt die Behörden
Kim Jong-un übte laut KCNA „scharfe Kritik“ an der „unverantwortlichen Arbeitseinstellung“ der zuständigen Beamt:innen im Kabinett und den Gesundheitsbehörden. Der Machthaber beanstandete demnach insbesondere, dass die Apotheken nicht rund um die Uhr geöffnet sind und überprüfte, welche fiebersenkenden und antibiotischen Mittel die Apotheken in Pjöngjang vorrätig hätten.
Wie viele der bislang gemeldeten „Fieber“-Todesfälle auf das Coronavirus zurückzuführen sind, blieb unklar. Laut dem Nordkorea-Experten Cheong Seong Chang vom südkoreanischen Sejong-Institut ist es „nicht übertrieben, all diese Fälle von ‚Fieber‘ als Covid-19-Erkrankungen zu betrachten“, da Nordkorea die Tests fehlten. Das Land verfügt laut Expert:innen über eines der schlechtesten Gesundheitssysteme der Welt. Die Krankenhäuser sind schlecht ausgestattet und verfügen nur über wenige Intensivstationen. Medikamente zur Behandlung von Covid-19 und Kapazitäten für Massentests sind demnach gar nicht vorhanden.
„Große Katastrophe“: Weitere Corona-Todesopfer in Nordkorea
Erstmeldung vom Samstag, 14. Mai: Pjöngjang – Machthaber Kim Jong-un hat den Corona-Ausbruch in seinem Land bestätigt. Er sprach von einer „großen Katastrophe“ und „historischem Umbruch“ und rief zu einem entschlossenen Kampf gegen die Pandemie auf. Wie staatliche Medien aus Nordkorea berichten, verzeichnete das abgeschottete Land mehr als 170.000 neue Corona-Infektionen sowie 21 Todesfälle aufgrund von „unbekanntem Fieber“. Dass diese in Zusammenhang mit Corona-Infektionen stehen, wurde bislang nicht bestätigt.
In einer Dringlichkeitssitzung der regierenden Arbeiterpartei betonte Kim Jong-un, dass er Ausbruch so schnell wie möglich unter Kontrolle gebracht werden müsse. „Wenn wir bei der Umsetzung der Seuchenpolitik nicht den Fokus verlieren und auf der Grundlage der Einigkeit von Partei und Volk eine starke Organisationskraft und Kontrolle aufrechterhalten, können wir die Krise überwinden“, so der nordkoreanische Diktator. Am Donnerstag (12. Mai) hatte er den Notstand ausgerufen und einen landesweiten Lockdown angekündigt.
Corona in Nordkorea: Kim Jong-un lehnte Impfstofflieferungen bislang ab
Wie die staatliche Nachrichtenagentur berichtete, haben etwa 524.440 Nordkoreaner:innen seit Ende April Fieber-Symptome gezeigt. Momentan seien mehr als 280.000 Menschen deswegen in ärztlicher Behandlung. Aufgrund der begrenzten Testmöglichkeiten in Nordkorea handelt es sich dabei laut Fachleuten jedoch lediglich um einen kleinen Teil der Gesamtinfektionen – die Dunkelziffer ist vermutlich deutlich höher. Hinzu kommt, dass von den 25 Millionen Einwohner:innen Nordkoreas kaum jemand gegen das Coronavirus geimpft ist.
Südkorea will seinem abgeschottetem Nachbarland daher helfen. Nach Angaben des Präsidialamts in Seoul bot Präsident Yoon Suk Yeol an, Corona-Impfstoffe und andere medizinische Versorgungsgüter zu liefern. Ein Sprecher Yoons äußerte seine Hoffnung, über Details der Hilfe mit Nordkorea sprechen zu können. Noch ist unklar, ob das Land Lieferungen aus Südkorea akzeptiert. Bisher lehnte Kim Jong-un Impfstoff-Angebote von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie China und Russland ab.
Weil es dem isolierten Land an medizinischen Ressourcen deutlich mangelt, bot Kim in einer Rede am Samstag (14. Mai) an, Familien in besonderen Notlangen Medikamente aus seinem privaten Depot zu spenden. Die ohnehin schwierige Ernährungslage und die prekäre wirtschaftliche Situation in Nordkorea könnte sich durch die Pandemie enorm verschärfen. Internationalen Beobachter:innen zufolge könnte die offizielle Bestätigung des Ausbruchs aber ein Hinweis darauf sein, dass die Regierung bald Unterstützung annimmt. (tt)