Nach tödlichen Schüssen in Mercedes-Werk: Erstes Opfer bestattet, Produktion wird wieder aufgenommen
Bei Mercedes in Sindelfingen herrschte tagelang Ausnahmezustand. Es gab eine Gedenkfeier in der Halle, wo die tödlichen Schüsse fielen. Nun soll wieder der Alltag einkehren.
Sindelfingen – Nach den tödlichen Schüssen in einer Mercedes-Produktionshalle in Sindelfingen soll wieder Normalität einkehren. Erst vor mehreren Tagen spielten sich schreckliche Szenen in der sogenannten Factory 56 ab. Zwei Kollegen sind am Donnerstagfrüh in der Halle von Schüssen aus einer Pistole getroffen und tödlich verletzt worden. Die beiden Opfer im Alter von 44 Jahren kannten den mutmaßlichen Todesschützen, sie waren Kollegen. Alle drei arbeiteten für die Logistikfirma Rhenus.
Mercedes hatte die Produktion in der Halle nach der Tat am Donnerstag gestoppt. Bis Sonntag stand dort alles still. Luxuslimousinen wie die Mercedes E-Klasse, die S-Klasse sowie der EQS rollen in Sindelfingen bei Stuttgart vom Band. Der Standort gilt als einer der traditionsreichste Fertigungsstandort des Autobauers.
Schweigeminute nach tödlichen Schüssen im Mercedes-Werk
In dem Werk gab es am Montagvormittag eine Schweigeminute. Das teilte ein Unternehmenssprecher im Anschluss mit, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. Auch an anderen Standorten des Autobauers waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu eingeladen, zu diesem Zeitpunkt innezuhalten. Der Sprecher ging davon aus, dass sich nahezu die gesamte Belegschaft des Werks an der Schweigeminute beteiligte. Auch die Bänder standen weitgehend still. An dem Gedenken nahmen auch Vorstandsvorsitzender Ola Källenius und Vertreter der Logistikfirma Rhenus teil. Für die Beschäftigten in der von der Tat betroffenen Halle gab es darüber hinaus jeweils vor Produktionsbeginn eine gesonderte Gedenk- und Informationsveranstaltung.

Unterdessen wurde nach Angaben der örtlichen Ditib-Gemeinde eines der Opfer beigesetzt. Der Sarg mit dem Leichnam sei bereits am Samstag zusammen mit der Familie in die Türkei geflogen worden, sagte ein Moschee-Sprecher am Montag. Die Beerdigung habe am Sonntagnachmittag stattgefunden. Die Leiche des zweiten Opfers sollte demnach am Montag in die Türkei überführt werden, die Beisetzung finde voraussichtlich am Dienstag statt. Bereits am Samstag hatten sich rund 1.000 Menschen an der Moschee zu einem Trauergebet für die Opfer versammelt.
Nach tödlichen Schüssen in Sindelfingen: Tatmotiv weiterhin unklar
Die Hintergründe der Tat waren auch zu Wochenbeginn weiter unklar. Es gebe keine neuen Erkenntnisse, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Der Verdächtige hatte sich bislang nicht geäußert. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft ging davon aus, dass die Klärung des Motivs noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Das lasse sich erst zuverlässig beurteilen, wenn alle Beweise gesichtet seien, sagte er am Montag. Ausgeschlossen werden könne aus diesem Grund noch nichts, auch kein politischer Hintergrund. An der Aufklärung der Tat arbeitet aktuell eine Ermittlungsgruppe mit dem Namen „Halle“. (ml/dpa)