- 0 Kommentare
- Weitere
Pandemie
Wegen Corona keine Schoko-Weihnachten wie sonst - Kakaopreise steigen
Die Corona-Krise hat das Schokoladen-Geschäft vermasselt. Jetzt gehen in den wichtigsten Kakaoländern noch die Preise hoch.
- Das Coronavirus hat auch Einfluss auf die Schoko-Industrie.
- Das Schokoladen-Geschäft ist um 21 Prozent eingebrochen.
- Die Kakao-Preise könnten steigen.
Abidjan/Genf (dpa) - Ein Kasten feine Pralinen zum Fest, ein Edel-Weihnachtsmann aus der Schokoladenmanufaktur in der Adventszeit: Bislang war das in vielen Familien eine Selbstverständlichkeit. Aber in diesem Jahr? Wegen Corona sind die kleinen Spezialitätenläden vielerorts geschlossen, die Produktion wurde zurückgefahren. Und nun haben die größten Produzentenländer Ghana und Elfenbeinküste auch noch die Kakaopreise erhöht. Müssen Schoko-Fans den Gürtel enger schnallen?
Weihnachten in Zeiten von Corona: dieselbe Schokoauswahl wie sonst üblich?
Die gute Nachricht: Zumindest die industrielle Weihnachtsproduktion ist längst gelaufen. Schon im Sommer werden die Saisonartikel für die Advents- und Weihnachtszeit hergestellt, so dass der höhere Kakaopreis in Ghana und Elfenbeinküste darauf keine Auswirkungen hat. Ob Schokoladenliebhaber allerdings dieselbe Auswahl haben wie früher, ist eine andere Frage.
„Corona und der Lockdown haben eine starke Bremsspur im Schokoladen-Geschäft hinterlassen“, sagt der Direktor des schweizerischen Schokoladenverbandes Chocosuisse, Urs Furrer. Der Umsatz sank in der Schweiz im zweiten Quartal um 21 Prozent. Ähnlich war es in Deutschland, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI), Torben Erbrath. „Als Kanäle sind etwa der Süßwarenfachhandel, das Geschäft an Bahnhöfen und mit Touristen eingebrochen.“ Auch in Kaufhäusern laufe es nicht mehr wie früher: „Das Einkaufsverhalten hat sich geändert. Die Menschen bleiben nicht mehr so lange an den Verkaufsständen, sie stöbern und probieren nicht mehr.“
Die Hersteller mussten die Produktion also anpassen. Die Schweizer machen etwa die Erfahrung, dass ganz normale Milchschokolade sich besser verkauft als raffinierte Pralinen. „Weniger soziale Kontakte heißt weniger Geschenke, also läuft eher das, was man für den Eigenkonsum kauft“, sagt Furrer. Hohlkörperprodukte - das ist der Fachausdruck für Weihnachtsmänner - spielten in der Schweiz seit jeher ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Hersteller in Deutschland sehen die kommenden Monate nach Verbandsumfragen skeptisch, sagt Erbrath.
1/ 🍫🎅💚❓Lasst uns mal über #Adventskalender sprechen. Türchen um Türchen bringen sie uns #Weihnachten näher - und 100 Mio. Euro Umsatz zu den Herstellern. Weil vor allem die Kalender mit #Schokolade gefragt sind, schauen wir uns die in dieser Woche näher an. pic.twitter.com/SdoHZugKvr
— WWF Deutschland (@WWF_Deutschland) November 24, 2020
Weihnachten 2020: Unsichere Schokoladenpreise in Zeiten von Corona
Bleibt die Frage, ob die Schokoladenpreise bald steigen. Gut 60 Prozent der Kakaobohnen weltweit kommen aus Westafrika, vor allem aus der Elfenbeinküste und Ghana. Die Länder produzieren zusammen fast drei Millionen Tonnen Kakao. Sie haben die garantierten Mindestpreise für die Kakao-Farmer um 21 Prozent auf umgerechnet rund 1,50 Euro pro Kilo heraufgesetzt. Living Income Differential (LID) heißt die Prämie, die den Bauern ein besseres Auskommen ermöglichen soll.
Der neue Garantiepreis sei zwar ein Fortschritt, meint Moussa Koné, Präsident einer landwirtschaftlichen Genossenschaft in der Elfenbeinküste. „Aber in Wirklichkeit ist er unzureichend, um sich positiv bei den Kakaopflanzern auszuwirken.“ Der Preis müsste noch 50 Prozent höher liegen, meint er. Zu den Kleinbauern in Ghana gehört Emmanuel Felixo. Der 41-Jährige beackert seit sechs Jahren seine 3,5 Hektar große Pflanzung in der Volta-Region. „Vergangenes Jahr habe ich drei Säcke Kakaobohnen geerntet», sagt er, und fügt stolz hinzu: «Ich denke, das ist erst der Anfang.“
Lage der Kakao-bauern soll verbessert werden
Wenn Bauern wegen der höheren Garantiepreise nun ihre Produktion ausbauen oder mehr Bauern in den Kakaoanbau gehen, sieht Erbrath Probleme. „Eine Überproduktion wäre kontraproduktiv“, um die Lage der Bauern nachhaltig zu verbessern, sagt er. Denn dann könnte der Preis am Weltmarkt sogar zurückgehen. „Ziel muss nicht es sein, mehr Kakao anzupflanzen, sondern auf geringerer Fläche größere Erträge mit Kakao und anderem, etwa Maniok und Bananen, zu erzielen“, sagt er.
Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé, zu dem etwa die Schokoladenmarke Cailler gehört, habe die LID-Prämie als eines der ersten Unternehmen in diesem Jahr schon gezahlt, sagt die Sprecherin Juliette Montavon: „Wir unterstützen alle Bemühungen der Regierungen von Côte d‘Ivoire (Elfenbeinküste) und Ghana, den Lebensstandard der Kakaobauern zu verbessern.“ Nestlé habe auch ein eigenes Projekt „Cocoa Plan“, mit dem das Leben der Bauern und ihrer Gemeinschaften verbessert werden soll.
Der Schokohersteller Lindt & Sprüngli, der alle Konsumkakaobohnen in Ghana kauft, setzt „auf nachhaltige Intensivierung des Kakaoanbaus, die Schaffung zusätzlicher Einkommensmöglichkeiten, die Stabilisierung des Einkommens sowie die Unterstützung der Gemeinden“, sagt Sprecherin Vicky Kummer. Steigende Rohstoffpreise würden möglichst durch Effizienzoptimierung ausgeglichen. „LID wird jedoch Auswirkungen auf alle Schokoladenhersteller haben und Preiserhöhungen könnten möglich sein“, sagt sie. (dpa)