Sputnik-Schock: China testet Hyperschallrakete – USA will Wettrüsten starten

China hat eine atomwaffenfähige Hyperschallrakete getestet. Die USA sprechen von einem „Sputnik-Schock“ wie 1957.
Peking – Die USA sind in Aufruhr. Im vergangenen August bestätigte das Pentagon einen Raketentest in China. Eine sogenannte Hyperschallrakete soll abgefeuert worden sein.
Von Peking aus soll das Geschoss einmal um den Globus gekreist sein, ehe es sein anvisiertes Ziel um etwa 15 Kilometer verfehlte. Das Ereignis löste Besorgnis und Verwunderung in Amerika aus.
USA und China: Raketentest erinnert an Sputnik 1957
Es sei keine Rakete gewesen, sondern ein Raumfahrzeug. Auf diese Bezeichnung legte Chinas Regierungssprecher Zhao Lijian größten Wert, in einem Gespräche mit der Financial Times. Mit dieser einmaligen Stellungnahme Mitte Oktober war das Thema für die Volksrepublik offiziell beendet.
Die Hyperschallrakete
Hyperschallraketen können wie ballistische Raketen Atomwaffen tragen. Während ballistische Raketen jedoch in einem hohen Bogen auf einem klar definierten Kurs durch den Weltraum fliegen, können Hyperschallraketen die Erde mit mehr als fünffacher Schallgeschwindigkeit, etwa 6200 Kilometer pro Stunde, in einer niedrigen Umlaufbahn umkreisen. Sie sind zudem ferngesteuert und somit nur schwer zu erfassen und von Abwehrsystemen abzufangen.
Bei den USA sitzt der Schock tief. Medien berichten von einem „Sputnik-Schock“, der an das Jahr 1957 erinnert, als die Sowjetunion einen künstlichen Satelliten in die Erdumlaufbahn schoss. Damals gingen in den Vereinigten Staaten alle Warnglocken an. Das mächtigste Land der Welt fühlte sich auf einmal technisch – und somit auch militärisch – unterlegen. Die Folge war ein Wettrennen zwischen der USA und der Sowjetunion in den Bereichen der Raumfahrt und Rüstung.
Mark Milley, General und Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs und der Streitkräfte Amerikas, sagte im Interview mit BloombergTV, dass der neue Hyperschallraketentest dem Sputnik-Moment „sehr nahe“ käme. In jedem Fall sei die Entwicklung des chinesischen Waffensystems „äußerst besorgniserregend“ und sie würde mit „voller Aufmerksamkeit“ verfolgt werden. Mehreren Medienberichten zufolge sei auch US-Präsident Joe Biden über die Entwicklungen Chinas besorgt.
Wettrüsten mit China? USA wollen neue Technologien entwickeln
Peking dementiert weiterhin, mit Hyperschallwaffen zu experimentieren. Doch das skeptische Amerika ist mittlerweile selbst in den Entwicklungs-Wettkampf mit eingestiegen. Milley gab bekannt, dass die USA nun auch neue „Technologien testen und entwickeln“, angeblich eine „ganze Bandbreite an Hyperschall-Technologien, künstliche Intelligenz und Robotik.“
Vor Kurzem äußerte sich auch das Pentagon. Es teilte mit, dass Amerika bereits mehrere Tests durchgeführt hätte, die Teil der Entwicklung eines US-Hyperschallwaffensystems seien. Darüber berichtete Aljazeera. Man sei jedoch „mehrere Jahre im Rückstand“ verglichen mit der von China getesteten Technologie, warnt Amerikas größter Rüstungskonzern Raytheon. Die Entwicklungslücke zu den asiatischen Nachbarn wolle die USA nun schließen.
Chinas Raketentest: Welche Bedeutung hatte der Test wirklich?
In Amerika fühlte man sich von dem Test bedroht. Experten sehen darin jedoch keine Gefahr: „Die Bedeutung dieses chinesischen Tests wird übertrieben. Weil es sich hier um eine so ungewöhnliche Technologie handelt, waren einige Beobachter zunächst beunruhigt und verstört“, sagt Joshua Pollack, führender Experte für Nuklearwaffen und atomare Rüstungskontrolle in den Vereinigten Staaten. Seiner Ansicht nach sei der chinesische Flugkörper keine neue Technologie verbaut, berichtet die Tagesschau. Vielmehr sei das Flugobjekt mit einem Space Shuttle der Nasa vergleichbar.
Für Pollack ist der Raketentest lediglich ein Denkzettel seitens China: „Es scheint ein bisschen so, als wolle Chinas Führung allen zeigen, dass sie der Übermacht der USA nicht hilflos gegenübersteht. Sie will demonstrieren, dass China hochgradig ausgerüstet ist und nicht einfach ignoriert werden oder mit Verachtung gestraft werden kann.“
Die aktuellen Entwicklungen und Waffentests seien laut Pollack nicht bedenklich. Trotzdem seien die Spannungen zwischen China und Amerika durchaus besorgniserregend, denn: „An der grundsätzlichen Tatsache, dass beide Staaten in der Lage sind, sich gegenseitig mit Atomwaffen anzugreifen, hat sich nichts geändert. Weder China noch die USA sind in der Lage, der anderen Seite diese Fähigkeit eines atomaren Angriffs zu nehmen.“ (aa)