+++ 20.38 Uhr: Erstmals seit Beginn der Pandemie sind in Frankreich binnen 24 Stunden mehr als 50.000 neue Corona-Infektionen registriert worden. Die Gesundheitsbehörde meldete am Sonntagabend (25.10.2020) 52.010 neu erfasste Ansteckungen. Damit gab es erneut einen Spitzenwert innerhalb eines Tages seit Beginn der großflächigen Corona-Testungen in Frankreich.
Die Corona-Situation verschlechtert sich in dem Land seit Wochen dramatisch. Die Behörden meldeten allein in der vergangenen Woche mehrmals neue Rekorde bei den Neuinfektionen. Rund 17 Prozent der Tests sind nach Angaben von Sonntag positiv.
+++ 14.52 Uhr: Die spanische Regierung hat erneut einen nationalen Notstand beschlossen, um eine nächtliche Ausgangssperre gegen die Corona-Pandemie verhängen zu können. Die Ausrufung des Alarmzustands, der dritthöchsten Notstandsstufe des Landes, wurde am Sonntag bei einer außerordentlichen Ministerratssitzung in Madrid vereinbart, wie Ministerpräsident Pedro Sánchez mitteilte. Der Notstand, der noch am Sonntag (25.10.2020) in Kraft trat, gilt zunächst für zwei Wochen.
Eine Verlängerung müsste gemäß Verfassung vom Nationalparlament gebilligt werden. Er hoffe, den Notstand mit Unterstützung des Parlaments bis zum 9. Mai verlängern zu können, sagte der Chef der linken Minderheitsregierung. Die Ausrufung des Notstands sei von zehn der insgesamt 17 Regionen Spaniens, den sogenannten Autonomen Gemeinschaften, beantragt worden. „Europa und Spanien sind mitten in der zweiten Welle“, so Sánchez.
Unter dem Notstand darf die Regierung die Bewegungsfreiheit der Menschen einschränken. Anders als bei dem Notstand, der in Spanien wegen Corona zwischen dem 14. März und dem 20. Juni herrschte, wird diesmal keine totale Ausgangssperre verhängt, sondern ein nächtliches Ausgehverbot zwischen 23 Uhr und sechs Uhr morgens. Die Anordnung gilt fast für das ganze Land. Ausgenommen sind nur die Kanaren, die vor wenigen Tagen von Deutschland und Großbritannien von der Liste der Risikogebiete gestrichen worden waren.
Die Grenzen Spaniens werden nicht geschlossen, berichtet die Tageszeitung „El Pais“. Das Dekret der Regierung sieht dem Bericht nach vor, Treffen zwischen Bürgern auf sechs Personen im gesamten Land zu beschränken.
Update vom Sonntag, 25.10.2020, 12.27 Uhr: In der italienischen Hauptstadt Rom ist es zu gewaltsamen Protesten gegen die neuen, strengeren Corona-Maßnahmen gekommen. Bei den Ausschreitungen wurden in der Nacht zum Sonntag mehrere Menschen festgenommen. Demonstrierende warfen im Zentrum Roms unter anderem Feuerwerkskörper auf Polizist:innen, wie die Nachrichtenagentur Adnkronos und andere Medien berichteten. Als Bereitschaftspolizist:innen zur Verstärkung anrückten, wurden Autos beschädigt und Müllcontainer in Brand gesteckt. Zwei Polizisten erlitten den Berichten zufolge Verletzungen, mindestens zehn Demonstrierende wurden festgenommen. Die Polizei selbst machte zunächst keine Angaben dazu.
Die Proteste waren nicht genehmigt und wurden von der neofaschistischen Partei Forza Nuova organisiert. Sie war auch an den gewaltsamen Protesten am Freitag (23.10.2020) in Neapel beteiligt. In Rom hatten sich den Medienberichten zufolge Hunderte Menschen den Protesten angeschlossen. Forza Nuova-Chef Roberto Fiore schrieb am Sonntag auf Twitter, die italienischen Lebensgrundlagen würden „im Namen einer „Pseudo-Pandemie“ geopfert“. „Die Italiener zeigen, dass sie Einschränkungen und wirtschaftliche Euthanasie im Namen einer „Pseudo-Pandemie“ nicht länger tolerieren können“, so Fiore.
Auch in Großbritannien gehen Menschen auf die Straße, um gegen die Corona-Maßnahmen zu protestieren. In London demonstrierten am Wochenende Tausende für ein Ende der Corona-Beschränkungen. Die Protestierenden sprachen sich gegen die Maskenpflicht aus und kritisierten die geltenden Maßnahmen als Tyrannei oder Überwachung oder stellten die Pandemie an sich infrage. Die Metropolitan Police nahm 18 Menschen fest.
Anderen dagegen sind die Maßnahmen zu lasch. Einer Umfrage zufolge glauben zwei Drittel der Ärzte in Großbritannien nicht, dass die derzeitigen Regelungen das Coronavirus aufhalten könnten. Großbritannien verzeichnete am Samstag (24.10.2020) mehr als 23.000 Neuinfektionen. Die 14-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner lag nach Angaben der EU-Seuchenbehörde (ECDC) bei 383,1.
+++ 16.21 Uhr: Angesichts rasant steigender Corona-Zahlen zeichnet sich in Spanien eine Rückkehr zum Alarmzustand wie während der ersten Pandemie-Welle im Frühjahr ab. Damit solle den Regionalregierungen eine gerichtsfeste rechtliche Basis für einschneidende Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus gegeben werden, berichteten die Zeitungen „El País“ und „La Vanguardia“ am Samstag unter Berufung auf Regierungskreise.
Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte seine Landsleute am Vortag auf „sehr harte Monate“ eingestimmt und zu mehr Disziplin bei der Eindämmung des Coronavirus aufgerufen. Nur so könne ein drastischer Lockdown wie im Frühjahr noch vermieden werden.
Bereits 8 der 17 autonomen Regionen des Landes, die in etwa deutschen Bundesländern entsprechen, sowie Melilla, eine der beiden nordafrikanischen Exklaven Spaniens, hätten die Zentralregierung um die Ausrufung des Alarmzustands ersucht, berichteten die Zeitungen weiter. Die Regionen wollen vor allem Rechtssicherheit bei der Anordnung nächtlicher Ausgangssperren und anderer Eingriffe in persönliche Freiheitsrechte, um einen Lockdown wie im Frühjahr mit drastischen Ausgangsbeschränkungen rund um die Uhr noch zu vermeiden.
+++ 16.06 Uhr: Polens Präsident Andrzej Duda ist nach offiziellen Angaben positiv auf Corona getestet worden. Dem Präsidenten gehe es gut, teilte der Staatssekretär in der Präsidentschaftskanzlei, Blazej Spychalski, am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Polen verzeichnete zuletzt ein Rekordhoch an Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Am Freitag hatte Regierungschef Mateusz Morawiecki die Einstufung des gesamten Landes als „rote Zone“ angekündigt.
Duda habe sich am Freitag „wie empfohlen“ auf das Coronavirus testen lassen, schrieb Spychalski. „Das Ergebnis ist positiv ausgefallen.“
Wann sich Duda mit dem Coronavirus angesteckt hat, war zunächst unklar. Am Montag hatte der nationalkonservative Präsident an einem Investitionsforum in der estnischen Hauptstadt Tallinn teilgenommen. Dort hatte er auch Bulgariens Staatschef Rumen Radew getroffen, der sich später in Corona-Quarantäne begeben musste.
Update vom Samstag, 24.10.2020, 09.09 Uhr: In Neapel hat es in der Nacht zum Samstag gewaltsame Proteste gegen Ausgangssperren und einen geplanten Lockdown gegeben. Hunderte Menschen gingen in der süditalienischen Metropole auf die Straße, skandierten Slogans und zogen unter anderem vor den Sitz der Regionalregierung. Sie warfen Feuerwerkskörper und zündeten Rauchbomben, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Die Polizei setzte unter anderem Tränengas gegen die Protestierenden ein.
Zuvor hatte der Regionalpräsident von Kampanien, Vincenzo De Luca, als Reaktion auf schnell steigende Corona-Infektionszahlen Pläne für einen Lockdown angekündigt. In der Region Kampanien waren am Freitag (23.10.2020) 2.280 Neuansteckungen innerhalb eines Tages gemeldet worden, wie De Luca live bei Facebook mitteilte. Am Donnerstag waren es noch 1.541 gewesen. Bereits seit Freitag gilt eine Ausgangssperre von 23.00 Uhr bis 5.00 Uhr.
„Wir werden nun alles schließen“, sagte De Luca. Der Lockdown könne einen Monat oder sogar 40 Tage dauern. Die Situation sei schwierig, aber keine Tragödie, sagte er weiter. „Aber die Tragödie ist nur einen Schritt entfernt.“ Das regionale Dekret zur Umsetzung der Maßnahme soll entweder am Samstag (24.10.2020) oder am Sonntag angenommen werden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Kreise der Regionalregierung. Luca rief auch Rom dazu auf, einen landesweiten Lockdown zu verhängen.
Die offizielle Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in ganz Italien lag am Freitag bei dem Rekordwert von 19.143. Damit stieg die Gesamtzahl der Infektionen seit Beginn der Pandemie auf 484.869. Die Hauptstadtverwaltung in Rom kündigte unterdessen die Schließung beliebter Treffpunkte an Wochenenden an, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Ähnliche Maßnahmen gibt es bereits in Turin, Genua und Palermo.
+++ 21.10 Uhr: Als zweites EU-Land nach Spanien hat Frankreich am Freitag die Schwelle von einer Million Corona-Infektionen überschritten. In den vergangenen 24 Stunden sei die Zahl von 42.032 Neuinfektionen verzeichnet worden, teilten die französischen Gesundheitsbehörden mit. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Ansteckungen stieg damit auf 1.041.075. Insgesamt 34.508 Infizierte starben den Angaben zufolge seit dem Beginn der Pandemie in Frankreich.
+++ 20.17 Uhr: In Polen liegen die Infektionszahlen im Vergleich zur Bevölkerung inzwischen fast drei Mal so hoch wie in Deutschland. Das Land müsse die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen, sagte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki am Freitag, 23. Oktober. Deshalb schließen von Samstag an alle Restaurants für zunächst zwei Wochen. Außerdem sind Versammlungen mit mehr als fünf Personen verboten. Für alle Schüler ab der 4. Klasse wurde Fernunterricht per Computer verordnet. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren dürfen das Haus oder die Wohnung tagsüber zwischen 8 und 16 Uhr nur noch in Begleitung eines Erwachsenen verlassen.
+++ 14.10 Uhr: Angesichts eines neuen Rekords an Neuinfektionen in Frankreich hat der Chef der öffentlichen Pariser Krankenhäuser vor einer zweiten Corona-Welle gewarnt, die schlimmer werden könnte als die erste im Frühjahr. Viele seien seit einigen Monaten der Ansicht, es gebe keine echte zweite Welle - doch sei eher das Gegenteil der Fall, mahnte Martin Hirsch im Rundfunksender RTL.
Seit Mittwoch wurden in Frankreich 165 neue Todesfälle in Krankenhäusern registriert. Mit mindestens 34.210 Corona-Todesfällen ist Frankreich nach absoluten Zahlen eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder Europas. Premierminister Jean Castex wies darauf hin, dass die Krankenhäuser noch weiter unter Druck geraten könnten und sagte einen „schwierigen November“ vorher. Die Neuinfizierten seien die „im Krankenhaus liegenden Patienten von morgen“, warnte Castex auf Twitter.
Für den Fall, dass alle bereits getroffenen Corona-Maßnahmen in Frankreich nicht greifen, warnte Premierminister Castex vor „noch härteren“ Beschränkungen. „Alles ist auf dem Tisch“, sagte auch der Epidemiologe Arnaud Fontanet vom Wissenschaftsrat, einem Beratergremium der französischen Regierung. Das Coronavirus mache „viel schneller die Runde als im Frühling“, obwohl es sich um „genau dasselbe“ Virus handle, sagte Fontanet im Sender BFM TV. Noch hoffe er, dass sich eine landesweite Ausgangssperre wie während der ersten Welle vermeiden lasse, „weil wir alles tun, um das zu vermeiden“, fuhr Fontanet fort. Örtlich begrenzte Ausgangssperren aber seien „ein Teil der Optionen“.
+++ 13:38 Uhr: In Belgien steigen die Corona-Zahlen immer weiter an. In den vergangenen 14 Tagen registrierten die Behörden 1013 Infektionen pro 100 000 Einwohner. Restaurants, Cafés und Bars sind seit dieser Woche bereits geschlossen. Nun hat die Regierung weitere Corona-Einschränkungen beschlossen. Laut Premierminister Alexander De Croo werde ein kompletter Lockdown aber nicht verhängt.
Alle Freizeitparks müssen zunächst für die kommenden vier Wochen schließen. An kulturellen, religiösen oder anderen Veranstaltungen im Inneren dürfen maximal 40 Personen teilnehmen, solange die Corona-Regeln eingehalten werden. Ist ein Abstand von mindestens eineinhalb Metern garantiert, dürfen es bis zu 200 Personen sein, die jedoch eine Maske tragen müssen.
An Universitäten dürfen die Räume maximal zu 20 Prozent ausgelastet werden; auch hier gilt eine Maskenpflicht. Im ersten Studienjahr gelten Ausnahmen. Bei Sportveranstaltungen sind Zuschauer wieder verboten. Wenn möglich, sollen die Menschen weiter von zu Hause aus arbeiten.
Besonders viele Corona-Fälle meldet die wallonische Stadt Lüttich. Die Intensivstationen sind dort überlastet. Schwer Kranke müssen in Kliniken nach Flämisch-Brabant oder Limburg verlegt werden. Rund 30 Prozent des Pflegepersonals in den Lütticher Krankenhäusern wurden positiv auf Corona getestet, kommen aber - solange sie symptomfrei sind - trotzdem zur Arbeit, weil die Kliniken es sonst nicht mehr schaffen. Willy Demeyer, Bürgermeister von Lüttich, hat angekündigt, die belgische Armee zu Hilfe zu rufen, um ein Feldhospital zu errichten.
Update vom Freitag, 23.10.2020, 07.00 Uhr: Italien hat binnen 24 Stunden mehr als 16.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Die Gesundheitsbehörden des Landes meldeten am Donnerstag 16.079 neue Corona-Fälle. Einen Tag zuvor waren es knapp 15.200 gewesen, auch das war ein Rekordwert. Insgesamt haben sich in dem Mittelmeerland bisher nachweislich mehr als 465.700 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die Zahl der Todesfälle stieg am Donnerstag um 136 auf 36.968.
Besonders schwer getroffen ist wie schon bei der ersten Welle der Pandemie die norditalienische Lombardei mit Mailand als Hauptstadt. 4125 der neuen Fälle wurden dort verzeichnet.
+++ 21.00 Uhr: Frankreich vermeldet bei den Corona-Infektionen einen neuen Rekordwert. Demnach wurden innerhalb von 24 Stunden 41.622 Neuinfektionen mit dem Coronavirus bestätigt. Das teilten die französischen Behörden am heutigen Abend mit, nachdem die Regierung eine Ausweitung der Ausgangssperre in Paris verkündet hatte. Etwa 999.000 Infektionen wurden insgesamt registriert. Seit Mittwoch sind zudem 165 Menschen an den Folgen von Covid-19 gestorben. Damit bestätigt Frankreich 34.210 Todesfälle in der Corona-Pandemie.
+++ 14.39 Uhr: Die Außenministerin von Belgien Sophie Wilmès muss nach einer Infektion mit dem Coronavirus auf einer Intensivstation behandelt werden. Ihr Zustand sei stabil, sie brauche jedoch professionelle Betreuung, sagte ein Sprecher belgischen Medien. Die 45-Jährige wurde am Mittwoch in ein Krankenhaus gebracht.
Sophie Wilmès hatte am Wochenende mitgeteilt, dass sie sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Sie war bis vor kurzem Ministerpräsidentin Belgiens gewesen. Ihr Nachfolger Alexander De Croo wünschte ich auf Twitter gute Besserung. Die Ansteckung sei vermutlich im Familienkreis erfolgt, teilte die Politikerin am Samstag mit.
Belgien zählt zu den Ländern, die in Europa am schwersten von der Corona-Pandemie betroffen sind. Die Johns-Hopkins-Universität meldete für das Elf-Millionen-Einwohner-Land am Donnerstag (22.10.2020) 253.386 bestätigte Corona-Fälle und 13.227 Neuinfektionen.
Update vom Donnerstag, 22.10.2020, 6.49 Uhr: Aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen in Italien wird nun auch in der Region Lazio, zu der die Hauptstadt Rom gehört, eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Die drastische Corona-Maßnahme tritt am Freitag in Kraft und soll zunächst für 30 Tage gelten. Das nächtliche Verlassen des Hauses oder der Wohnung sind dann nur noch in Ausnahmefällen erlaubt.
Lazio ist damit bereits die dritte italienische Region, in der eine nächtliche Ausgangssperre verhängt wurde. Zur weiteren Eindämmung des Coronavirus war diese drastische Maßnahme in den vergangenen Tagen bereits für die Regionen Lombardei und Kampanien beschlossen worden.
Erstmeldung vom Mittwoch, 21.10.2020: Italien hat bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus am Mittwoch einen neuen Höchststand verzeichnet. Die Gesundheitsbehörden des Landes meldeten knapp 15 200 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden. Am 16. Oktober hatte das Land mit seinen 60 Millionen Einwohnern erstmals seit Beginn der Pandemie im Februar die Marke von 10 000 überschritten. Außerdem wurden am Mittwoch 127 Covid-19-Tote gemeldet.
Die Dynamik der zweiten Corona-Welle sorgt in Italien zunehmend für Angst vor ernsten Engpässen in den Krankenhäusern. Ministerpräsident Giuseppe Conte forderte die Italiener in einer Rede im Senat in Rom auf, alle nicht notwendigen Reisen zu unterlassen. Es gelte einen großen Lockdown wie im Frühjahr zu vermeiden. Besonders schwer getroffene Regionen wie die Lombardei haben inzwischen begrenzte Verschärfungen wie nächtliche Ausgangsbeschränkungen erlassen.
Insgesamt haben sich in dem Mittelmeerland bisher nachweislich fast 450 000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die Gesamtzahl der bekannten Todesfälle stieg auf 36 832.
In Spanien wurden die strengen Corona-Maßnahmen im Land auf die Region Aragon und die nördliche Provinz La Rioja ausgeweitet, weil dort in den vergangenen 14 Tagen mehr als 500 Corona-Infektionen auf 100.000 Einwohner registriert wurden. "Die Situation ist offen gesagt besorgniserregend", sagte der Regionalpräsident Aragons, Javier Lambán, bei einer Pressekonferenz.
Ab Donnerstag sollen deshalb die Corona-Maßnahmen in Aragon verschärft werden. Das betreffe auch die Einwohner der Großstadt Saragossa sowie der Städte Huesca und Teruel. Demnach darf die Orte nur noch betreten und verlassen, wer zur Arbeit muss oder studiert. Eine weitere Ausnahme soll für pflegebedürftige Menschen gelten.
Ähnliche Maßnahmen sehen die Behörden in La Rioja vor. Ab Freitag sollen in der Provinz Geschäfte, Bars und Restaurants ab 21 Uhr geschlossen werden. Auch die Region Kastilien und León kündigte verschärfte Restriktionen an.
Spaniens Gesundheitsminister Salvador Illa hatte am Dienstag angekündigt, dass die Regierung die Option einer Ausgangssperre überprüfe.
In Großbritannien sind innerhalb von 24 Stunden fast 27 000 Corona-Neuinfektionen registriert worden. Damit steigt die Gesamtzahl der Ansteckungen auf mehr als 789 000 und die Zahl der Todesfälle auf über 44 000, wie die Regierung am Mittwoch mitteilte.
Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer wegen Mangel an Tests aus. Jeder Landesteil in Großbritannien entscheidet über seine eigenen Maßnahmen im Kampf gegen die zweite Ausbruchswelle. Besonders stark betroffen ist der Norden Englands, Teile von Wales, Schottland und Nordirland. In europäischen Statistiken zählt Großbritannien mit seinen knapp 67 Millionen Einwohnern zu den am schlimmsten von der Corona-Pandemie betroffenen Ländern.
Frankreich will den am vergangenen Samstag wieder in Kraft getretenen Gesundheitsnotstand bis zum 16. Februar verlängern. Ein entsprechender Gesetzesentwurf sei auf den Weg gebracht worden und werde dem Parlament vorgelegt, sagte Regierungssprecher Gabriel Attal am Mittwoch nach einer Regierungssitzung unter Vorsitz von Präsident Emmanuel Macron. Der Ausnahmezustand im Gesundheitsbereich bietet einen rechtlichen Rahmen für Beschränkungen, zu denen auch Ausgangssperren gehören können. Er war am Wochenende wegen der alarmierenden Corona-Situation im Land erneut verhängt worden.
Macron habe während der Sitzung daran erinnert, dass die Corona-Situation weiterhin sehr besorgniserregend sei, so Attal. „Das Virus kennt keinen Kalender“, so Attal. Weitgehende Einschränkungen etwa bei Versammlungen sollen bis April möglich sein, wenn die gesundheitliche Lage dies nötig mache. Premierminister Jean Castex will am Donnerstagabend eine Pressekonferenz zu den aktuellen Maßnahmen geben. Attal kündigte an, dass für weitere Départements die höchste Corona-Warnstufe ausgerufen werde.
Frankreich hat schwer mit der Covid-19-Pandemie zu kämpfen. Seit Samstag gilt in zahlreichen Städten, darunter Paris, eine nächtliche Ausgangssperre ab 21 Uhr. Am Wochenende wurden mehr als 32 000 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet - ein Spitzenwert.
Angesichts sprunghaft steigender Corona-Zahlen greift Tschechien zu drastischen Maßnahmen, die einem landesweiten Lockdown gleichkommen. Von Donnerstagmorgen um 6.00 Uhr an müssen fast alle Geschäfte schließen, wie Gesundheitsminister Roman Prymula am Mittwoch bekanntgab. Ausgenommen sind Lebensmittelläden und Supermärkte, Drogerien und Apotheken. Zudem werden Ausgangsbeschränkungen wie im Frühjahr verhängt.
Die Regierung ordnete an, dass die Menschen zu Hause bleiben und ihre Kontakte mit anderen Leuten auf die „absolut notwendige Zeit“ begrenzen müssen. Ausnahmen gelten nur für den Weg zur Arbeit, notwendige Einkäufe, Arzt- und Familienbesuche. Erlaubt sind auch Spaziergänge in Parks und der freien Natur - allerdings nur allein, zu zweit oder mit anderen Familienmitgliedern. In Tschechien gilt offiziell seit dem 5. Oktober der Notstand.
Kneipen geschlossen, Alkoholverkaufsverbot ab 20.00 Uhr, nächtliche Ausgangssperre: Belgien sucht in der zweiten Corona-Welle verzweifelt die Reißleine, ohne das Land wieder komplett lahm zu legen. Noch sind Läden und Schulen offen, noch dürfen bei Sportveranstaltungen einige Hundert Leute ins Stadion. Aber auch das ist vielleicht nur eine Frage der Zeit. Denn das kleine Land fürchtet einen „Tsunami“, so hat es Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke genannt. Und es probt nun Maßnahmen, die Deutschland womöglich auch bald blühen könnten.
8422 neue Infektionen pro Tag registrierte das Gesundheitsinstitut Sciensano im Durchschnitt in der Woche bis 16. Oktober, 69 Prozent mehr als in der Woche zuvor. In der Spitze waren es vorigen Dienstag sogar mehr als 12 000 Ansteckungen. Dabei hat Belgien nur 11,5 Millionen Einwohner, Deutschland dagegen 83 Millionen. Je 100 000 Einwohner hatte Belgien nach Angaben des Europäischen Seuchenzentrums ECDC binnen 14 Tagen knapp 830 neue Fälle, rund zehn Mal so viele wie Deutschland mit 84. (skr mit Agenturen)