Debatte um Übertragung von Corona in Clubs

In Deutschland sind Clubs wegen Corona seit dem Frühjahr geschlossen. Doch ist das überhaupt noch nötig? In der Schweiz ist man anderer Meinung.
- In der Schweiz haben Clubs in Zeiten von Corona wieder geöffnet
- Alexaner Bücheli, Geschäftsführer der Bar- und Clubkommission, weist auf geringe Infektionszahlen hin.
- Auch das schweizerische Bundesamt für Gesundheit (BAG) nimmt Stellung.
Schweiz - Corona hat die Kultur besonders hart getroffen. Bars und Clubs waren die ersten Betriebe, die wegen der Pandemie schließen mussten. Zu hoch seien die Infektionsrisiken, hieß es damals. Auch von „Superspeader“-Fällen war die Rede. Doch stimmt das tatsächlich? Alexander Bücheli, Geschäftsführer der schweizerischen Bar- und Clubkommission, sieht das anders.
Gegenüber „Radio SRF“ erzählt Bücheli, dass eine Schließung von Clubs aus epidemiologischer Sicht gar nicht nötig sei. Demnach hätten sich die meisten Menschen nicht in einem Club, sondern bei der Arbeit oder bei Freunden angesteckt. So sei aktuell nur ein Prozent der Veranstaltungen in Zürich von Corona-Fällen betroffen gewesen. „Nur 13 Personen wurden infiziert“, sagt Bücheli. Von insgesamt 500 Veranstaltungen habe es gerade einmal fünf gegeben, bei denen eine Infektion nachgewiesen werden konnte.
Übertragung von Corona in Clubs: Nur verschwindend geringer Anteil nachgewiesen
Seit der Wiedereröffnung im Juni hätten rund 120 000 Personen einen Zürcher Club oder eine Bar aufgesucht. „Wir sehen keinen Grund, die Clubs wieder zu schließen“, bilanziert Bücheli deshalb. Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat auf Anfrage von „SRF“ Stellung bezogen. In der Stellungnahme hieß es zunächst, dass sich 42 Prozent aller Fälle in einem Club ereignet hätten. Das seien die meisten Fälle gewesen.
Doch das BAG musste sich wegen eines Rechenfehlers korrigieren. Die häufigsten Corona-Fälle hätten sich vielmehr im familiären Umfeld (27,2 Prozent), durch andere Kontakte (12,5 Prozent) oder bei der Arbeit (8,7 Prozent) ereignet. Clubs machen gemäß der korrigierten Tabelle des BAG einen Prozentsatz von 1,9 aus. Bars und Restaurants liegen bei 1, 6 Prozent. Auch darüber hatte der „SRF“ berichtet. Dennoch warnt das BAG: „Infektionsereignisse in Clubs können zu einer hohen Zahl Infizierter führen sowie zu einer noch höheren Zahl von Menschen, die sich in Quarantäne begeben müssen“.
Übertragung von Corona: Ist es noch verhältnismäßig, Clubs geschlossen zu halten?
Allerdings werfen die geringen Fallzahlen die Frage auf, ob es noch verhältnismäßig ist, Clubs weiterhin geschlossen zu halten. Auch in Deutschland. Am Beispiel aus der Schweiz orientiert, könnte ein Betrieb unter Corona-Regeln möglich sein. Wichtig für die Einordnung bleibt jedoch, dass fehlende Angaben 39,8 Prozent der Fälle ausmachen. Und dass Infektionsketten noch besser nachvollzogen werden müssen. (Von Moritz Serif)
Corona: Bekannte Ansteckungsorte - Angaben des BAG
Familiäres Umfeld | Anzahl: 216 | Prozent: 27,2 |
Anderer Kontakt | Anzahl: 99 | Prozent: 12,5 |
Bei der Arbeit | Anzahl: 69 | Prozent: 8,7 |
Aus privatem Fest | Anzahl: 24 | Prozent: 3,0 |
Als medizinisches und Pflegepersonal | Anzahl: 17 | Prozent: 2,1 |
Spontane Menschenansammlung | Anzahl: 17 | Prozent: 2,1 |
Im Club/in der Disco | Anzahl: 15 | Prozent: 1,9 |
In der Bar/im Restaurant | Anzahl: 13 | Prozent: 1,6 |
Unbekannter Ansteckungsort | Anzahl: 4 | Prozent: 0,5 |
In der Schule | Anzahl: 2 | Prozent: 0,3 |
Bei einer Demonstration/Veranstaltung | Anzahl: 1 | Prozent: 0,1 |
Fehlende Angaben | Anzahl: 316 | Prozent: 39,8 |
Total | Anzahl: 793 | Prozent: 100 |
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