Es galt als sicher, dass die Regierung die Abstimmung gewinnen würde. Bei einer Niederlage wäre eine baldige Neuwahl unausweichlich - das wollen selbst die Johnson-Gegner in der Tory-Partei jedoch wegen schlechter Umfragewerte derzeit unbedingt vermeiden.
Erstmeldung: London – In Großbritannien tobt ein erbitterter Kampf um die Nachfolge von Premierminister Boris Johnson. Liz Truss, Außenministerin, ging ihre Konkurrent:innen bei einer Fernsehdebatte hart an. Dem Ex-Finanzminister Rishi Sunak warf sie vor, Großbritannien durch Steuerhöhlungen in die Rezession geführt zu haben.
Auch Penny Mordaunt, frühere Verteidigungsministerin attackierte Sunak wegen seines Reichtums und mutmaßlicher Steuertricks seiner Familie. Sunak lag bislang bei den parteiinternen Abstimmungen der Tory-Partei über die Johnson-Nachfolge vorne. Allerdings sind noch fünf weitere Kandidat:innen im Rennen - Sunak, Mordaunt und Tuss haben jedoch die besten Chancen.
Suella Braverman, Generalstaatsanwältin für England und Wales, behauptete, dass Mordaunt „zu woke“ sei, um die Tories anzuführen, beziehungsweise Premierministerin zu werden. „Wir alle wissen, was vor sich geht – genau das ist die toxische Politik, die die Menschen satt“ haben, konterte Mordaunt, die sich für Transgender-Rechte einsetzt. Tatsächlich ist „woke“ ein abfälliger, rechter Kampfbegriff wie „Political Correctness“ oder „Gutmensch“.
Die Kandidat:innen für die Nachfolge von Boris Johnson treten in mehreren Wahlrunden gegeneinander an – bis zum Mittwoch (20. Juli) soll klar sein, wer in die Stichwahl geht. Zuvor gibt es am Montag (18. Juli) und Dienstag (17. Juli) weitere Abstimmungen. Am Montag (5. September) wird der/die neue Parteivorsitzende gewählt.
Wer gewinnt, wird zugleich das Amt von Johnson übernehmen. Dieser war nach einer parteiinternen Revolte von seinem Amt zurückgetreten. Johnson will die Geschäfte allerdings noch fortführen, bis es eine Entscheidung über seine Nachfolge gibt. Der Politiker war kürzlich erneut in die Kritik geraten.
Wie der Nachrichtensender Sky News berichtete, gab der Johnson eine private Party auf dem luxuriösen Landsitz Chequers. Kurz zuvor hatte die Regierung noch wegen der Hitze den Katastrophenfall ausgerufen und eine Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra eingerufen. Johnson erschien jedoch nicht.
Angela Rayner, stellvertretende Chefin der oppositionellen Labour-Partei, sprach von einer „Zombie-Regierung“ und forderte Johnson auf, seinen Platz zu räumen, „wenn er immer noch nicht in der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen“. Es brauche einen Plan, wie Menschen angesichts der Hitze bei der Arbeit, im Verkehr, Schulen, Krankenhäusern und Pflegeheimen sicher seien, so Rayner weiter. (mse)