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Radikale Änderungen bei der ARD: Das kommt auf Zuschauer zu 

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Von: Romina Kunze

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Klassisches Fernsehen ist out, Streaming ist in – so auch bei der ARD. Der öffentlich-rechtliche Senderverbund plant daher eine „große Veränderung“.

Hannover – Bei der ARD steht die „größte Veränderung in der Geschichte des Senderverbunds“ bevor. Das kündigte die Sendergruppe auf ihrer Homepage infolge einer Sitzung in Hannover Anfang Februar an. Ein wesentlicher Teil dieser Veränderung beim Fernsehen-Giganten: das digitale Angebot künftig stärken – und zwar zum Nachteil des linearen Programms.

Wie dieser großangelegte Veränderungsprozess genau aussehen soll, wird in der Mitteilung der ARD nicht näher ausgeführt. Allerdings soll künftig ein Großteil der finanziellen Mittel in die digitalen Angebote fließen. Demnach sollen bis 2028 rund 250 Millionen Euro aus dem Etat des linearen Programms umgeschichtet werden, um den Bildungsauftrag „auch im Digitalen noch besser erfüllen zu können“. In der Vergangenheit wurden dafür bereits mehr als 150 Millionen Euro pro Jahr freigemacht.

250 Millionen Euro für digitale Angebote – ARD investiert in „Zukunft des Journalismus“

Ziel dieser Umschichtung ist laut der ARD, künftig Sendungen mit tieferer Recherche anbieten zu können. Gemäß: Qualität statt Quantität? Bleibt abzuwarten. Alle Sender des Verbunds sollen jedenfalls stärker zusammenarbeiten, nachdem jüngst einige TV-Sender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vor dem Aus gestanden hatten. Eine Steuerungsgruppe aus elf ARD-internen Fachleuten soll geformt, crossmediale journalistische Kompetenzzentren sollen aufgebaut werden. Dabei will sich die ARD zunächst auf die vier Bereiche Hörspiel, Gesundheit, Klima und Verbraucher fokussieren. Weitere Themenfelder sollen hinzukommen.

NameArbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
ArtRundfunkverbund
Gründung5. Juni 1950, Westdeutschland
HauptsitzBerlin
HaupteinnahmequelleRundfunkbeiträge (GEZ)
Erträge durch GEZ (2020)8,11 Milliarden Euro

Ist die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens also digital? ARD-Vorsitzenden Kai Gniffke drückt die Veränderung beim Rundfunkverbund zumindest so aus: „Im Maschinenraum der ARD wird an der Zukunft des Journalismus gearbeitet. Wir schaffen die konkreten Voraussetzungen für die neue ARD, die ihre Kräfte mit Blick auf die Bedürfnisse der Menschen bündelt“. Binnen eines Jahres sollen die Änderungen „dieser neuen ARD“ bereits Konturen annehmen.

ARD-Mediathek immer gefragter: Ab Herbst 2023 soll die Nutzung personalisierter und regionaler werden

Wie diese Konturen mitunter aussehen könnten, lässt sich zumindest im Bereich der ARD-Mediathek erahnen. Deren Nutzung soll – auch im Zuge einer wachsenden Nachfrage – spätestens im zweiten Halbjahr 2023 „deutlich komfortabler“ werden, wie ARD-Programmdirektorin Christine Strobl ankündigte.

Ein Handy und ein Laptop mit den Logos der „Tagesschau“ und von Tagesschau24.
Sieht so die Zukunft des Fernsehens aus? Die ARD-Mediathek. (Symbolfoto) © Joko/Imago

Nutzerinnen und Nutzer anderer Streamingdienste, wie Netflix oder Amazon Prime, kennen die personalisierten Vorschläge durch die Plattform. Unter „Empfehlungen für dich“ werden Serien, Dokus und Filme basierend auf vorheriger Nutzung angezeigt. Ähnlich personalisiert soll auch die ARD-Mediathek werden. Außerdem soll sie auch auf regionale Vorlieben der Nutzenden verstärkt eingehen. Erste Änderungen gab es hier bereits im Sommer 2022, als die Online-Angebote eines ARD-Senders eingestellt wurden

Änderungen bei der ARD im Sinne des Zeitgeistes? Streaming-Nutzung nimmt zu

Hat der Rundfunkverbund damit die Zeichen der Zeit erkannt? Zumindest lassen sich so die Ergebnisse der eigenen ARD/ZDF Onlinestudie von 2022 deuten: Vier von fünf Menschen in Deutschland nutzen täglich das Internet, deren Unterhaltung durch Streamingdienste nimmt zu.

Nutzerinnen und Nutzer ab 14 Jahren verbringen der Studie zufolge durchschnittlich 160 Minuten am Tag mit Medieninhalten im Web, davon im Schnitt 76 Minuten täglich auf Onlinedienste wie Netflix, Amazon Prime oder Youtube und Mediatheken. Ein Zuwachs von zwölf Minuten zum Vorjahr. Und: wenig überraschend verbringen jüngere Menschen mehr Zeit im Internet als Ältere. Während Jüngere – das genau Alter wird nicht genannt – fast fünf Stunden mit medialen Internetinhalten verbringen, beschäftigten sich Menschen ab 70-Jährige nur eine gute dreiviertel Stunde. (Romina Kunze)

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