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Zug statt Flieger: Immer mehr Menschen reisen mit der Bahn ins Ausland

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Von: Helmi Krappitz

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Immer mehr Menschen fahren mit dem Zug ins Ausland
408600583.jpg © picture alliance/dpa | Daniel Karmann

Bahnreisen ins Ausland boomen. Metropolen der deutschen Nachbarländer sind gut angebunden. Doch bei Fahrten über mehrere Grenzen gibt es Probleme.

Frankfurt am Main/Berlin – Bahn statt Flugzeug lautet offenbar das neue Motto: Immer mehr Menschen entscheiden sich für die Bahnfahrten ins Ausland. Im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2019 sei der internationale Fernverkehr 2022 um 30 Prozent gestiegen, teilte die Deutsche Bahn mit. Mehr als 21 Millionen Menschen reisten mit dem Zug über die Grenze. 2019 lag der Anteil der Auslandsreisen am gesamten Fernverkehrs des Konzerns bei 13 Prozent – und stieg bis 2022 um drei Prozentpunkte auf 16 Prozent. Im ersten Quartal 2023 verzeichnete die Deutsche Bahn 4,4 Millionen Fahrgäste ins Ausland.

Fernreise-Boom bei der Bahn: Die meisten Fahrten gehen in die Nachbarländer

Von Deutschland aus seien inzwischen rund 200 Ziele im europäischen Ausland direkt erreichbar. Mit dem 49-Euro-Ticket kann man hier in der Regel nicht fahren, da es nicht für den Fernverkehr gilt. „Der internationale Fernverkehr ist damit nicht nur zentral für die Deutsche Bahn, der starke Zuspruch steht auch für das Zusammenwachsen Europas auf der Schiene“, teilte Bahnchef Richard Lutz mit.

Die meisten Auslandsfernreisen gehen in Deutschlands Nachbarländer. Besonders Fahrten nach Frankreich und Österreich seien beliebt. „Absolut am stärksten sind die Relationen Frankfurt/Stuttgart-Paris, Frankfurt-Brüssel und Frankfurt-Amsterdam“, gab die Bahn bekannt. Bei Auslandsfahrten kooperiert sie in der Regel mit ausländischen Bahn-Unternehmen. So kommen etwa im deutsch-französischen Hochgeschwindigkeitsverkehr sowohl ICE- als auch TGV-Züge zum Einsatz.

Nachholbedarf: Schlechte Verbindungen über mehrere Ländergrenzen hinweg

Diese Angebote gelten nicht für alle europäischen Länder: Erheblichen Nachholbedarf gibt es bei Fahrten über mehrere Ländergrenzen hinweg. Wer etwa von Deutschland über Frankreich weiter nach Spanien und Portugal oder nach Osteuropa reisen will, hat es mit der Bahn nach wie vor schwer. Die Fahrpläne sind nicht aufeinander abgestimmt. Auch die Fahrkarten müssen umständlich bei den jeweiligen Zuganbietern in den Ländern gebucht werden.

Reisen nach Italien sehen etwas besser aus: Dorthin bietet die Österreichische Bundesbahn Nachtzuglinien auch von Deutschland aus an. Zudem gibt es nächtliche Direktverbindungen von Berlin über Hamburg bis nach Stockholm, die von schwedischen Bahnunternehmen angeboten werden.

Infrastruktur: Ausbau von Ticketportalen, Schienennetzen und Oberleitungen nötig

Expert:innen bemängeln die Koordinierung der Bahnkonzerne. „Von Deutschland nach Paris kommen sie sehr gut“, sagt etwa Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn. „Aber fahren sie mal von Deutschland nach Bordeaux, da sieht es dann schon ganz anders aus.“ Tickets für solche Fahrten könne man nicht komplett über das Portal der Deutschen Bahn buchen. „Hier ist es dringend erforderlich, ein Portal zu schaffen, auf dem ein Ticket für die gesamte Reisestrecke gebucht werden kann“, so der Interessensverband Allianz pro Schiene.

Für einen reibungslosen Zugverkehr in Europa bedarf es auch einer besseren Infrastruktur. In Deutschland etwa ist der Sanierungsbedarf groß. Zahlreiche Baustellen auf dem an vielen Stellen maroden Netz bremsen den Verkehr aus und sorgen für eine hohe Unpünktlichkeit. Zudem fehlt es an vielen Grenzübergängen an Oberleitungen. „Aktuell sind lediglich 27 von 56 Grenzübergängen in Europa elektrifiziert“, heißt es bei der Allianz pro Schiene. „Das bedeutet unnötige Einschränkungen für die Züge des Fernverkehrs, die ausschließlich elektrisch unterwegs sind.“

Es bleibt viel zu tun mit Blick auf das Zugangebot in Europa. Die Allianz pro Schiene ist dennoch zuversichtlich, dass mit der steigenden Nachfrage auch das Angebot nachziehen werde. „Zugreisen werden einfacher und komfortabler - es ist also zu erwarten, dass die Nutzerzahlen auch künftig steigen“, teilt der Verband mit. (hk/dpa)

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