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Motiv Antisemitismus: Mann glaubt an Corona-Verschwörung und tötet seine Familie

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Ein Mann tötet seine drei Kinder und seine Frau. Laut Polizei ist das Motiv Antisemitismus. Der Mann habe die Corona-Pandemie für eine Verschwörung gehalten.

Potsdam – Eine Familientragödie ereignete sich im vergangenen Jahr in Königs Wusterhausen in Brandenburg: Anfang Dezember waren in einem Einfamilienhaus im Ortsteil Senzig fünf Leichen entdeckt worden: drei Kinder im Alter von vier, acht und zehn Jahren, ein 40-jähriger Mann und seine gleichaltrige Frau. Der Familienvater soll erst die Kinder und seine Frau mit einer Schusswaffe getötet haben. Anschließend habe er mit der Schusswaffe Selbstmord begangen.

In einem Abschiedsbrief äußerte der Mann Sorge vor einer Verhaftung, weil er das Impfzertifikat seiner Frau habe fälschen lassen. Die Polizei fand weitere Hinweise auf das Motiv in dem Handy des Vaters. Nach Angaben der Brandenburger Polizei sei Antisemitismus ein Motiv für die Tat. Nach der Auswertung der Chatverläufe im sichergestellten Handy des Mannes ergebe sich auch dieses Motiv, sagte Torsten Herbst, Sprecher des Brandenburger Polizeipräsidiums, am Freitag (18.02.2022). Zuvor hatten die Potsdamer Neuesten Nachrichten und die Märkische Allgemeine Zeitung darüber berichtet.

Vor dem Einfamilienhaus in Senzig, einem Ortsteil der Stadt Königs Wusterhausen im Landkreis Dahme-Spreewald, hat jemand eine Botschaft gehängt. Die Polizei hat dort fünf Tote in einem Wohnhaus gefunden. Im Fall der fünf Toten in Brandenburg soll der unter Verdacht stehende Familienvater laut seinem Abschiedsbrief Angst vor einer Verhaftung gehabt haben. (Archivbild)
Eine Familientragödie ereignete sich im vergangenen Jahr in Königs Wusterhausen in Brandenburg. © Fabian Sommer/dpa

Vater tötet drei Kinder und Frau in Königs Wusterhausen: Ein Motiv ist Antisemitismus

Die Opferperspektive Brandenburg, eine Beratungsstelle für Betroffene von rechter Gewalt, äußerte sich erschüttert. Diese Tat zeige, welche enorme Gefahr von antisemitischen Verschwörungserzählungen über Corona innerhalb der Coronaleugner-Bewegung ausgehe, sagt Judith Porath, Geschäftsführerin der Opferperspektive. Dass sie durch die Ermittlungsbehörden offiziell als antisemitisch motiviert gewertet werde, sei ein wichtiger Schritt. Da es jedoch kein Gerichtsverfahren geben könne, forderte sie eine öffentliche und lückenlose Aufklärung, wie es zu der Tat kommen konnte. Es müsse auch untersucht werden, inwiefern Leugner:innen des Coronavirus sowie rechte Netzwerke an der Radikalisierung des Täters beteiligt waren.

Das Bundesinnenministerium hatte auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Petra Pau zu antisemitischen Straftaten im vierten Quartal 2021 geantwortet, dass auch die Tat von Senzig dazu zähle. Nach derzeitigem Kenntnisstand sei der Mann überzeugt gewesen, dass der Staat mit der Impfkampagne einen „bösen“ Plan verfolge und die Weltbevölkerung um die Hälfte reduzieren sowie eine neue Weltordnung unter jüdischer Führung gründen wolle.

Corona-Impfungen: Vater glaubt an jüdische Weltverschwörung

Die Einordnung der Tat als „antisemitisch“ ergebe sich aus der Ansicht des Mannes, dass es eine jüdische Weltverschwörung gebe, hieß es. Nach Angaben von Polizeisprecher Herbst sind weitere Motive des Mannes Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Ablehnung des Staates und Ablehnung des Gesundheitswesens und der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie. Bereits im Herbst 2020 hatte die Amadeu Antonio Stiftung vor wachsendem Antisemitismus in Deutschland gewarnt – auch wegen Verschwörungstheorien in der Corona-Pandemie. Denn gerade in Krisenzeiten findet das perfide Weltbild des Antisemitismus Zulauf. (dpa/df)

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