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Krankheits-Ursache gefunden? Forschung entdeckt Darmbakterium, das Parkinson auslösen könnte

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Von: Ulrike Hagen

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Forschende haben eine Entdeckung gemacht, die bahnbrechend sein könnte: Sie haben einen Bakterienstamm im Darm identifiziert, der die Ursache für Parkinson sein könnte.

Helsinki – Finnische Forschende haben in einer Tierstudie einen bestimmten Bakterienstamm im Darm identifiziert, der die Ursache für Parkinson sein könnte. Die Ergebnisse der Studie des Wissenschaftler-Teams von der Universität Helsinki, das auf dem Schweizer Wissenschaftsportal frontiers veröffentlicht wurden, könnten Ärzt:innen dabei helfen, Menschen, die diese speziellen Bakterien in sich tragen, aufzuspüren und sie als potenzielle Ziele für zukünftige Therapien zu nutzen.

Ein Forscher blickt auf einen Bildschirm
Forschende haben einen Test entwickelt, der Parkinson noch vor Ausbruch der Krankheit feststellen kann. © Paul Hartl/imago/Symbolbild

Forschende vermuten „Parkinson-Proteine“ als Schlüsselindiz für die Erkrankung

Weltweit sind über 10 Millionen Menschen von der Krankheit betroffen, laut der Deutsche Parkinson Gesellschaft (dpg) sind allein in Deutschland rund 400.000 Menschen erkrankt. Die Schüttelkrankheit kündigt sich oft Jahre im Voraus durch Frühwarnzeichen an – ein neuer Parkinson-Test erkennt die Krankheit bereits vor Ausbruch. Erst im letzten Jahr wurden in einer anderen Studie Risikofaktoren für Parkinson untersucht.

Parkinson führt zu verschiedenen Folgeerscheinungen wie Demenz, Depressionen und Schwierigkeiten beim Sprechen und Essen. Typischerweise sind motorische Störungen ein charakteristisches Symptom.

Die Hauptursache von Parkinson, für das es derzeit keine Heilung gibt, ist den Forschenden immer noch unbekannt. Es wird jedoch angenommen, dass die Erkrankung durch eine Kombination von genetischen und Umweltfaktoren ausgelöst wird. Bekannt ist, dass Menschen mit Parkinson-Krankheit vermehrt Ablagerungen des Proteins Alpha-Synuclein im Gehirn aufweisen, sogenannte „Parkinson-Proteine“.

Krankheits-Ursache gefunden? Forschende entdecken Darmbakterium, das Parkinson auslösen könnte

Diese Ablagerungen spielen eine Rolle bei der Veränderung von Nervenzellen im Gehirn, ähnlich wie bei Demenz und Alzheimer. In Tierstudien haben die finnischen Forschenden spezifische Stämme des Bakteriums Desulfovibrio im Darm identifiziert, die möglicherweise für die Anhäufung dieser „Parkinson-Proteine“ verantwortlich sind.

Vorherige Studien hatten bereits Hinweise auf eine mögliche Rolle des Darmbakteriums bei Parkinson geliefert. Professor Per Saris, ein beteiligter Mikrobiologe, erklärt: „Die Ergebnisse einer vorangegangenen Studie deuteten darauf hin, dass Desulfovibrio-Bakterien etwas mit dem Ausbruch der Krankheit zu tun haben könnten.“ Es wird schon seit Jahren vermutet, dass ein Toxin oder Bakterien, die Toxine produzieren, Parkinson verursachen könnten.

Verstopfung: Frühwarnzeichen für eine erst nach Jahren auftretende Erkrankung

Der Hintergrund: Verstopfung geht als Frühwarnzeichen von Parkinson oft den ersten Bewegungsstörungen voraus, teilweise sogar zehn Jahre vor dem Auftreten der Symptome, wenn das Gehirn bereits Schäden aufweist. „Daher war es nur logisch, Bakterien als Ursache für die Alpha-Synuclein-Häufung zu untersuchen“, so Saris. Neben Bakterien können auch verschiedene andere Faktoren wie bestimmte Lebensmittel die Darmflora beeinträchtigen.

Die Forschungsleiter identifizierten Desulfovibrio-Bakterien in den Stuhlproben von zehn Parkinson-Patienten. Anschließend wurden diese Proben an Würmer verabreicht, um zu untersuchen, welche Tiere vermehrt Alpha-Synuclein-Proteine produzierten. Es stellte sich heraus, dass die Würmer der Parkinson-Patienten signifikant höhere Mengen dieser Proteine aufwiesen. Zudem starben sie auch früher im Vergleich zu den Würmern, die mit Stuhlproben von gesunden Menschen gefüttert wurden.

Parkinson: Diese Symptome können die Krankheit schon Jahre zuvor ankündigen

Beseitigung der Bakterien im Darm könnte neuer Therapieansatz bei Parkinson sein, so Forscher

Die Forschenden diskutieren nun einen möglichen neuen Therapieansatz für Parkinson, indem sie schädliche Bakterien im Darm entfernen. Sie betonen, dass das Screening von Personen, die die Desulfovibrio-Stämme in sich tragen, und die anschließende Beseitigung dieser Bakterien aus dem Darm dazu beitragen könnten, Parkinson vorzubeugen. Darüber hinaus könnten diese Maßnahmen möglicherweise die Symptome von Parkinson-Patienten lindern und den Verlauf der Krankheit verlangsamen.

Der nächste Schritt besteht darin, Erbinformationen zu vergleichen, um genetische Unterschiede zwischen den Bakterien von Menschen mit und ohne Parkinson-Krankheit zu identifizieren.

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