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Corona: Drosten sieht Pandemie-Ende „noch meilenweit“ entfernt und fordert Kontaktbeschränkungen

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Von: Tim Vincent Dicke

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Virologe Christian Drosten im Gebäude der Bundespressekonferenz
Der Virologe Christian Drosten hat sich für Corona-Kontaktbeschränkungen ausgesprochen. © Jürgen Heinrich/Imago

Wegen der niedrigen Impfquote steht Deutschland in der Corona-Krise schlecht da, meint Christian Drosten. Der Virologe fordert Kontaktbeschränkungen.

Berlin – Der bekannte Virologe Christian Drosten hat sich für strengere Regelungen ausgesprochen, um die aktuelle Corona-Lage in den Griff zu bekommen. „Um die wirklich erschreckend hohe Inzidenz zu drücken, sind aus wissenschaftlicher Sicht Kontaktbeschränkungen dringend erforderlich“, sagte der Leiter der Virologie an der Berliner Charité dem Nachrichtenmagazin Spiegel.

Wichtig sei im Besonderen die Eigenverantwortung der Menschen. Verantwortungsbewusstes Handeln „hat uns schon in den vorherigen Wellen aus der Patsche geholfen“, sagte Christian Drosten. „Jeder sollte überprüfen, ob man die eigenen Kontakte nicht wieder für ein paar Wochen bewusst einschränken kann.“

Christian Drosten warnt vor Corona-Überlastung der Krankenhäuser

Zudem müssten die Impflücken dringend geschlossen und der Immunschutz durch Auffrischungsimpfungen erneuert werden, empfahl Drosten weiter. Er verwies auf Länder mit höherer Impfquote, in denen man die Corona-Pandemie im Frühjahr wohl endgültig hinter sich lassen könne.

In Deutschland sei das Ende der Pandemie aufgrund der Impflücke und der schleppenden Booster-Kampagne „noch meilenweit“ entfernt. Sobald die Delta-Variante des Coronavirus voll zuschlage, seien die Krankenhäuser schnell überlastet, so die Befürchtung von Drosten.

In Staaten mit einer hohen Corona-Impfquote sieht es nach Ansicht von Christian Drosten anders aus. Dort „dürfte man die Pandemie im Frühjahr wohl endgültig hinter sich lassen“. In Spanien sind mehr als 80 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, in Portugal rund 88 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Impfquote nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) nur knapp über 67 Prozent (Stand: 12.11.2021). Hierbei muss beachtet werden, dass es bei der deutschen Impfquote weiterhin Unklarheiten gibt.

Deutschland in Spitzengruppe der Länder mit meisten Corona-Neuinfektionen

Dass die niedrige Impfquote drastische Folgen hat, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Seit einigen Tagen gehört Deutschland zur Spitzengruppe der Länder mit den meisten Corona-Neuinfektionen.

Am Donnerstag (11.11.2021) lag die Bundesrepublik im internationalen Vergleich auf Platz zwei hinter den USA, wo laut der renommierten Johns Hopkins Universität 63.245 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet wurden. In Großbritannien wurden mit 43.511 Fällen die drittmeisten Neuinfektionen gemeldet. In Russland gab es 39.584 Neuinfektionen.

„Impfen statt Schimpfen“ steht auf einem Aufkleber an der Fensterscheibe eines Geschäfts in Weimar (Thüringen).
„Impfen statt Schimpfen“ steht auf einem Aufkleber an der Fensterscheibe eines Geschäfts in Weimar (Thüringen). © Martin Schutt/dpa

Deutschland müsse sich „langsam und bedächtig in die endemische Phase hineinmanövrieren, ohne dass unser Gesundheitssystem auf diesem Weg durch Überforderung zusammenbricht und es zu Todeszahlen wie in Großbritannien kommt“, erläuterte Drosten. Es gebe nur einen Weg, dies zu schaffen: Man müsse nun „so schnell wie möglich reagieren“.

Christian Drosten erwartet Corona-Winter mit „Shutdown-Maßnahmen“

Bereits in seinem Corona-Podcast am vergangenen Dienstag (09.11.2021) hatte Drosten gesagt, er erwarte einen sehr anstrengenden Winter „mit neuen, sagen wir ruhig: Shutdown-Maßnahmen“. 3G oder selbst 2G reichten vermutlich nicht aus, um angesichts der Delta-Variante die Zahl der Infektionen genug zu senken. Er schränkte allerdings auch ein, dass es juristisch schwer sein könnte, breite allgemeine Kontaktmaßnahmen durchzusetzen.

Sollte es beim Impfen keinen Fortschritt geben, müsse sich die Bundesrepublik auf mindestens 100.000 weitere Corona-Tote vorbereiten, „bevor sich das Fahrwasser beruhigt“, sagte Drosten damals. Das sei eine konservative Schätzung. Drosten leitet die Zahl durch vergleichende Überlegungen mit Großbritannien her. (tvd/dpa)

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