Corona und Affenpocken: Wie ähnlich sind sich die beiden Erreger?
Es ist ruhig geworden um Corona, derweil machen sich die Affenpocken breit. Welche Ähnlichkeiten gibt es zwischen beiden Viren? Ein Überblick über Symptome und Übertragung beider Erreger.
Frankfurt – Die Affenpocken sind längst in Deutschland angekommen. Die Zahl der bestätigten und bereits an das Robert Koch-Institut gemeldeten Fälle stieg von 21 auf mittlerweile 33, wie das RKI am Dienstag (31. Mai) auf seiner Homepage schrieb. Auch in Hessen wurde bereits ein Affenpocken-Fall gemeldet. Die meisten Menschen wird das an den Beginn der Corona-Pandemie erinnern.
Forscherinnen und Forscher versuchen derzeit weltweit, die Infektionswege zu rekonstruieren. Und je genauer man sich die Eigenschaften der Viren ansieht und sie miteinander vergleicht, desto klarer wird, dass sich die Affenpocken grundsätzlich von Sars-CoV-2 unterscheiden. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass uns keine neue Pandemie droht.

Affenpocken versus Corona: Infektion bei Pockenviren besser erkennbar
„Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland wird nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt“, teilte das RKI mit. Diese Meinung teilen auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und der Virologe Hendrik Streeck. Personen, die mit Affenpocken infiziert sind, seien leichter zu identifizieren. Sie hätten typische Pusteln. Asymptomatische Fälle seien laut Streeck im Gegensatz zu Corona kaum bis gar nicht bekannt. Außerdem sei die Krankheit nicht so leicht von Mensch zu Mensch übertragbar.
Sars-CoV-2 | Affenpocken |
RNA-Virus | DNA-Virus |
asymptomatische Übertragbarkeit | physischer, direkter Kontakt mit Pockenläsionen |
Trotz allem hat Gesundheitsminister Lauterbach bereits Empfehlungen zu Quarantäne- beziehungsweise Isolationszeit sowie die Bestellung eines Impfstoffs angekündigt. 40.000 Dosen des Affenpocken-Impfstoffs Imvanex seien bestellt. Der Impfstoff ist bereits in der EU zugelassen.
Affenpocken versus Corona: Die Unterschiede zwischen den beiden Viren
Expertinnen und Experten betonen zudem, dass aufgrund der Pocken-Impfpflicht, welche in Westdeutschland 1975 und in der DDR 1982 aufgehoben wurde, eine gute Immunität besteht. Junge Menschen hätten allerdings keinen Impfschutz und auch bei Erwachsenen ließe der Impfschutz aufgrund der langen Zeit bereits nach.
Auch wenn beide Viren gefährlich sein können und schwere bis tödliche Krankheitsverläufe mit sich bringen, seien sie Fachleuten zufolge grundverschieden. Die wichtigsten Faktoren im Überblick:
Ansteckung und Übertragung
- Affenpocken: Hauptsächlich durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch, über Bläscheninhalt und Schorf
- Corona: Hauptsächlich durch Aerosole mit Viruspartikeln, die unter anderem beim Atmen, Husten und Sprechen entstehen
Krankheitsbild und Symptome
- Affenpocken: Plötzlich einsetzendes Fieber, starke Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Halsschmerzen, Husten, sowie geschwollene Lymphknoten, später Hautveränderungen, pockentypischer Ausschlag auf Gesicht und Körper
- Corona: Husten, Fieber, Schnupfen sowie Geruchs- und Geschmacksverlust, Symptome variieren stark
Medikamente und Impfung
- Affenpocken: Imvanex, hierzulande bislang nur gegen Menschenpocken zugelassen, Fachleute gehen allerdings auch von einer guten Wirksamkeit bei Affenpocken aus
- Corona: In Deutschland sind mittlerweile mehrere Impfstoffe und verschiedene Arzneimittel verfügbar
Herkunft
- Affenpocken: Eigentliches Vorkommen bei Nagetieren in West- und Zentralafrika, dort springen sie vereinzelt auf Affen und auf Menschen über, erstmals jedoch 1958 in einem dänischen Labor bei Affen nachgewiesen
- Corona: Sars-CoV-2 wurde erstmals vor etwa zweieinhalb Jahren entdeckt. Erste Menschen sollen sich auf einem Tiermarkt der chinesischen Stadt Wuhan angesteckt haben
Mutationen
- Affenpocken: Bei DNA-Viren wie den Affenpocken treten Mutationen seltener auf, da das Erbgut als recht stabil gilt im Vergleich zu RNA-Viren wie dem Coronavirus
- Corona: Sars-CoV-2 hat sich in den vergangenen zwei Jahren weiterentwickelt, dadurch wurde das Virus wesentlich leichter übertragbar
Der Virologe Streeck macht zudem darauf aufmerksam, dass man Affenpocken trotz allem ernst nehmen müsse. Normalerweise verlaufe eine Erkrankung mild, es gebe jedoch auch fieberhafte und schwere Verläufe sowie auch Todesfälle. Ungewöhnlich ist laut Streeck allerdings, dass es aktuell sehr viele Fälle gleichzeitig in kurzer Zeit gibt und das in verschiedenen Ländern. „Das lässt aufhorchen“, so der Virologe. (Helena Gries)