Corona-Prognose bis Ostern: Statistiker rechnet mit Inzidenz über 2000

Die Corona-Zahlen sind derzeit so hoch wie nie. Der Statistiker Christian Hesse gibt eine Prognose bis Ostern ab. Er rechnet mit einem deutlichen Anstieg der Inzidenz.
Stuttgart – Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist zwar etwas gesunken, liegt am Montag (28.03.2022) aber dennoch bei einem Wert von 1700,6. Damit sind die Corona-Zahlen in den vergangenen Wochen so hoch wie nie. Die Neuinfektionen erreichten am Donnerstag (24.03.2022) mit mehr als 300.000 Fällen pro Tag einen neuen Höchstwert. Der Statistiker, Mathematiker und Leiter der Abteilung für Mathematische Statistik an der Universität Stuttgart gibt nun eine Prognose bis Ostern ab.
In allen Bundesländern liegen die Inzidenzen derzeit im Tausenderbereich. In einigen Bundesländern haben die Inzidenzwerte bereits die 2000er-Marke überschritten. „Noch vor Monatsende werden wahrscheinlich auch die bundesweiten Inzidenzen diese Marke überschreiten“, sagte Hesse gegenüber Focus Online. Das Tempo des Anstiegs sei enorm.
Corona-Prognose bis Ostern: Statistiker Christian Hesse rechnet mit steigenden Inzidenzen
Hesse geht davon aus, dass die Inzidenzen wegen der neuen Omikron-Variante BA.2 auch weiterhin stark steigen werden. Das liege vor allem auch an den Corona-Lockerungen, die seit kurzem gelten. „Damit einher geht ein verändertes und weniger vorsichtiges Kontaktverhalten von Teilen der Bevölkerung“, erklärte Hesse. Das könnte auch daran liegen, dass die Angst vor Corona durch den Ukraine-Krieg etwas in den Hintergrund geraten sei.
„Wahrscheinlich werden die Inzidenzen noch bis etwa Ostern steigen“, sagte der Statistiker Focus Online. Erst dann trete „ein gewisser Sättigungseffekt ein“. Dann komme die Saisonalität zur Hilfe, „was zu einer Trendumkehr führt“. Bis zu welchem Wert die Corona-Inzidenzen weiter steigen, könne nicht genau gesagt werden. Das hänge von einigen Unwägbarkeiten ab. Welche Kontakte die Menschen pflegen, spiele eine große Rolle. Auch wenn sich die meisten Menschen vorsichtig verhalten würden, „reicht das nicht aus, denn die Mehrzahl der Neuinfektionen wird durch eine Minderheit von Viel- und Super-Spreadern verursacht“, erklärte der Experte.
Christian Hesse | |
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Geburtstag | 02.08.1960 |
Beruf | Mathematiker |
Forschungsschwerpunkte | im Bereich der Stochastik, der Mathematik des Zufallsgeschehens |
Corona-Infektionszahlen so hoch wie nie: Bis Ostern könnten sie laut Statistiker weiter steigen
Doch wieso steigen die Corona-Infektionszahlen derzeit so stark? Das liegt vor allem an der Omikron-Variante BA.2. Die ist besonders infektiös. „Nach einer japanischen Studie ist der bei uns jetzt dominante Omikron-Subtyp BA.2 unter sonst gleichen Bedingungen um den Faktor 1,4 ansteckender als die Omikron-Hauptlinie BA.1“, so Hesse. „Liegt zum Beispiel die Ansteckungsgefahr für einen Nichtinfizierten in einem bestimmten Setting bei Kontakt mit einem BA.1-Infizierten bei 20 Prozent, so steigt diese Wahrscheinlichkeit auf fast 30 Prozent, wenn der Infizierte Träger der Sublinie ist“, berichtete der Statistiker.
Trotz hoher Corona-Werte gibt es auch positive Entwicklungen. Die Hospitalisierungsrate ist im Vergleich zum Jahr 2021 geringer. Es müssen also weniger Menschen mit Corona im Krankenhaus behandelt werden. Trotz einer hohen Zahl von Neuinfektionen stagniere die Belegungszahl der Intensivstationen laut Hesse bei etwa 2300 Patienten. „Das sind weniger als halb so viele wie zum Höhepunkt der Delta-Welle Mitte Dezember 2021“, erklärte der Statistiker gegenüber Focus Online. Zudem sei auch die Zahl der zu beatmenden Patienten deutlich gesunken. Auch das Sterberisiko bei symptomatischen Omikron-Infektion habe leicht abgenommen. (Samira Müller)