Chicago: US-Polizei tötet 13-Jährigen trotz erhobener Hände – neues Videomaterial aufgetaucht
Ein 13 Jahre alter Junge stirbt während eines Polizeieinsatzes in Chicago. Er soll eine Feuerwaffe getragen haben – doch das Videomaterial ist uneindeutig.
Update, 14:30 Uhr: Ein neues Video vom Tod des 13 Jahre alten Adam Toledo ist in den USA aufgetaucht. Es zeigt den Moment, in dem der Junge von einem Polizisten erschossen wird. Die Aufnahmen stammen von einer Überwachungskamera eines Geschäfts in der Nähe des Tatorts in Chicago.
Auch auf diesen Aufnahmen ist nicht zu erkennen, ob Toledo tatsächlich eine Waffe in den Händen hält, wie von der Polizei im Anschluss an seinen Tod behauptet wurde. Die Bilder lassen aber vermuten, dass Toledo, kurz bevor er stehen bleibt und seine Hände in den Himmel hebt, etwas wegwirft.
US-Polizist erschießt 13-jährigen Jungen - Nachbarschaft in Chicago ist entsetzt
Update vom Freitag, 16.04.2021, 11.10 Uhr: Der Tod eines 13 Jahre alten Jungen während eines Polizeieinsatzes in Chicao löst in der Nachbarschaft des Jungen Entsetzen aus. „Ich fühle mich, als hätte jemand meine Kindheit aus meinem Herzen gerissen. Und das ist das, was sie Adam angetan haben. Sie haben seine Kindheid weggenommen“, so der Anwohner Kristian Armendariz gegenüber dem Nachrichtenportal „The Daily Beast“.

Armendariz schloss sich anderen Menschen an, die zusammen für Gerechtigkeit für den 13 Jahre alten Adam Toledo demonstrieren. „Es gab keinen Grund, auf einen 13 Jahre alten Jungen zu schießen“, sagte eine Teilnehmerin. „Er war nur ein kleines Kind. Er hatte noch ein Leben zu leben. Es ist erschreckend, wie die Polizei hispanische Menschen behandelt.“
Der 13 Jahre alte Adam Toledo wurde während eines Polizeieinsatzes in Chicago erschossen. Die Beamten vermuteten, dass er eine Schusswaffe in der Hand hielt. Videoaufnahmen zeigen jedoch, dass der Junge mit erhobenen Händen vor der Polizei stand.
Chicago: US-Polizei erschießt 13-jährigen Jungen mit erhobenen Händen
Erstmeldung vom Freitag, 16.04.2021, 08.20 Uhr: Chicao – Nach dem Tod eines 13-Jährigen bei einem Polizeieinsatz in Chicago in den USA hat die Bürgermeisterin der US-Metropole zur Ruhe aufgerufen. Rathauschefin Lori Lightfoot appellierte am Donnerstag (15.04.2021) an die Bürger, das Ergebnis der Untersuchung des Vorfalls abzuwarten.
„Wir leben in einer Stadt, die durch eine lange Geschichte von Polizeigewalt und -fehlverhalten traumatisiert ist“, sagte Lightfoot. Wut und Schmerz über den Vorfall, bei dem Ende März der 13 Jahre alte Adam Toledo durch den Schuss eines Polizisten getötet wurde, seien daher verständlich.
13-Jähriger in Chicago erschossen: Bodycam-Aufnahmen veröffentlicht
US-Medien berichteten, zu dem Polizeieinsatz im März sei es gekommen, weil Schüsse aus der Gegend in Chicago gemeldet worden seien. Als die Beamten eintrafen, fanden sie Toledo und einen 21 Jahre alten Mann vor, die vor den Polizisten flüchteten. Als die Beamten sie in einer Gasse stellten, soll der 13 Jahre alte Toledo sich umgedreht und eine Waffe auf die Polizisten gerichtet haben.
Daraufhin habe der Beamte Eric Stillman geschossen. Die Polizei-Aufsichtsbehörde Copa veröffentlichte am Donnerstag (15.04.2021) Aufnahmen von Kameras, die die Polizisten am Körper trugen (Bodycams). Daraus geht aber nicht eindeutig hervor, ob Toledo zum Zeitpunkt des tödlichen Schusses selbst eine Pistole in der Hand hatte. Deutlich zu sehen ist aber, dass Toledo seine Hände nach oben gestreckt hatte, eine Sekunde bevor der Polizist ihn mit einem Schuss in die Brust tötete.
Polizeigewalt ist seit langem ein hitzig debattiertes Thema in den USA, vor allem in Zusammenhang mit Rassismusvorwürfen. Derzeit läuft in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota wegen der Tötung des Afroamerikaners George Floyd der Prozess gegen den weißen Ex-Polizisten Derek Chauvin.
Polizeigewalt in den USA: 20-Jähriger in Minneapolis erschossen
Am vergangenen Sonntag erschoss eine Polizistin in Brooklyn Center im Norden von Minneapolis einen 20-jährigen Schwarzen bei einer Verkehrskontrolle. Auch infolge dieses Vorfalls kam es zu Protesten unter dem Motto „Black Lives Matter“ (auf Deutsch etwa: „Schwarze Leben sind wichtig“), die teils in Ausschreitungen mündeten. Bei dem getöteten Jugendlichen Adam Toledo handelte es sich nicht um einen Afroamerikaner. (Marvin Ziegele mit Agenturen)