Auf die Frage, ob er mit einer stärkeren Orientierung an wissenschaftlichen Empfehlungen einen Zick-Zack-Kurs in der Pandemie-Bekämpfung vermeiden könne, antwortete der Regierungschef der CDU/FDP-Koalition: „Mit einem verlässlichen, gradlinigen Kurs schaffen wir bei den Menschen das Vertrauen, das wir auch in den nächsten Monaten brauchen werden. Und trotzdem werden wir auch im weiteren Verlauf dieser Pandemie immer wieder dazu lernen.“
In diesen Wochen gehe es darum, die Kontakte deutlich zu reduzieren, betonte Wüst. Auch Masken und die bekannten Hygienemaßnahmen würden die Bürger und Bürgerinnen noch mehrere Monate begleiten. Dennoch gebe es durchaus Hoffnung auf ein Ende der Pandemie. „Durch die Verfügbarkeit von genügend Impfstoff haben wir ja die Chance, uns gut zu schützen“.
Leider sei die Strategie noch nicht, wie ursprünglich erhofft, aufgegangen. „Die geringe Impfquote in manchen Teilen Deutschlands hat uns bislang einen Strich durch die Rechnung gemacht“, stellte der MPK-Vorsitzende fest. Der Weg heraus aus der Pandemie führe aber nur über die Impfung. „Ich hoffe, dass die Impfpflicht zügig kommt und dazu beiträgt, dass es dann eine gesellschaftliche Befriedung gibt.“
Nicht jeder, der nicht geimpft sei, sei gleichzeitig ein Corona-Leugner, betonte Wüst. „Es gibt noch eine ganze Menge Menschen, die wir überzeugen können, dass die Impfung sie schützt und Leben rettet. Bei den zwei Millionen Impfungen pro Woche in Nordrhein-Westfalen sind auch noch viele Erst- und Zweitimpfungen dabei.“
+++ 13.56 Uhr: Die Corona-Impfungen in Deutschland laufen auch an Heiligabend und über Weihnachten weiter. In einem Hotel am Duisburger Hauptbahnhof hat der Neurologe Ahmad-Mujtaba Mostakiem am Freitag einen 81-stündigen Corona-Impfmarathon gestartet. Für die Aktion habe er rund 15 Mitarbeiter engagiert und mehrere tausend Impfdosen verschiedener Hersteller - darunter auch Kinderimpfstoff - bestellt, sagte der Arzt der Deutschen Presse-Agentur.
Das Impfangebot wird gut angenommen: Bereits am Morgen bildete sich eine Schlange von rund 30 Impfwilligen. Geimpft werden solle im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr.
Zu Weihnachten träfen sich viele Familien. Wenn noch Ungeimpfte zum Piks überredet würden, könne man in seiner Impfstelle gleich Nägel mit Köpfen machen - ohne Anmeldung, sagte Mostakiem. Mit seinem Team bietet der Arzt Impfungen durchgehend bis zum 27. Dezember 2021 um 18 Uhr an. Wie viele Menschen sich impfen lassen, konnte er nicht vorhersagen. Es gehe ihm darum, die Impfzahlen weiter zu steigern.
Update vom Freitag, 24.12.2021, 7.35 Uhr: Der Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, steht nach seiner Forderung nach sofortigen Corona-Kontaktbeschränkungen in der Kritik. Im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) bleibt er bei seiner Forderung – und erklärt, wie er eine mögliche Impfpflicht einschätzt.
„Grundsätzlich bin ich kein Freund der Impfpflicht“, sagt Wieler auf Nachfrage des RND. Man könne auch dann nicht annehmen, dass sich jeder impfen lasse. Die hohe Anzahl Ungeimpfter sei in Deutschland aber ein Problem. Mit Stand Donnerstag (23.12.2021) sind laut Impfdashboard 58,8 Millionen Menschen in Deutschland vollständig geimpft. Das entspricht 70,7 Prozent der Gesamtbevölkerung. Damit wären circa 29,3 Prozent der Menschen entweder unvollständig oder gar nicht geimpft.
Wieler erklärt, dass Ungeimpfte „in erheblichem Maße“ zu einer „Überlastung des Gesundheitssystems“ beitragen. Durch die von ihm geforderten sofortigen Kontaktbeschränkungen könnte man Infektionsketten brechen – der RKI-Chef weist aber auch darauf hin, dass man damit das Problem und das Ende der Pandemie nur verschiebt. Man müsse nun abwarten, wie sich die Debatte entwickle. Das Thema der Impfpflicht sorgt immer wieder für Corona-Demos in ganz Deutschland*.
+++ 21.00 Uhr: Wie zuvor schon andere hessische Städte führt auch Frankfurt nach den Weihnachtsfeiertagen in der Corona-Pandemie 2G-Bändchen zur Unterstützung des Einzelhandels ein. „Ziel ist es, die 2G-Zutrittskontrolle im Einzelhandel auf Grundlage der geltenden Corona-Schutzverordnung in Hessen zu vereinfachen“, teilte die Stadt am Donnerstag mit.
Vollständig Geimpfte und Genese, die im Einzelhandel shoppen dürften, könnten ein solches Bändchen erhalten. Das Tragen sei freiwillig. Um einem Missbrauch vorzubeugen, würden die Farben wöchentlich gewechselt.
„Damit sorgen wir dafür, dass lange und enge Warteschlangen vor den Geschäften zum Jahresende weitgehend vermieden werden und auch das neue Jahr hoffentlich mit einem befreiten, weitläufigen und sicheren Shoppingerlebnis beginnt“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann.
+++ 18.50 Uhr: Auch die USA werden von der Bundesregierung wegen hoher Corona-Infektionszahlen von Samstag (25.12.2021) an als Hochrisikogebiet eingestuft. Ebenfalls auf die Liste der Hochrisikogebiete werden Finnland, Zypern und Monaco aufgenommen. Von der Liste gestrichen werden neben Österreich auch Belize, Bosnien-Herzegowina, Serbien und Malaysia.
Mit der Einstufung als Hochrisikogebiet verbunden ist automatisch auch eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts für nicht notwendige touristische Reisen. Sie erleichtert Touristen die kostenlose Stornierung bereits gebuchter Reisen, bedeutet aber kein Reiseverbot.
+++ 17.00 Uhr: Die Bundesregierung stuft die beliebten Urlaubsländer Spanien und Portugal wegen hoher Corona-Infektionszahlen von Samstag an als Hochrisikogebiete ein. Österreich wird dagegen von der entsprechenden Risikoliste genommen, wie das Robert Koch-Institut am Donnerstag bekanntgab.
Wer aus einem Hochrisikogebiet einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens fünf Tage nach der Einreise mit einem negativen Test davon befreien.
Erstmeldung vom Donnerstag, 23.12.2021, 16.12 Uhr: Frankfurt – Das Coronavirus hat die Bundesrepublik nach wie vor fest im Griff. Um die auf Deutschland zukommende Omikron-Welle auszubremsen, bemüht sich die Bundesregierung um die Beschaffung des neuen Corona-Medikaments Paxlovid. In den USA wurde das von Pfizer hergestellte Mittel bereits am Mittwoch (22.12.2021) im Schnellverfahren zur Behandlung von Erkrankten freigegeben.
Auch in die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat grünes Licht für die Nutzung von Paxlovid bei Notfällen gegeben. Das Bundesgesundheitsministerium steht laut Angaben eines Sprechers mit den Herstellern „in Verhandlung, um Kontingente für Deutschland zu sichern und zeitnah für die Versorgung zur Verfügung zu stellen“.
Neben dem Präparat von Pfizer soll Deutschland auch am Mittel Lagevrio, das vom US-Unternehmen MSD hergestellt wird, interessiert sein. Beide Corona-Medikamente sind antivirale Mittel, die das Virus daran hindern, sich zu reproduzieren. Beide Mittel müssen noch uneingeschränkt von der EMA freigegeben werden. Bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) seien aber bereits „Bewertungsverfahren mit dem Ziel der Zulassung begonnen worden“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums.
Laut dem Hersteller Pfizer kann das Mittel die Gefahr einer Krankenhauseinweisung oder eines Todes um knapp 90 Prozent senken. Beide Mittel sollen in Deutschland vor allem bei Risikopatienten eingesetzt werden. Die betrifft Menschen über 60 Jahren mit Leiden wie Adipositas oder Diabetes. Medikamente wie Paxlovid haben den großen Vorteil, dass sie von den Erkrankten einfach von zu Hause oral eingenommen werden können. Es bedarf keines Fachpersonals. So sollen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen entlastet werden.
Wann und wie viele Medikamente Deutschland erhalten soll, ist noch nicht bekannt. Da Paxlovid von Pfizer in einem komplexen synthetischen Verfahren hergestellt werden muss, dürfte es noch einige Zeit dauern, bis die ersten Anti-Covid-Pillen Deutschland erreichen. Zudem hat sich die US-Regierung zehn Millionen Packungen im Wert von rund 5,3 Milliarden Dollar gesichert.
Doch ähnlich wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach* (SPD*), sieht Hersteller Pfizer Corona-Medikamente lediglich als Ergänzung im Werkzeugkoffer der Corona-Bekämpfung. Am wichtigsten sei nach wie vor die Booster-Impfung, betonte ein Sprecher des Pharmaunternehmens. (Katja Thorwarth, Andreas Apetz und Jennifer Greve, Anna Charlotte Groos mit dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA