Bitterstoffe in Obst und Gemüse: Warum sie so gesund sind
Bitterstoffe in Obst und Gemüse haben gleich mehrere positive Effekte auf die Gesundheit. Darum sind sie auch bei einer Diät hilfreich.
Frankfurt - Ein bitterer Geschmack auf der Zunge soll uns vor Gift warnen. Im Fall von Bitterstoffen in Gemüsesorten wie Chicorée oder Rucola ist das aber eher kontraproduktiv. Sie haben keine giftige, sondern eine gesundheitsfördernde Wirkung. Bitterstoffe können antientzündlich wirken und die Verdauung fördern. Hinzu kommen viele weitere gesundheitliche Vorteile. Daher empfehlen Ernährungswissenschaftler:innen, bitteres Obst und Gemüse öfter in den Speiseplan zu integrieren.
Insgesamt schmecken wir fünf Geschmacksrichtungen: bitter, süß, salzig, sauer und umami. Mit umami ist herzhaft gemeint, der Begriff wird oft als „fleischig“, „käsig“, „erdig“ oder „rauchig“ übersetzt. Während die anderen Geschmacksrichtungen mehr oder weniger intensiv wahrgenommen werden können, gibt es für bitter keine Abstufung. Viele meiden daher bittere Lebensmittel, da die von Pflanzen produzierten Bitterstoffe abschrecken sollen. Dabei handelt es sich nur um einen pflanzeneigenen Abwehrmechanismus, denn tatsächlich sind viele bittere Lebensmittel wie Ingwer oder Radieschen gar nicht giftig.

Wofür sind Bitterstoffe in Obst und Gemüse gut?
Ein weiterer Grund, warum Bitterstoffe abschreckend wirken, sind industriell gefertigte Lebensmittel, die häufig stark gesüßt werden. Unsere Zunge ist daher bittere Lebensmittel kaum noch gewohnt. Das liegt nach einem Bericht der Apotheken Umschau auch daran, dass Bitterstoffe häufig durch Züchtung reduziert oder gänzlich entfernt werden. Dabei haben sie folgende gesundheitsfördernde Wirkungen auf den Körper:
- Antientzündliche Wirkung
- Senkung der Blutzuckerwerte
- Förderung der Verdauung
- Stärkung des Immunsystems
- Schnellere Sättigung
- Weniger Heißhunger nach Süßigkeiten
- Quelle: SWR
Abnehmen mithilfe von Bitterstoffen in Obst und Gemüse
Bei einer Diät helfen sie gleich mehrfach: Bitterstoffe, senken den Blutzucker und sorgen für eine vermehrte Ausschüttung von Verdauungssekret. Das führt zu einer schnelleren und besseren Verdauung. Daher können Bitterstoffe in einem besonders fettigen oder schwer verdaulichem Essen unterstützend wirken. Zudem machen die Bitterstoffe auch noch statt. Sie docken an die Darmzellen an und produzieren so das „Sattmacher-Hormon“ namens GLP-1. Durch die sättigende Wirkung helfen sie laut dem Bundeszentrum für Ernährung gegen Heißhunger auf Süßigkeiten.
Professor Matthias Laudes der Universitätsklinik Kiel stellt in seiner Untersuchung fest, dass übergewichtige Menschen bitter intensiver schmecken als schlanke Menschen. Gegenüber dem SWR erklärt er: „Wir glauben, dass das einen Anteil daran haben könnte, dass die übergewichtigen Menschen dazu neigen, mehr energiereiche süße Speisen zu essen.“
Um den bitteren Geschmack etwas appetitlicher zu machen, kann man ihn einfach mit fruchtig-süßlichen Lebensmitteln kombinieren. Wie zum Beispiel Chicorée mit Granatapfelkernen oder Tomaten. Aber auch einige Obstsorten wie Grapefruit oder Kumquat enthalten die gesunden Bitterstoffe. Wer sich mit dem bitteren Obst und Gemüse nur schwer anfreunden kann, kann auch Gewürze wie Zimt oder Ingwer verwenden. Lebensmittel wie Ingwer können durch das enthaltene Vitamin C zudem eine positive Wirkung auf das Immunsystem haben.
Diese Lebensmittel enthalten die gesunden Bitterstoffe:
Jedoch gibt es auch eine gute Nachricht, für alle die nicht so gerne bitter essen. „Es gibt den Mere-Exposure-Effekt. Das heißt ich mag das, was ich gewohnt bin,“ sagt die Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm gegenüber dem SWR. Das bedeutet, je öfter man bittere Lebensmittel isst, umso appetitlicher werden sie.
- Gemüse und Salat: Chicorée, Rucola, Radieschen, Fenchel, Spargel, Sellerie, Auberginen, Artischocken, Spinat, Mangold, Grünkohl, Wirsing, Rosenkohl, Brokkoli, Endivien-Salat, Radicchio, Meerrettich, Löwenzahn
- Obst: Zitrusfrüchte (Zitrone, Grapefruit, Kumquat)
- Kräuter und Gewürze: Ingwer, Pfefferminz, Kurkuma, Senf, Zimt, Anis, Lorbeer, Kümmel, Kerbel, Estragon
- Quelle: SWR und Apotheken Umschau
Durch die entzündungshemmende Wirkung der Bitterstoffe können diese auch bei chronischen Erkrankungen hilfreich sein. Doch beim Kochen gibt einige Tipps bei der Zubereitung von entzündungshemmenden Lebensmitteln zu beachten. (mm)